Beim kontaktlosen Bezahlen muss die Karte an der Kasse nicht mehr gesteckt, sondern nur noch an das Terminal gehalten werden. Ein Wellensymbol auf der Karte und dem jeweiligen Terminal zeigen an, dass kontaktloses Bezahlen möglich ist. Seit dem Frühjahr 2017 wird das mit über 3 Mrd. Transaktionen p.a. bei rund 100 Mio. Karten am weitesten verbreitete Girocard kontaktlos von immer mehr Geschäften akzeptiert.
Kontaktlos dürfte auf absehbare Zeit das neue Normal werden.
Matthias HönischUm den Sicherheitsbedürfnissen der Kunden und den Anforderungen von Behörden Rechnung zu tragen, wurden besondere Sicherheitsmechanismen berücksichtigt. So sind auf der Karte keine wichtigen persönlichen Daten gespeichert. Alle sicherheitsrelevanten Informationen werden kryptografisch abgesichert. Die dafür verwendeten Schlüssel sind vor Ausspähung geschützt. Sollten die Kunden dennoch Sicherheits-oder Datenschutzbedenken haben, kann die Kontaktlosfunktion der Girocard an den Geldautomaten der Banken und Sparkassen ab- oder wieder angeschaltet werden.
Viele Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der Sparkassen haben die kontaktlose Girocard bereits heute in ihren Geldbeuteln. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken haben bislang rund 13 Mio. Girocard kontaktlos und damit 50 Prozent ihrer Karten umgestellt. Die Sparkassen sind ähnlich schnell unterwegs, so dass Ende 2017 – bezogen auf alle Debitkarten in Deutschland – über ein Drittel (rund 35 Mio.) Girocards kontaktlos funktionieren.
Schneller
Der schnellere Bezahlvorgang beim kontaktlosen Bezahlen liegt am Verzicht der PIN-Eingabe bei Einkaufswerten unter 25 Euro und dem grundsätzlichen Wegfall des Steckens der Karte am Zahlungsterminal. Die Karte muss lediglich kurz vor das Kartenlesegerät gehalten werden, ohne die Karte aus der Hand geben zu müssen. Dabei entsprechen die ausgegebenen Girocards heute schon den Vorgaben der technischen Leitlinien zur Umsetzung der PSD2 (EBA RTS), so dass die Karten oder die Terminals auch bei Inkrafttreten der EBA RTS im Herbst 2019 nicht geändert werden müssen.
Die Kunden nehmen die neue Kontaktlos-Funktion nach ersten Erfahrungen gut an. Zu verzeichnen ist, beginnend in der Pilotregion Kassel, ein stetiger Zuwachs an Kontaktlos-Zahlungen. Inzwischen finden bundesweit etwa 7 Prozent der Girocard-Zahlungen mit genossenschaftlichen Karten kontaktlos statt. In einigen Regionen bzw. in einigen Supermärkten, die früh mit der Kommunikation der neuen Technologie begonnen haben, beträgt die Quote bereits rund 35 Prozent. Entscheidend für die Akzeptanz ist, dass die Kommunikation von Banken und Handel zum Kunden deckungsgleich ist.
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken betrachten dies als vielversprechende Entwicklung vor dem Hintergrund, dass die Karte noch nicht lange im Feld ist und bisher erst ein Teil der Kunden eine kontaktlose Karte erhalten hat. Auf Händlerseite sind bei Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, Tegut, dm, Rossmann und Esso inzwischen rund 385.000 Terminals auf Girocard kontaktlos umgestellt (Stand: Dezember 2017). Im ersten Quartal 2018 sollen weitere Großkunden, darunter auch weitere Tankstellenketten folgen.
Innovationsdynamik
Die Innovationsdynamik im Payment-Bereich ist hoch, in den letzten Jahren haben viele neue Wettbewerber den Markt betreten. Banken und Sparkassen können es sich daher nicht leisten, sich auf dem Status quo auszuruhen. Daher war es nur folgerichtig, die Girocard als meist genutzte Zahlkarte Deutschlands technisch weiterzuentwickeln. Kontaktlos ist zunehmend ein weltweit akzeptierter Standard. Zudem schafft Kontaktlos schon heute die notwendigen Voraussetzungen für die Einführung von mobilem Bezahlen.
Die digitale Girocard, die bereits ab Anfang Dezember 2016 von den Volksbanken und Raiffeisenbanken zusammen mit Vodafone als SIM-basierte Variante getestet wurde, kommt nun mehr im Sommer 2018 als reine HCE-Variante der Volksbanken und Raiffeisenbanken auf den Markt. Ähnliches planen auch die Sparkassen. Die digitale Girocard wird überall einsetzbar sein, wo schon mit Girocard kontaktlos bezahlt wird. Das Bezahlen am Terminal läuft damit genauso wie bei der physischen Kontaktlos-Karte, anstelle der Bankkarte wird nun jedoch das Smartphone vorgehalten. Übertragen werden die Daten via NFC.
Bei aller berechtigten Zuversicht gehen die Banken und Sparkassen jedoch nicht davon aus, dass die digitale Karte, sei es als Kreditkarte oder Girocard, das kontaktlose Bezahlen per Plastikkarte in absehbarer Zeit ersetzen wird. Dies zeigt sich auch in anderen Märkten wie in Japan, USA oderFrankreich. Letztendlich entscheidet der Kunde, ob er mit Girocard kontaktlos oder mit Girocard digital bezahlt. Doch eines zeichnet sich ab: Kontaktlos dürfte auf absehbare Zeit das neue Normal werden.
Foto: Euro Kartensysteme
Grafik: GfK
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