Sehr zufrieden mit den Ergebnissen der EuroCIS 2018 zeigte sich die Messe Düsseldorf in ihrem Abschlussbericht an die Medien. An den drei Messetagen kamen rund 12.000 Besucher, das sind deutlich mehr als im Vergleichsjahr 2016 (10.253). Auch bei der Ausstellerzahl von 470 Unternehmen und der belegten Fläche mit 13.400 qm konnte die EuroCIS die Werte der Vorveranstaltung deutlich übertreffen (2016: 411/10.767). Das große Interesse des Handels an den Produkt- und Dienstleistungsangeboten ist zu einem großen Teil auf die dynamische technologische Entwicklung sowohl im stationären als auch im Online-Handel zurückzuführen. Neue Themen und Angebote in den Bereichen Internet of Things, Augmented Reality und Virtual Reality, Robotik und künstliche Intelligenz lockten nicht nur die Entscheidungsträger für IT und Sicherheitstechnik auf die Messe, sondern auch die Verantwortlichen für Marketing und Vertrieb, für Expansion und Ladenbau oder Einkauf und Logistik. Aber auch bei den Klassikern der Filial-IT, den Kassensystemen inklusive der Peripheriegeräte wie Bildschirme, Bondrucker, Scanner und Zahlungsterminals gab es viele neue Lösungsangebote zu sehen.
Netzwerk-Lösungen am POS
Erste Voraussetzung für die Anwendungen digitaler Technologien im Store ist die Anschluss- und Verbindungsfähigkeit aller Devices über ein funktionssicheres Wlan-Netz. Bei der Vernetzung der Filialsysteme greifen die Spezialanbieter dem Handel tatkräftig unter die Arme. Nicht nur die Hard- und Softwaresysteme werden immer leistungsfähiger und passgenauer für Retail-Anwendungen, auch die Verwaltung oder das Inventarisieren komplexer unternehmensweiter Netzwerklösungen wird immer komfortabler, bis hin zur Inventarisierung jeder einzelnen Komponente in den Filialen – auch mit Hilfe cloudbasierter Lösungen. Solche komplexe Anwendungen stellte beispielsweise Lancom auf der EuroCIS mit seiner Management Cloud vor, dem laut Unternehmen weltweit ersten hyper-integrierten Managementsystem für die Einrichtung und Verwaltung des gesamten Filialnetzwerks.
Händler, die ihren Kunden in den Filialen freies WLAN zur Verfügung stellen, verfügen damit quasi automatisch über zahlreiche Informationen über das Kundenverhalten – nutzen diese Informationsquelle aber kaum. „Viele Händler machen noch viel zu wenig aus den Möglichkeiten, die ihnen ihre Netzwerke bieten“, heißt es bei T-Systems. Das Unternehmen hat deshalb ein Dashboard entwickelt, das das Verhalten der Kunden anhand deren Handynutzung im WLAN des Stores analysiert. Die neue Telekom „HotSpot Suite“ ist ein webbasiertes Tool für individuelles Content Management, Monitoring und Nutzerverwaltung. Damit lässt sich beispielsweise auch ermitteln, wie die händlereigene App vom Kunden genutzt wird, und wo Optimierungsbedarf besteht.
Plakate, Bildschirme und andere Digital-Signage-Medien mobil per MDE, Handy oder Tablet steuern und verwalten: Das ermöglicht die Online Software AG jetzt mit ihrem „MobileBrowser“. Damit kann bei Bedarf, etwa bei unvorhergesehenen Ereignissen auf der Fläche, schnell und flexibel per Zugriff auf das Programm „PRESTIGEenterprise“ reagiert werden. Die Daten können entweder im Gerät gespeichert oder online per WLAN/UMTS an den Webserver übertragen werden.
Digitale Preisauszeichnung
Omnipräsent waren auf der EuroCIS Lösungsangebote rund um das Thema digitale Preisauszeichnung. Displaydata, Pricer, SES Imagotag und Solu M Europe – bei den „Big Playern“ der Branche wie auch bei den Software-Anbietern und Systemintegratoren waren die neuesten ESL-Technologien an den Ausstellungsständen zu sehen. Imagotag präsentierte seine neue ESL-Generation mit dem Namen „Vusion“. Hauptmerkmal der auffallend dünnen Etiketten: Sie lassen sich je nach Händlerwunsch individuell konfigurieren. Zum Beispiel mit der CI-Farbe des Händlers, frei gestaltbaren Informationen auf der Displayanzeige, blinkenden LED-Leuchten für die Lokalisierung von Produkten oder auch mit integriertem elektronischem Diebstahlsystem. Beim „Automated Shelf Monitoring“ sind die digitalen Preisschilder miteinander vernetzt. Als weitere Komponente kommen Kameras zum Einsatz, die Out-of-Stock-Situationen oder Platzierungsfehler von Artikeln erkennen und in einer grafischen Darstellung alle Verkaufsregale markieren. Den Modehandel adressiert SES Imagotag mit dem neuen Produkt „fashionTAG“. Über den integrierten NFC-Chip kann das Preisschild mit dem Smartphone kommunizieren. So sieht der Kunde alle Informationen wie Größe oder die Verfügbarkeit in anderen Stores.
Smart Store
Themen wie Künstliche Intelligenz und Internet of Things (IoT) eröffnen stationären Händlern neue Perspektiven für ihre Digitalisierungsstrategien – insbesondere im Hinblick auf eine ganzheitlich vernetzte Filiale. Ziel: Den Kunden personalisiert über intelligente (digitale) Services ansprechen und operative Prozesse zu digitalisieren sowie zu automatisieren.
