Innkaufhaus: Anfassen, ausprobieren, wohlfühlen | stores+shops

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Hier trifft das Wort „einladend“ wirklich zu: Gemütlicher Sitzbereich im Innkaufhaus Wasserburg.
Foto: Innkaufhaus Wasserburg

Innkaufhaus: Anfassen, ausprobieren, wohlfühlen

Was 2016 enden sollte, begann im Herbst 2017 neu: Das komplett umgestaltete Inn¬kaufhaus in Wasserburg am Inn wurde wiedereröffnet und versprach, alles andere als ein „typisches Kaufhaus“ zu sein. Anfassen, kosten, ausprobieren – Kunden sollen zu „Freunden des Hauses“ werden.

2016 übernahm Sybille Schuhmacher das über 40 Jahre zuvor von ihrem Vater gegründete Kaufhaus. Für das Geschäftspaar Sybille und Tobias Schuhma­cher erforderte der Neuanfang einen vollständigen Bruch mit allem „Alten“. Die Ziele lauteten: die Sortimente überarbeiten, den Menschen „Berüh­rungsängste“ vor den Waren nehmen, Eventflächen integrieren und den Kunden noch stärker in den Fokus rücken.

„Wir wollten uns als qualitäts­bewusstes Haus positionieren. Dafür hat es den ,Resetknopf’ gebraucht“, so Sybille Schuhmacher, und sie sagt über ihr Konzept: „Den Anspruch auf Vollständigkeit kann man nicht mit kuratierter Ware verknüpfen.“  Während der Umgestaltung hatten die Bürger der Kleinstadt östlich von München die Möglichkeit, ihre Wünsche zum Kaufhaus zu äußern. Mit zahlreichen Services wollen die Inhaber Groß und Klein am POS„Kom­fort und Erlebnis“ bieten.

Dazu gehören kostenfreie Bastel-Events für Kinder oder Schneiderkurse für die Eltern. Den Schülerbands der orts­ansässigen Musikschule und dem 120-köpfigen Gospelchor stellen die Inhaber eine Eventfläche zur Verfügung. Darüber hinaus erhalten Künst­ler regelmäßig die Gelegenheit, ihre Werke im Warenhaus auszustellen. Immer mal wieder veranstalten die Schuhmachers einen Baby-Flohmarkt. Neben den Sitzgelegenheiten befinden sich Gratis-Zeitschriften, im Sommer wird gratis Mineralwasser ausgeteilt, in der Weihnachtszeit kos­tenfreies Gebäck, und bei schlechtem Wetter stellt das Innkaufhaus sei­nen Kunden leihweise Regenschirme für den trockenen Weg zum Auto zur Verfügung.

„Wir wollen, dass ein Kunde unser Geschäft weiterempfiehlt und ein- und ausgeht wie bei einem Freund“, sagt Sybille Schuhmacher.  Das Innkaufhaus soll verschiedene Zielgruppen zum Eintreten ani­mieren. So erhalten beispielsweise Mütter am Muttertag kostenlos Pro­secco, Väter werden am Vatertag auf einen Gin eingeladen, und für Kin­der wird einmal im Monat ein Pokémon-Turnier ausgerichtet. „Ist jemand gestresst, gibt es einen Kaffee-Gutschein. Kauft jemand Gin, erhält er Tonic dazu“, sagt Tobias Schuhmacher.  

Gin am Vatertag  

„Der Kunde will heute beim Einkaufen das Gefühl haben, dass seine Bedürfnisse im Vordergrund stehen“, ist Sybille Schuhmacher überzeugt. „Das bedeutet auch, sich darauf verlassen zu können, dass ein Verkäu­fer sich kümmert, wenn etwas nicht passt.“ Ehrlichkeit und Kulanz sind zwei wichtige Leitbilder, die das Innkaufhaus in den Mittelpunkt stellen will. Laut Sybille Schuhmacher werden Produkte verkauft, die die Inha­ber selber verwenden, und man gestaltet laut Schuhmacher die Preise vergleichbar zu den entsprechenden Online-Preisen.

Zum Thema Kulanz zählt, dass Waren zurückgenommen werden, die dem Kunden nicht gefallen oder die nicht mehr funktionieren. Der Kunde bekommt dann den Warenwert zurückerstattet, mit Wertgut­scheinen wird nicht gearbeitet. Auch Sonderwünschen möchte das Innkaufhaus gerecht werden. Bittet zum Beispiel ein Geschäftskun­de zu Weihnachten um die Zusammenstellung zahlreicher individuell gepackter Geschenktüten für seine Belegschaft, oder muss eine Kis­te geschreinert werden, legen die Innkaufhaus-Mitarbeiter schon mal selbst Hand an.  

Eigens angefertigte Möbel

Auch optisch wurde das Kaufhaus verändert. Lediglich die tragen­den Elemente sind erhalten geblieben. Das Inhaberpaar hat sogar gemein­sam mit Mitarbeitern Möbel angefertigt. Den Einrichtungsstil bezeichnet Sybille Schuhmacher als „Industrial Chic“ in Kombination mit Holz und Beton. Die neue Einrichtung ist allerdings nicht „in Beton gegossen“ – ein kontinuierlicher Wandel ist Teil des Konzepts. Bei der Gestaltung der Verkaufsfläche war es den Inhabern wich­tig, Waren in einen Kontext zu setzen, um den Kunden ein Gefühl davon zu vermitteln, wo und wie die einzelnen Artikel in den eigenen vier Wän­den Platz finden können.

So präsentiert das Innkaufhaus Küchen-Gad­gets auf Leitern und Emaille-Geschirr im Rahmen eines „Buffets“.  Die Wäscheabteilung gestaltete man „im Stil eines französischen Landhauses“. Diese ist nun Teil einer „Wohlfühl-Home-Spa-Oase“.  Phantasievolle Gestaltung  Kupferrohre mit rosa Samtvorhängen fungieren als Umkleidekabine, gezahlt wird an einem ehemaligen Apothekerschrank. Der Bereich der neu hinzugekommenen Männermodeabteilung im Innkaufhaus diente einst als Werkstatt und soll heute an einen „Cowboy-Saloon“ erinnern. Statt wie früher 300 qm beanspruchen die Haushaltswaren heu­te nur noch 50 qm Verkaufsfläche. Präsentiert werden überwiegend „Helfer“ oder Mitbringsel. Unrentable Produkt wie Töpfe, Pfannen und Besteck wurden aus dem Sortiment genommen.

POS-Medien: Waren im Kontext zeigen

POS-Medien setzen die Schuhmachers ebenfalls überwiegend dafür ein, um Waren auf kleinen Bildschirmen im Kontext zu zeigen, vorzugs­weise durch Produktvideos. So können die Kunden bei der Männermo­de den Herstellungsprozess einer Jeans am Bildschirm verfolgen.  Auch online wollen die Inhaber mitmischen, sie nutzen aktiv die sozialen Netzwerke und haben vor wenigen Wochen einen neuen Online­shop gelauncht. Aktuell werden die Prozesse zur automatischen Verar­beitung von Stammdaten für die Warenwirtschaft und den Onlineshop programmiert. 2019 soll darüber hinaus ein Kundenbindungsprogramm für On- und Offline etabliert werden.  

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