Trotz SEPA wird das Thema „Bezahlen im Handel“ nicht einfacher. Die Zahl der Zahlverfahren nimmt weiter zu. Was können Händler tun, um die Abwicklung der Zahlungsprozesse besser zu managen?
In der Tat werden Händler nicht nur mit einer Vielzahl von Zahlverfahren an der Ladentheke und im Onlineshop konfrontiert, sondern auch mit Serviceangeboten für unterschiedlichste Zielgruppen und umfassenden Sicherheitsanforderungen an seine Infrastruktur. Da ist es wichtig, dass der Händler einen Akzeptanzpartner findet, der dank seiner Expertise nicht nur optimal berät, sondern auch die entsprechenden Serviceangebote bereitstellt, die den administrativen Aufwand auf ein Minimum reduzieren. Dazu gehören ein – auch länderübergreifend – einheitliches Reporting, Serviceangebote, die die Zahl der Rückbelastungen reduzieren, und umfassende Hilfestellung in Sachen Kartendatensicherheit.
Nach Deckelung der Interchange-Gebühren erkennt man bei den Kreditkartenanbietern eine große Kreativität bei der Entwicklung von Scheme-Fees. Wird die Verarbeitung von Kartenzahlungen bald wieder so teuer für den Handel wie vor dem Gebühren-Cut, und wie können Unternehmen diese Kosten nachhaltig optimieren?
Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Gebührenregulierung der EU für viele Händler zu einer merklichen Kostenersparnis geführt hat – trotz einiger Veränderungen im Rahmen der Scheme-Fees in der jüngeren Vergangenheit. Wir erwarten nicht, dass die Gebühren der Kartenorganisationen, die übrigens zum Teil in die Entwicklung und Erforschung innovativer Zahlverfahren investiert werden, den Effekt der Regulierung bald wieder aufheben werden. Zur nachhaltigen Optimierung der Kostenstruktur bieten sich Maßnahmen und Services an, die zum Beispiel die Zahl der Rückbelastungen reduzieren, zusätzliche Erträge am POS ermöglichen oder die Conversion Rate im Onlineshop erhöhen.
Welchen Einfluss hat die Akzeptanz unterschiedlicher Zahlverfahren auf den Umsatz im Handel? Was müssen Händler beachten, um ihren Kunden den richtigen Mix bieten zu können – ohne Komplexität und Kosten weiter zu erhöhen?
Aus Studien zum E-Commerce wissen wir, dass ein Großteil der Kunden einen Kauf im Onlineshop abbricht, wenn die gewünschte Bezahlmethode nicht zur Verfügung steht. Wer an der Kasse nicht die wichtigsten Kartenzahlungsmethoden für seine Zielgruppe anbietet, macht weniger Umsatz als der Einzelhändler, der das aktuelle Kartenportfolio bereithält. Die Kosten für die Kartenakzeptanz amortisieren sich in der Regel durch geringere Kosten für das Bargeldhandling, höhere Kundenbindung, mehr Spontankäufe, höhere Conversion Rates im E-Commerce und mehr Umsatz. Ein gutes Management-Informationssystem (MIS) mit einheitlichem Reporting für verschiedene Vertriebsregionen im In- und Ausland und mit der Option, Transaktionsdaten für die Weiterverarbeitung in die eigene EDV zu übernehmen, hilft, Tendenzen rechtzeitig zu erkennen und die Weiterverarbeitung komplexer Datenmengen zu optimieren.
Warum sollten sich deutsche Handelsunternehmen im internationalen Onlinegeschäft engagieren? Welche Chancen, aber auch Risiken birgt das?
Der Wettbewerbsdruck steigt insbesondere im Onlinehandel. Die Wachstumsraten im E-Commerce stagnieren, sind aber weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Konkurrenz wächst auf dem Inlandsmarkt und kommt darüber hinaus zunehmend aus dem Ausland. Auf der anderen Seite bietet der grenzüberschreitende E-Commerce große Chancen. Und mit einem passenden Produktangebot ist es jedem nationalen Händler möglich, auch grenzüberschreitend attraktiv zu sein. Der Anteil ausländischer Konsumenten, die Waren in deutschen Onlineshops kaufen, steigt kontinuierlich. Wir schätzen, dass in 2020 in Westeuropa bereits über 30 Prozent des Onlinehandels grenzüberschreitend stattfinden werden. Der überwiegende Teil der deutschen Onlinehändler hat die Chancen des internationalen Onlinegeschäfts bereits erkannt. Als international aufgestellter Zahlungsverkehrsdienstleister begleitet Elavon viele von ihnen im Cross-Border-E-Commerce. Unser Multi-Währungsservice ermöglicht es, Waren in über 120 Währungen anzubieten – mit marktspezifisch angepassten Preisen.
Wie sind Ihre Erwartungen für die Zukunft im deutschen Zahlungsmarkt? Auf welche Trends und Veränderungen müssen sich Händler einstellen?
Wir erwarten eine weitere Verschiebung zugunsten von bargeldlosen Zahlungen. Antrieb erhält diese Entwicklung insbesondere durch die Möglichkeiten und neuen Entwicklungen im Bereich des mobilen Bezahlens, durch Kontaktlostechnologie und durch Instant Payment. Das Inkrafttreten der PSD2-Richtlinie der EU wird vermutlich eine große Veränderung im Zahlungsverhalten der Verbraucher bewirken, wobei sich jedoch noch nicht alle Auswirkungen absehen lassen.
Es ist zu erwarten, dass Kunden beliebte Onlinezahlverfahren zukünftig auch im stationären Handel nutzen wollen. Was raten Sie den Händlern, bereits jetzt zu tun, um eine effiziente Abwicklung solcher Transaktionen am Checkout zu ermöglichen?
Es ist wichtig, sich zu informieren und einen verlässlichen Partner an der Seite zu haben, mit dem sich gemeinsam neue Themen planen und umsetzen lassen. Auch in der Vergangenheit gab es schon verschiedene Versuche, E-Commerce-Bezahlmethoden an den physischen POS zu bringen – allerdings mit überschaubarem Erfolg. Mit der Entwicklung hybrider Bezahlmethoden, die bereits mit Beginn ihrer Verfügbarkeit für den Multi-Channel-Einsatz konzipiert sind, wird sich dieser Trend jedoch verstärken.
Das Interview führte Joachim Pinhammer.
Foto: Fotolia/Andrej Popov
Grafik: Elavon
Weitere Informationen: www.elavon.de