Die Firma Wanzl aus Leipheim stellte eine Erweiterung ihres Softwaresystems „Wanzl Connect“ vor, mit dem Lebensmittelhändler Kunden-, Abverkaufs- und Bestandsdaten an einem Ort zusammenführen können. Ein Dashboard zeigt alle im Geschäft gesammelten Informationen an, darunter zum Bestand der Ware in den Regalen, zum Tagesumsatz und den Wartezeiten an der Kasse. Die Informationen sammelt das System über smarte POS-Ausstattung, die mit dem System verbunden werden, so zum Beispiel ein Regal mit automatischer Füllstanderkennung. Eine weitere Möglichkeit, um mehr über die Verweildauer des Kunden oder seine Position im Markt herauszufinden: Wanzl versieht Einkaufswagen, bzw. dem Einkaufskorb mit RFID-Tags.
Der Einkaufswagen als Begleiter des Kunden im Geschäft spielt auch bei dem Messeauftritt von T-Systems eine Rolle. Der erste Prototyp „smarter Trolleys“ von T-Systems feierte auf der Messe seine Premiere. Kunden können ihre Einkaufsliste am Griff des Wagens auf einem integrierten Bildschirm anzeigen und sich durch den Store navigieren lassen. Im Markt wird der Wagen getrackt, damit jederzeit eine zur Abteilung passende Werbebotschaft übermittelt werden kann. Der Technologieanbieter hat gemeinsam mit seinen Partnern Wirecard und Realcore Lösungen entwickelt, die Händlern den Weg zum smarten Store vereinfachen sollen. Auch bei T-Systems kommen als einen Teil des vernetzten Stores elektronische Etiketten zum Einsatz, die direkt mit Informationen aus dem Warenwirtschaftssystem versorgt werden und eine dynamische Preisanpassung ermöglichen. Zudem stellte das Unternehmen smarte Regale vor, die über Produkte und Aktionen informieren und eine Bezahlung direkt am Regal zulassen. Das mobile Kassenterminal „Smart POS“ von Wirecard ermöglicht auf der Fläche den Zugriff auf den gesamten (Online-) Produktkatalog und unterstützt so die Verzahnung aller Kanäle.
Digital basierte Instore-Analysen
Der „smarte Store“ erlaubt es Händlern, Daten über das Kundenverhalten zu gewinnen. Mit dem Thema beschäftigten sich auf der EuroCIS u. a. die Unternehmen Tyco, Extreme Locations und Axis Communications. Das schwedische Unternehmen präsentierte auf der EuroCIS seine aus Netzwerk-Kameras, Audioprodukten sowie Business-Intelligence- und Analyse-Software bestehende „Axis Store Optimization Suite“. Diese ermöglicht Videoanalysen, die u. a. Aufschluss über Kundenfrequenzen und Besucherzahlen eines Stores geben. Das System misst und überwacht die Längen von Warteschlangen, bewertet die Auslastung eines Geschäftes und kann via Digital Screen demographische Daten (Alter und Geschlecht) der Kunden ermitteln. In einem Dashboard werden die Daten, Berichte und Statistiken in Echtzeit zusammengeführt. Das Tool dient Händlern zur Optimierung seiner Ladenflächen.
Intelligente Warensicherung
Auch bei Warensicherungen spielt Intelligenz zunehmend eine Rolle. Eine neue Generation intelligenter Lösungen zur Warensicherung zeigte u. a. Checkpoint Systems. Die auf RFID basierenden Antennen zur elektronischen Artikelsicherung kennzeichnet eine neue Sensorreihe. „Neo“ – der Name der dahinterstehenden Elektronik – ermöglicht es, die Sensoren mit weiteren externen Sensoren, z. B. zur Messung von Kundenbewegungen oder RFID-Geräten, flexibel zu vernetzen. Außerdem erweitert die Elektronik den Erkennungsbereich von Warensicherungsetiketten und kann auch kleine Etiketten identifizieren. Die mit „Neo“ ausgestatteten Antennen verfügen über Bluetooth-Konnektivität und müssen nicht per Bodenkabel vernetzt werden. Darüber hinaus bietet Checkpoint eine Unterboden-RFID-Lösung. Durch „Wirama Radar“-Technologie kann die Unterboden-Antenne die Richtungen eines RFID-Etiketten erkennen und so differenzieren, ob ein Artikel mit einem RFID-Etikett in das Geschäft mit hineingenommen wird, ob es den Store verlässt oder ob es sich entlang des Eingangs bewegt. Dies dient der Verhinderung von Fehlalarmen. Zur Diebstahlprävention in den Umkleidekabinen entwickelte Checkpoint Systems eine auf Magneten-Technologie basierende Lösung, die erfasst, ob ein Kunde die Kabine mit Werkzeugen zur Manipulation von Sicherungselementen betritt. Sobald das System außerdem spezielle Bewegungen registriert, wird ein Alarm ausgelöst.
Mit intelligenten Warensicherungen beschäftigten sich auch u. a. die Start-up-Unternehmen Rapitag und No Q. Mithilfe deren eigenen auf IoT-Struktur basierenden elektronischen Diebstahlsicherungen können die Kunde die Ware direkt mittels Smartphone bezahlen und die Sicherung eigenständig lösen. Konsumenten sind somit zur Bezahlung auf eine App, nicht aber auf die Interaktion mit Mitarbeitern angewiesen. Eine Pilotinstallation der Diebstahllösung von Rapitag beispielsweise wird ab Sommer im Media Markt in München erfolgen.
Die nächste EuroCIS findet vom 19. bis 21. Februar 2019 auf dem Messegelände in Düsseldorf statt.
Fotos (4): Messe Düsseldorf
Weitere Informationen: www.eurocis.com