„Wir arbeiten inzwischen vollständig in der Cloud“, berichtete Benjamin Beinroth, Senior Vice President IT & Processes bei Fressnapf. „Dadurch können wir digitale Lösungen schneller und günstiger umsetzen als zuvor.“ Die Arbeit in der Wolke dient als Grundlage für das geplante „360-Grad Ökosystem“. In diesem will der Tierbedarfshändler mit digitalen Lösungen für die Kundschaft, die Mitarbeitenden in der Filiale und der Zentrale sowie für alle Backend-Prozesse ganzheitlich vernetzt sein.
Die Lösungen reichen von einem Hundetracker und Online-Tierarztterminen bis hin zu „MIA“. Der smarte Assistent „MIA“ unterstützt Filialmitarbeiter:innen bei der Aufgabenverwaltung in den Geschäften, ermöglicht ihnen Zugriff auf alle Kundendaten und hilft über eine Task-Management-Lösung des Technologiepartners „q.beyond“, Produkte mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum zu sortieren. Die Lösung erhielt in diesem Jahr den „reta award“ des EHI.
Echtzeit-Verfolgung
Der nächste Schritt ist die smarte Kontrolle aller Warenströme. Das Ziel der Krefelder: „Keine Lücke im Regal“, wünscht sich Projektleiter Lucas Müntjes. Das Liefernetzwerk der Fressnapf-Gruppe reicht von China bis Nordamerika und umfasst ganz Europa. Der Transport der jährlich etwa 10.000 Container und über 25.000 LKW erfolgt multimodal über Seeweg und Straße. Einen Kernbestandteil des Digitalisierungsprojekts bildet Shippeo, eine KI-basierte Plattform zur Transportverfolgung.
Fressnapf arbeitet vollständig in der Cloud.
Benjamin BeinrothDie Plattform bündelt alle Transportdaten von Fressnapf auf einem Dashboard und trackt den Warenfluss aus Nordamerika, China und Europa zu den fünf Lagerstandorten in Deutschland. Durch die Integration der Transport-Management-Systeme und den Anschluss an die Telematiksysteme der Verlader sammelt die Shippeo-Plattform Standort- und Bestellinformationen entlang der Lieferkette. Ein Algorithmus für maschinelles Lernen nimmt dabei Informationen von Systemen im gesamten Fressnapf-Transportnetz auf und gibt Prognosen für den erwarteten Lieferzeitpunkt.
Der Tiernahrungshändler kann über die Plattform genauere Tracking-Daten abrufen und im Fall von Störungen schneller reagieren, um Out-of-Stock-Situationen zu vermeiden, so Müntjes. „In Situationen wie der kürzlichen Blockade im Suezkanal kommt es zu Verzögerungen in der Supply Chain und der Warenversorgung.“ Die Plattform schlägt geeignete Gegenmaßnahmen und Routen vor, die die Transitzeit verkürzen können, indem die Waren zum Beispiel per Flugzeug oder Bahn statt mit dem Schiff zum Ziel gebracht werden. Die Lagerstandorte können automatisch per E-Mail über den Sendungsstatus informiert werden und erhalten einen Link, über den sie ihre Lieferungen in Echtzeit verfolgen können.
Wir wollen keine Lücken im Regal.
Lucas MüntjesFressnapf: 1.680 Märkte in elf Ländern
Die Fressnapf-Gruppe ist eine Fachhandelskette für Tiernahrung und -zubehör. Das Unternehmen ist heute in elf europäischen Ländern mit insgesamt 1.676 Fachmärkten unter den Vertriebslinien „Fressnapf“ und „Maxi Zoo“ präsent. In Deutschland betreibt Fressnapf den größten Teil seiner Märkte im Franchise-, international im Filialsystem. Zum Jahreswechsel 2020/2021 übernahm Fressnapf den dänischen Wettbewerber Petworld mit insgesamt 36 Standorten. Fressnapf verzeichnete für das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 einen Jahresbruttoumsatz von rund 2,5 Mrd. Euro – ein Plus von 8,7 Prozent zum Vorjahr.