Über Schönheit und Lieferfähigkeit | stores+shops

Anzeige
{{{name}}}

Vorgeschlagene Beiträge

Anzeige

Einkaufspassage des Kreuzfahrtschiffs „Mein Schiff“: Materialkombination aus Oberflächen in hochglänzendem Schwarz, strukturiertem Kupfer und Aluminium (Foto: Homapal)

Über Schönheit und Lieferfähigkeit

In der Oberflächengestaltung liegt der Schwerpunkt auf Verfeinerung und Aufwertung durch Haptik und Struktur. Hochglänzende und supermatte Oberflächen werden mit Speziallacken und -beschichtungen fit für den Alltag im Store gemacht. Genauso wichtig sind jedoch Materialverfügbarkeit und Liefergeschwindigkeit.

„Auch wir merken, dass der Einzelhandel einen Strukturwandel durchläuft“, sagt Martin Sonntagbauer, Key Account Manager Retail bei Pfleiderer Deutschland, „infolgedessen haben Retailflächen heute in erster Linie die Funktion, die Kunden von einer Marke zu überzeugen und Inspiration zu geben.“ Die große Herausforderung, die sich daraus für die Oberflächengestaltung im Ladenbau ergibt: „eine hohe Trend-Affinität und sehr kurzfristige Konzeptzyklen“, so Sonntagbauer. Individualisierung und Flexibilität sind Schlagworte, die in diesem Zusammenhang immer wieder fallen.

Die Anbieter von Dekorplatten auf Schichtstoff-, Holzwerkstoff- und Mineralwerkstoff-Basis, die im Ladenbau häufig als Oberflächenmaterialien eingesetzt werden und die Gesamtwirkung eines Stores maßgeblich prägen, haben in den letzten Jahren sowohl produkt- als auch prozessbezogen „ihre Hausaufgaben gemacht“. Die Kollektionen, die in der Regel 2-4 Jahre Bestand haben, zwischendurch aber punktuell aufgefrischt werden, wurden nach eingehenden und teils längerfristigen Analysephasen überarbeitet, erweitert oder weitgehend erneuert. Technische Ausstattungen wurden auf den neuesten Stand gebracht, die Logistik wurde optimiert. Neue Technologien haben neue Optiken ermöglicht.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht bei den meisten Anbietern die Liefergeschwindigkeit. Da Projekte immer häufiger kurzfristig umgesetzt werden, ist es entscheidend, wie schnell ein Material verfügbar ist. Vor diesem Hintergrund ist eine gut geölte Logistik mit hoher Lagerkapazität zur Vorhaltung möglichst aller Dekorvarianten heute nahezu Pflicht.

Was kommt nach Eiche? Eiche!

So lange schon dominiert die Eiche die Dekore bei den Holzoptiken, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn sie ihren Zenit nun überschritten hätte.

„Jedes Holz hat seine Hochphase, das konnte man auch bei Eiche beobachten“, sagt Markus David, Leiter Objektberatung Deutschland bei Pfleiderer, „und zur Endphase eines Themas werden die Hölzer dann immer noch einmal eingefärbt“. Daher dürfen wir nun mit Eiche in Phantasiefarben wie Rot, Grau und Grün rechnen, laut David „ein deutliches Indiz, dass ihr Potenzial weitgehend ausgeschöpft ist“. Doch was kommt dann? „Wir gehen davon aus, dass es in eine sehr helle Richtung geht“, sagt David, aber auch Klassiker wie Kirschbaum oder Nussbaum in zeitgemäßer Neuauflage seien denkbar. Andere, wie beispielsweise Reinhard Henkel, Vertriebsleiter Region DACH bei Homapal, glauben, dass die Eiche so viele und so unterschiedliche „Gesichter“ hat, dass sie den Markt noch einige Zeit anführen wird. So antwortet er auf die Frage, welche Holzart nach der Eiche kommt, kurz und bündig: „Eiche!“

Schnelligkeit hat Priorität

„Um der Schnelllebigkeit gerecht zu werden, halten wir ein sehr großes Lager mit rund 300 Dekoren vor“, sagt Herold Barbato, Geschäftsführer von Sibu Design, „dadurch können wir Just-in-time-Lieferungen garantieren.“ Um die Reaktionszeiten weiter zu verkürzen, hat beispielsweise die M. Kaindl Holzindustrie KG die Lagerfläche in ihrem Logistikcenter erweitert. Im Namen der Liefergeschwindigkeit wird beispielsweise auch Homapal „künftig weiter in schnellere Abläufe investieren“, sagt Reinhard Henkel, Vertriebsleiter DACH.

Betonoberflächen sind in Haptik und Optik kaum vom Original zu unterscheiden und sind hier pur und rau mit Stein und Holz kombiniert (Foto: Kaindl/Häcker)

Betonoberflächen sind in Haptik und Optik kaum vom Original zu unterscheiden und sind hier pur und rau mit Stein und Holz kombiniert (Foto: Kaindl/Häcker)

Sehr wichtig sind auch Haptik und Struktur, die enorm an Bedeutung gewinnen. Dahinter steht der Wunsch nach Authentizität. „Die Haptik soll den optischen Eindruck realitätsgetreu unterstützen“, sagt Reinhard Henkel, vor allem natürlich bei den Holz- und insbesondere den Eiche-Optiken, die in unzähligen Varianten angeboten werden, ebenso wie bei Altholz-Optiken mit dreidimensionaler Struktur oder Stirnholz in verschiedenen Farbstellungen sowie Kirsche oder Erle, deren Zeichnung mithilfe neuer digitaler Drucktechniken präziser und „gestochener“ wiedergegeben wird.

