Sport Scheck: Interne Widerstände überwinden | stores+shops

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Sport Scheck hat früh und konsequent ein integriertes Omnichannel-Konzept umgesetzt. (Foto: Blocher Partners/Joachim Grothus)

Sport Scheck: Interne Widerstände überwinden

Omnichannel-Integration setzt hohe Hürden. Der Händler braucht die finanziellen Mittel, ausreichende digitale Kompetenz sowie ein professionelles Change Management. So lassen sich die Risiken komplexer IT-Projekte minimieren und Omnichannel-Konzepte erfolgreich umsetzen. Ein Beispiel ist Sport Scheck.

Sport Scheck entschied sich in puncto Omnichannel-Integration für die „Radikalkur“: Im Jahr 2014 stellte das Tochterunternehmen der Otto Group auf eine neue IT-Systemlandschaft von SAP um. Seitdem arbeiten alle 18 Sport Scheck-Filialen sowie der erfolgreiche Webshop des Hauses mit der neuen Systemumgebung. „Ziel des Projekts war, Sport Scheck omnichannelfähig und damit noch serviceorientierter zu machen“, sagt Bernhard Puchberger, Bereichsleiter IT bei SportScheck.

Die alten Systeme konnten dies nicht leisten. Wie in vielen anderen Handelsunternehmen hatten sich auch bei Sport Scheck über die Jahre hinweg unterschiedliche technologische Plattformen und unterschiedliche IT-Strukturen gebildet: Kundendaten waren auf mehrere Systeme verteilt und inkonsistent; zahlreiche Insellösungen und Schnittstellen in Logistik und IT bremsten die Prozessabläufe; Datensilos machten schnelle Systemänderungen zeitaufwändig bis unmöglich. Die IT war außerdem teilweise in die Konzernlösungen der Otto Group eingebunden und bei Änderungen von diesen abhängig.

Umstellung auf SAP

Mit dem Projekt wurde die IT-Landschaft von Sport Scheck grundlegend erneuert. Das neu implementierte Lösungsspektrum umfasst u. a. SAP Retail, FI/CO, QM, CRM inklusive Middleware, POS-DM sowie Streamserve (Open Text Output Tool/SAP Pricing). „Letztlich wurden die ursprünglich knapp 150 verschiedenen Systeme und Anwendungen auf rund 40 reduziert“, berichtet Bernhard Puchberger.

Derartige Umstellungen auf SAP verliefen in der Vergangenheit bekanntlich nicht immer reibungslos – Sport Scheck hat daher auf die Dienste des professionellen SAP-Implementierers KPS zurückgegriffen. Dessen geschützte „Rapid Transformation“-Methode verspricht im Vergleich zu anderen Vorgehensweisen eine Reihe von Vorteilen: Die Implementierungszeit soll sich deutlich reduzieren, außerdem gewährleistet KPS, dass die Anwendungen stabil funktionieren. „Die größte Herausforderung bei Sport Scheck war die Organisation und Zusammenführung vieler Projekte mit unterschiedlichen Reifegraden zu einem gemeinsamen Programm“, berichtet Stefan Metzger, Partner bei KPS. So musste u. a. der Auszug der kompletten Systemlandschaft aus dem Otto-Konzern organisiert werden.

Transformationsprozess

Viele große Handelsunternehmen stehen derzeit vor der Aufgabe, ihre ursprünglich parallel aufgebauten und oft hochkomplexen IT-Strukturen kanalübergreifend zu integrieren. Hier stoßen veraltete, heterogene, im Unternehmen weiterentwickelte IT-Systeme meist an ihre Grenzen. „Am Ende werden nur die Unternehmen überleben, die den Mut haben, mit der Renovierung der Altsysteme aufzuhören und die Prozess- und Systemlandschaft komplett neu zu bauen“, so die Meinung von Stefan Metzger von KPS (siehe Interview).

Doch nicht nur der Umbau der IT stellt die Händler vor Herausforderungen. Eine Studie der KPMG besagt, dass interne Widerstände gegen den Wandel als großes Hindernis für eine erfolgreiche digitale Transformation gesehen werden. 43 Prozent der im Rahmen der KPMG-Studie befragten Händler sind dieser Ansicht. Vorbehalte kommen zum Beispiel von den Mitarbeitern am POS. „Um Widerstände abzubauen, müssen die Mitarbeiter von Vornherein in den Transformationsprozess eingebunden werden“, sagt Franziska Hogelucht, Projektleiterin IT bei Engbers. Der Fashion-Filialist hat einen entsprechenden mitarbeiterorientierten Ansatz verfolgt.

Wir haben die ursprünglich knapp 150 verschiedenen Systeme und Anwendungen auf rund 40 reduziert.

Bernhard Puchberger

Bereichsleiter IT, Sport Scheck

Bedenken aber äußern auch CIOs selbst, häufig mit Verweis auf einen internen Mangel an technologischer Expertise. Im Rahmen einer von Fujitsu in Auftrag gegebenen Befragung von weltweit knapp 200 großen Handelsunternehmen gaben 71 Prozent der Händler an, dass in ihren Unternehmen derzeit keine ausreichenden digitalen Kompetenzen vorhanden sind, um solche IT-Projekte erfolgreich umzusetzen. Entsprechend groß ist die Angst vor dem Scheitern: 70 Prozent räumen ein, dass diese Angst ihre Projekte verlangsamt. Knapp ein Viertel der Händler berichtet, dass in ihren Unternehmen geplante digitale Projekte sogar aufgegeben wurden.

Bei Sport Scheck wurde der digitale Transformationsprozess strategisch geplant und in ein umfassendes, alle relevanten Bereiche des Unternehmens integrierendes Change Management eingebettet. Das Unternehmen gehört heute zu den führenden Omnichannel-Anbietern in Deutschland. Von seiner renovierten IT -Landschaft, die intern „Sport Scheck IT-Ökosystem“ genannt wird, profitiert der Händler in vielfältiger Weise: Das Unternehmen kann alle Transaktionen, Bestellungen und Retouren kanalübergreifend verfolgen und abwickeln; man hat jederzeit einen Überblick über die aktuellen Warenbestände in den Filialen; kanalübergreifende Kundendienste sind Standard. Click & Collect zum Beispiel trägt mit rund 4 Prozent zum Gesamtumsatz bei.

Rund 2 Prozent des Umsatzes entfallen auf Instore-Orders. „Unsere Mitarbeiter bieten Online-Bestellungen am POS sehr engagiert an“, sagt CIO Bernhard Puchberger.

Die neue Lösung ermöglicht darüber hinaus den 360-Grad-Blick, also eine vertriebslinienübergreifende Rundumbetrachtung des Kunden: Mit den Informationen aus dem CRM-Systemtool können die Verkaufsmitarbeiter an allen Touchpoints auf alle Echtzeit-Daten der Kundenkartenbesitzer zugreifen. „Jeder Fachberater kann diesen Kunden mit Namen begrüßen und kennt seine Präferenzen“, so Puchberger.

Momentan arbeitet Sport Scheck daran, seine Marketingaktionen noch stärker in das System zu integrieren. Der Händler organisiert bundesweit zahlreiche Sport-Events, zum Beispiel Stadtläufe, Mountainbike-Touren oder Gletscher-Biwaks. Von der Anmeldung über Angebote zur Ausstattung bis zur Zeitmessung – Sport Scheck-Kunden werden solche Services künftig digital, mobil und kanalübergreifend angeboten.

Foto: Blocher Partners/Joachim Grothus

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

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