Wegen Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Corona-Virus kamen spürbar weniger Fachbesucher zur EuroShop als bei der Rekordveranstaltung vor drei Jahren, als 113.000 Personen die Eingangsschranken passierten. Trotz dieser Situation zieht die Messe Düsseldorf ein positives Abschlussfazit und verweist hier unter anderem auf die hohe Internationalität der EuroShop 2020. Mit 142 Ländern auf der Besucherseite konnte die Anzahl der vertretenen Nationen im Vergleich zur Vorveranstaltung noch einmal gesteigert werden. Dazu gab es viele positive Rückmeldungen seitens der Aussteller. Dr. René Schiller von GK Software: „Die EuroShop hat es auch in diesem Jahr wieder geschafft, unsere hohen Erwartungen zu erfüllen.“
Der Boom der Digitalisierung beflügelt derzeit die Investitionen der Handelsunternehmen. „Sie ermöglicht es dem Händler einerseits, dem Kunden noch mehr Service anzubieten sowie Online- und Offline-Kanäle miteinander zu verknüpfen, andererseits vereinfacht sie Prozessabläufe, Logistik und vieles mehr,“ sagt Michael Gerling, Vorsitzender des EuroShop-Beirats und Geschäftsführer des EHI Retail Institute Köln. Trotz des gewachsenen Stellenwerts der Handels-IT behauptete der Bereich Ladenbau und Store-Design einmal mehr seinen Stellenwert als das mit Abstand dominierende Ausstellersegment der EuroShop. Der Handel investiert derzeit in die Schaffung von Erlebniswelten – mit flexiblen Einrichtungslösungen, um Kunden in kurzen Zeitabständen immer wieder neue Anreize zu bieten.
Flexibilität
„The Flexstore“ nennt sich das neue Konzept, mit dem Schweitzer Project und Interstore Design auf der EuroShop Premiere feierten. Dabei handelt es sich um eine Komplettlösung, die flexible Ladenbau-Elemente inklusive Thekenlösungen und Haustechnik vereint und es Händlern in Zukunft ermöglichen soll, im Store rasch auf die sich wandelnden Kundenbedürfnisse oder saisonale Anlässe reagieren zu können. Im Einzelnen umfasst die Lösung Elemente aus der Kühlung, z. B. Kühltheken mit Plug-in-Modus, Regalmodule, Warenträger, Decken, Beleuchtung und Visual Merchandising – alle inklusive der Haustechnik. Da die Zu- und Ableitungen über in die Decke und Möbelelemente integrierte Plug-in-Komponenten erfolgen, kommt die Installation ohne Löcher im Boden aus. Der „Flexstore“ eignet sich nach Angaben der Design-Agentur für Supermärkte, Convenience Stores, Gastronomie-Formate sowie Warenhäuser und Department Stores.
Im Mittelpunkt des EuroShop-Auftritts der italienischen Cefla Group stand das „3×3 Modulsystem“. Ein System, das sehr vielseitig ist, sowohl was den branchenübergreifenden Einsatz, die individuelle Ausgestaltung als auch die schnelle Veränderbarkeit angeht. Alle Elemente des umfassenden Angebots sind miteinander kompatibel. Ein neuer Konfigurator ermöglicht die zügige, dreidimensionale Flächenplanung, wobei sich die Entwürfe authentisch mit Wareneinsatz betrachten lassen. Beleuchtung kann flexibel an den Regalen integriert werden. Der Lichtspezialist Lucifero’s ist neuestes Mitglied der Cefla Gruppe, die sich nun in eine Shopfitting- und eine Lighting Unit gliedert.
Flexible Einsatzmöglichkeiten bieten den Shop-Betreibern wandelbare Regaltische: Das Regal wird zum Tisch – der Tisch zum Regal. Harreskind stellte den Besuchern einen Regaltisch vor, der sich von einem Bord mit vertikal übereinander angeordneten Einzelfächern stufenlos in eine große, horizontale Flächen umwandeln lässt. Statt mit Glasböden lässt sich die Konstruktion auch mit Flachbildmonitoren bestücken für die Vermittlung von digitalen Werbebotschaften. Multifunktionalität und Wandelbarkeit von Einrichtungssystemen werden immer wichtiger, egal ob zur Belebung von Leerstandsflächen oder für die temporär Inszenierung von Saisonware.