Daneben stehen Beton- und Stein-Optiken, zunehmend Marmor- Varianten oder auch Spezialitäten wie Corian in transluzenten, teilweise an Edelstein erinnernden Optiken: Der durchscheinende Effekt des auf Bauxit basierenden Corian wird dabei durch einen Acrylanteil erzielt.

Kaindl/Häcker

„Insbesondere im Modebereich sind metallische Oberflächen gefragt“, sagt Olaf Beckmann, Marketingleiter bei Imi Beton. Dazu zählen Kupfer, Messing, Stahl und Eisen, gern auch mit Patina durch Rosteffekte oder bei Kupfer in Form von Grünspan. „Damit hier nichts abfärbt, werden Oberflächen mit Rost oder Grünspan mit Speziallacken überzogen“, so Beckmann, „die Optik wird dadurch nicht beeinträchtigt.“ Auch im Bereich der Uni-Farben wurde das Angebot erweitert oder vertieft. Hinzu kommen jeweils supermatte und hochglänzende Optiken. Zunehmend werden unterschiedliche Oberflächen – Stichwort Individualisierung – auch miteinander kombiniert, besonders gern wird dabei die Kombination von Beton- mit Holzoptiken gewählt.

Beton-Oberflächen bei Saturn Connect in Köln (Foto: Saturn Connect/Imi Beton)

Beton-Oberflächen bei Saturn Connect in Köln (Foto: Saturn Connect/Imi Beton)

Doch welcher Look und welche Kombination – Zusatznutzen ist immer wichtig. Dazu zählen unsichtbare Anti-Fingerprint-Lacke, hochkratzfeste Beschichtungen, Versiegelungen für supermatte oder hochglänzende Oberflächen, ferner neue patentierte Herstellungsverfahren für Corian, durch die der Mineralwerkstoff auch in dunklen Farben dauerhaft farbecht bleibt. Weitere Features sind Feuerresistenz, die Möglichkeit zum dehnfugenfreien Verkleben, elektrische Leitfähigkeit, sodass Handys auf der entsprechend ausgerüsteten Oberfläche liegend aufgeladen werden und last, but not least Metall- bzw. Magnetsysteme, mit denen Oberflächen schnell gewechselt werden können. „Bei saisonalen Themen oder Änderungen von Dekorwünschen ist ein Austausch von Dekoren so problemlos möglich“, sagt Herold Barbato, „auf diese Weise spart man bei häufigen Neuinszenierungen beispielsweise im Fenster Kosten.“

Die Kosten spielen auch eine entscheidende Rolle, wenn es um ökologische Produkte geht. Das grundsätzliche Interesse daran, so ist aus der Industrie zu hören, ist durchaus da. „Das Thema wird von Seiten des Handels immer wieder angesprochen“, sagt Martin Sonntagbauer, „allerdings wird gleichzeitig meist auch die Budgetfrage aufgeworfen.“ Zu einer Umsetzung kommt es in vielen Fällen dann letztendlich nicht.

Fotos (3): Homapal, Kaindl/Häcker, Saturn Connect/Imi Beton

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Alles weiß, das war einmal

Der Material-Experte Hannes Bäuerle, Inhaber der Stuttgarter Material-Datenbank und -Beratungsagentur Raumprobe, über die neuesten Optik-, Haptik- und Farb- Trends bei Oberflächen.

Das Thema Farbe ist bei den Oberflächen angekommen. Welche Nuancen sind relevant?

Tatsächlich sind die Zeiten, in denen alles weiß oder möglichst unfarbig sein musste, weitgehend vorbei. Farben dürfen durchaus kräftig sein. Ganz wichtig sind alle Grau-, Braun-, Schlammund Naturtöne, die eine dunkle, erdige, wertige Anmutung haben. Bei grafischen Dessins und bei individuellen Dekoren wird auch mit richtig satten Farben wie kräftigen Rot- oder Blautönen gearbeitet. Und was viele überraschen wird: Orange, sehr lange in der Innenarchitektur praktisch nicht existent, wird von der jüngeren Generation wieder als komplett neue, coole Farbe wahrgenommen.

Die Haptik der Oberflächen gewinnt weiter an Bedeutung – welche Bedeutung hat das gerade im Ladenbau?

Auf der einen Seite werden Strukturen deutlich ausgeprägter und auch rauer, dabei kann es sich um sehr starke Reliefs handeln, bei Holzwerkstoffen gefräst oder geprägt, bis hin zu Vliesen mit nahezu dreidimensionaler Ornamentik. Hochinteressant sind auch Soft-Touch- Oberflächen, die an Möbel- und Warenpräsenterfronten oder Thekenabdeckungen eingesetzt werden können. Sie vermitteln nicht nur ein besonders schönes und subtiles haptisches Erlebnis, sondern haben auch – gerade in Verbindung mit Erd- und Naturtönen – einen Hingucker- Effekt, der sich über die Haptik viel tiefer verankert als nur über die außergewöhnliche, matte Optik allein.

Matt oder Glanz – was macht das Rennen?

Weder noch, sondern jeweils das Extrem davon: Supermatt oder Super-Hochglanz.

Produkt-News