„Das Hauptproblem, das wir im Lieferprozess immer wieder haben, ist die letzte Meile“, sagt Robert Köbsch, Head of Supply Chain and Logistics bei Edekas Online-Supermarkt Bringmeister. Bringmeister liefert seit 1997 – damals noch unter Kaiser’s Tengelmann – Supermarkt-Produkte direkt zum Kunden nach Hause. Heute gibt es keinen Bestellkatalog mehr, kein Call-Center und keine Bestellung per Fax. Einkäufe können über den Webshop via PC, Tablet oder Smartphone getätigt werden.
Gestartet mit 2.300 Artikeln, wird heute das gesamte Sortiment eines normalen Supermarktes abgedeckt inklusive frischem Obst und Gemüse, Tiefkühlware und Produkten, die es sonst nur an der Bedientheke gibt. Bei der Zustellung von kühlpflichtigem E-Food an den Endkunden stehen die Lieferanten wie Bringmeister vor dem Problem, dass die Kühlkette penibel eingehalten werden muss und dass für die Übergabe der Ware eigentlich Lieferant und Kunde gleichzeitig vor Ort sein müssen. Doch genau dies ist bei der Zustellung online georderter Waren das Problem.
Bringmeister: Aktiv in Berlin und München
Der Online-Supermarkt Bringmeister wurde 1997 gegründet und beliefert seitdem Kunden im Raum Berlin, seit 1998 auch im Großraum München. Seit 2017 gehört Bringmeister zum Edeka-Verbund. 2016 wurde ein neuer Logistik-Standort in Berlin-Schönefeld (15.000 Produkte) und 2017 ein weiterer in Olching bei München (13.000 Produkte) in Betrieb genommen.
Smartes Türschloss
Eine Lösung dieses Problems, bei der der Kunde bei Anlieferung nicht zu Hause sein muss, fand Köbsch mit dem Smartlock, einem smarten Türschloss. In einem Pilotprojekt testet Bringmeister zusammen mit dem Haushaltsservice Cary von Viessmann die „Lieferung direkt in den Kühlschrank“. Um diesen Service nutzen zu können, muss der Bringmeister-Kunde zunächst ebenfalls Kunde bei Cary werden. Bei seiner Bestellung kann der Kunde nun angeben, wann er nicht zu Hause ist. Erfolgt die Lieferung in dieser Zeit, meldet sich der Fahrer bei Cary. Das beim Kunden eingebaute Smartlock wird von Cary per App geöffnet. Der Fahrer bringt die Lieferung indie Wohnung, verstaut Kühlpflichtiges im Kühlschrank, nimmt eventuell bereitgestelltes Leergut mit und meldet sich anschließend wieder bei Cary, woraufhin das Schloss per Fernbedienung wieder verriegelt wird.
Die Vorteile dieser Lösung für den Kunden liegen auf der Hand. Für den Lieferanten vereinfacht sie die Logistikplanung. Bringmeister arbeitet mit Lieferzeitfenstern und flexiblen, individuellen Liefergebühren. Wird beispielsweise jemand aus der Nachbarschaft zur selben Zeit beliefert, ist die Liefergebühr niedriger.
Mehr Flexibilität
Naturgemäß gibt es je nach Tag und Tageszeit unterschiedlich nachgefragte Lieferzeiten. Dann unterstützen Software-Tools bei der Planung. Robert Köbsch: „Hier können wir die Lieferzeit- Matrix in der Echtzeit-Tool-Planung im Hintergrund nutzen, um Lieferspitzen zu glätten.“ Die Smartlock-Lösung erleichtert dies noch einmal, da sie den Spielraum vergrößert, die Touren zu optimieren. Grundvoraussetzung für eine solche Smartlock-Lösung ist das Vertrauen der Kunden. So ist es Teil des Konzepts, dass Cary eine Überwachungskamera an der Tür des Kunden installiert. Doch auch das Vertrauen in Zuverlässigkeit und Seriosität des Lieferanten ist wichtig. Köbsch: „Da ist eine Hemmschwelle, die wir beiseite räumen müssen. Erst wenn das über einen langen Zeitraum geschafft wurde, sind Kunden bereit, sich auf ein solches Zustellkonzept einzulassen.“
Weitere Informationen: redaktion@ehi.org
EHI E-Food-Thementag: 14. November 2019
Nach der positiven Resonanz im Vorjahr mit rund 70 Teilnehmern lädt das EHI für den 14. November 2019 zum zweiten EHI E-Food-Thementag nach Köln ein.
Was unterscheidet die Spielarten des E-Food? Händler, Hersteller und Anbieter diskutieren über verschiedene Geschäftsmodelle, Konzepte und Lösungen. Mit an Bord sind etablierte Platzhirsche und Newcomer im Marktsegment E-Food:
- Frederic Knaudt von Picnic, einem Vollsortimenter mit eigener Flotte
- Matthias Steinforth von Durststrecke, einem Spezialisten mit Plattformansatz
- Thorsten Eder von Get Now, einem Vollsortimenter nach dem Asset-Light Modell
- Tobias Schubert von Farmy.ch mit ihrem Ansatz eines Cross-Docking-Modells im Online-LEH
Miebach Consulting gibt eine Einordnung der logistischen Modelle und deren Besonderheiten. Die Partner Vanderlande, Qool Collect, Roqqio und Relex mit „LeShop“ stellen ihre Lösungskonzepte vor. Vor welchen Herausforderungen Hersteller beim Online-Direktvertrieb stehen und wie sie darauf reagieren, erläutert der Konsumgüterhersteller Ferrero und Nomad Foods.
Moderiert wird die Tagesveranstaltung von dem E-Commerce-Experten Udo Kießlich. Die Teilnahme ist kostenlos und richtet sind exklusiv an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Handelsunternehmen.
Termin: 14. November 2019
Ort: GS1 Germany Köln