Mit „Fold-up!“ hat auch Umdasch ein Möbel im Programm, das genau diesen Anforderungen Rechnung tragen soll. Die Möbel „Turntable“ und „Varitable“ lassen sich mit wenigen Griffen vom Regal zum Tisch verwandeln. Mit einem kreisförmigen, mit Lamellenwällen aus Holz umrandeten Messestand präsentierte das Ladenbauunternehmen aus dem österreichischen Amstetten eine beeindruckende Ausstellung unter dem Motto „Erlebnis verbindet“. Ein echter Eyecatcher war der Empfangstresen im Eingangsbereich: ein Holzkorpus mit vorgesetzter Hülle aus Betondruck des österreichischen Kooperationspartners 3D-Betondruck Solutions.
Nachhaltigkeit
Eine zentrale Rolle nahm bei vielen Unternehmen auf der EuroShop das Thema „sustainability“ ein – bzw. „ethisches Umdenken“, wie es Visplay und Vizona bezeichnen, die auf der Fachmesse unter dem Leitgedanken „Shared Spaces“ weniger spezifische Ladendesign-Elemente als vielmehr einen holistischen Ansatz für den zukünftigen Retail präsentierten. Ob Fashion, Food, Beauty und Mobility: Der Handel sollte sich vor allem symbiothisch neu erfinden. So bedeutet Nachhaltigkeit für die genannten Unternehmen nicht nur „saisonal, regional und lokal“, sondern auch, naheliegende Fusionen zu berücksichtigen, zum Beispiel ein Produkt auf verschiedenen Ebenen zu nutzen. So können beispielsweise Seitlinge im Store nicht nur im Food-Areal verspeist werden, sondern sich als veganes Leder in der Mode und im Interieur als natürliche Oberfläche wiederfinden. Visplay inszenierte auf der EuroShop seine Systeme „Qubo-Wall“ als Wandlösung, „Qubo“ als Mittelraummöbel und Multi-Lane als Deckenstruktursystem mit natürlichen Regalböden der Firma Kvadrat. Diese Regalböden werden aus Textilabfällen gepresst und sind mit den Eigenschaften von MDF zu vergleichen.
Customer Centricity
Auf die zukunftsgerichtete Inszenierung von Shop-Konzepten und inspirierenden Gesamtlösungen hatte auch Wanzl seinen EuroShop-Auftritt ausgerichtet. Unter anderem mit „Urban Stores“ als Abbild einer modernen Lifestyle-Wohnung, in denen das Einkaufen smart und kassenlos abläuft. Beim „Hard-Discount“ wird nach den Vorstellungen von Wanzl der Einkaufsvorgang ganz auf Schnelligkeit ausgerichtet sein, auch hier mit der Unterstützung von Smartphone-basierten Anwendungen. Sogenannte Container Mobile Stores sollen künftig den Einkauf sowohl in ländlichen Gegenden als auch an hochfrequentierten Plätzen wie Universitäten und Firmengeländen erleichtern. Wanzl stellte anlässlich der EuroShop seine neuen Kooperationspartner Aichinger im Bereich der Frischeinszenierung und Kühlung vor. Nach dem Einstieg in das Marktsegment der Checkout-Kassentische schließt das Unternehmen damit eine weitere Lücke auf dem Weg zum Vollausstatter.
Seitens der EuroShop-Aussteller gab es viel positives Feedback. Klaus Schmid, Managing Director Itab Germany: „Trotz des befürchteten Besucherrückganges wegen des Corona-Virus sind wir mit der Qualität und Quantität der Besucher und Gespräche auf der EuroShop hoch zufrieden. Vor allem Themen wie die weitere Automatisierung von Prozessen im Handel wie zum Beispiel am Checkout haben unsere Besucher und Kunden beschäftigt.“