Bereits in den letzten Jahren sei der Wettbewerb intensiver geworden. Die Pandemie verschärfe demnach diesen Strukturwandel weiter. Die Mehrheit der befragten Nonfood-Unternehmen haben Anzahl und Volumen von Ladenbauprojekten deutlich heruntergefahren oder auf das laufende Jahr 2021 verschoben. „In dem bislang stark fragmentierten Ladenbaumarkt wird zwangsläufig eine Konsolidierung in Form von Übernahmen und Zusammenschlüssen zu größeren, schlagkräftigeren Unternehmen stattfinden“, so Claudia Horbert, Forschungsbereichsleiterin Ladenplanung und Design im EHI.
Nur wenige Dienstleister werden sich als Nischenanbieter neu positionieren können, z. B. für hochwertige Innenausbauten für eine kaufkräftige Zielgruppe und damit einen der derzeit wachstumsträchtigsten Bereiche. Bei einigen Unternehmen werden die Aufwendungen nach dem jetzigen Planungsstand lediglich bei 50-70 Prozent des ursprünglichen Investitionsvolumens liegen. Dennoch erwarten über 53 Prozent der Ladenbauverantwortlichen, besonders in Unternehmen des täglichen Bedarfs, gleichbleibende Investitionen, 10 Prozent prognostizieren eine Steigerung, fast 37 Prozent hingegen bereiten sich auf Kürzungen vor.
Digitalisierungsschub
In den Ladenplanungsabteilungen des Handels hat die Corona-Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt. Demnach hat die nun überwiegend digitale Kommunikation – bedingt durch Homeoffice und Remote Work – den Austausch innerhalb der eigenen Abteilung wie auch mit anderen Fachabteilungen deutlich verbessert. In 57 Prozent der befragten Unternehmen sind neue, sehr agile Projektstrukturen über Abteilungen hinaus entstanden, so dass Entscheidungen jetzt deutlich schneller getroffen werden können. Dank virtueller Projektmeetings und digitaler Projektpräsentationen unter Einbindung externer Partner wie Architekten oder Lieferanten – in Echtzeit – wird die gesamte Prozesskette digitaler.
Sicherheit und Hygiene als Bestandteil des Store-Konzepts
Waren viele der Schutzmaßnahmen zunächst nicht auf Dauer ausgelegt, so geht man jetzt davon aus, dass Schutz- und Hygienekonzepte den Handel mindestens noch bis Ende 2021 begleiten werden. Daher setzen alle Handelsunternehmen nach den anfänglichen Provisorien auf optisch ansprechendere Lösungen, die Teil des gestalterischen Gesamtkonzepts sein sollten. Ein Store-Design ohne Barrieren zwischen Kundschaft und Personal wird unter Corona zu einem POS, der von Abschottung und Sicherheitsmaßnahmen geprägt ist. Eintrittsbeschränkungen, Laufwege, Abstandsmarkierungen, Schutzwände oder Desinfektionsstationen sind nur einige der vielen Beispiele. 70 Prozent der befragten Handelsunternehmen setzen dabei auf möglichst variable Schutzkonzepte, die sie, sobald sie nicht mehr benötigt werden, wieder entfernen können.
Gesteigerte Akzeptanz von SB-Kassen
Zwar hat die Corona-Pandemie die Akzeptanz von SB-Kassen und bargeldlosen bzw. mobilen Zahlungsvarianten gesteigert, die Kassenzone erachtet die Mehrheit der befragten Handelsunternehmen jedoch weiterhin als einen zentralen Punkt in der Interaktion von Kundschaft und Handel, auf den sie nicht verzichten möchten. Eine knappe Mehrheit von 53,3 Prozent beobachtet eine Steigerung der mobilen Bezahlungen und ein Drittel eine häufigere Nutzung von Self-Checkout-Kassen. Nur auf den LEH bezogen, wo diese Systeme am häufigsten vorkommen, würde die Zahl sicher höher ausfallen.
Die Ergebnisse basieren auf den Aussagen von 30 Leiter:innen von Ladenbau/-planungs- und Einrichtungsabteilungen führender deutscher, österreichischer und Schweizer Handelsunternehmen in persönlichen Interviews (per Telefon oder Video-Chat). Sie generierten einem Umsatz von 101,5 Mrd. Euro (brutto, 2019), der in 29.000 Geschäften erzielt wurde. Die Interviews fanden von Juli bis November 2020 statt und basierten auf einem teilstandardisierten Interview-Leitfaden mit überwiegend offenen Fragen.
EHI-Whitepaper: Handel mit Abstand
Wie funktioniert Shopping in Zeiten von Corona? Welchen besonderen Aufgaben und Entwicklungen musste sich die Ladenbauverantwortlichen neben der Umsetzung von Schutz- und Hygienekonzepten stellen? Was bedeutet dies weiter für den stationären POS? Welche Auswirkungen hat die Verschiebung von Projekten und eine drastische Reduzierung von Budgets und Auftragsvolumina aus Sicht des Handels auf den Ladenbau-Markt?