City-Logistik für Online-Lebensmittel | stores+shops

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Amazon Prime ist ein cooles Konzept für die Online-Bestellung von Lebensmitteln in der Großstadt mit taggleicher Lieferung. (Foto: Amazon)

City-Logistik für Online-Lebensmittel

Lebensmittel online nach Hause bestellen, und das in maximal 60 Minuten oder einem wählbaren 2-Stunden-Fenster – die Erfolgsaussichten dieses Shopping-Modells wurden lange Zeit von Handelsexperten zurückhaltend beurteilt. Der neue Lieferdienst „Prime Now“ von Amazon scheint jedoch die Skeptiker eines Besseren zu belehren.

Amazon bietet diesen Service seit Mai in Berlin und seit Anfang August auch in München an. Der logistische Aufwand ist dafür noch nicht einmal außerordentlich hoch. Wer Amazon-Prime-Kunde werden will, muss zunächst eine Jahresmitgliedschaft für 49 Euro erwerben und kann sich dafür von montags bis samstags ab einem Mindestbestellwert von 20 Euro Ware innerhalb eines 2-Stundenfensters zwischen 8 und 24 Uhr Ware an eine Adresse im Liefergebiet liefern lassen. Die Bestellung ist nur per App von mobilen Geräten möglich, nicht jedoch von einem Desktop aus. Soll die Lieferung innerhalb einer Stunde erfolgen, kostet das pro Lieferung 6,99 Euro zusätzlich.

Das Auslieferungslager ist ein ehemaliger Elektronik-Fachmarkt auf dem Kudamm mit professioneller Amazon-Logistik. (Foto: Amazon)

Das Auslieferungslager ist ein ehemaliger Elektronik-Fachmarkt auf dem Kudamm mit professioneller Amazon-Logistik. (Foto: Amazon)

In Berlin umfasst das Auslieferungsgebiet für die Lieferung im 2-Stundenfenster den gesamten Großraum der Stadt, die Grenzen für die Lieferung in einer Stunde zieht Amazon enger. Als Auslieferungslager dient Amazon in Berlin der 2.500 qm große, auf zwei Etagen verteilte Verkaufsraum eines ehemaligen Elektronik-Fachmarktes am Kurfürstendamm, in dem über 50 von Personaldienstleistern zur Verfügung gestellte festangestellte Mitarbeiter in einem fließenden Mehrschichtsystem arbeiten.

Die Warenannahme des ehemaligen Fachmarktes eignet sich ideal für das Beladen der Auslieferfahrzeuge, die im nebenan befindlichen Parkhaus abgestellt werden können. Darüber hinaus werden elektrisch unterstützte Lastenfahrräder eingesetzt. In Berlin arbeitet Amazon für die Auslieferung mit den beiden Kurier-Dienstleistern Go! und Interkep zusammen. Diese verfügen für das Beladen der kommissionierten Bestellungen an der Rampe über einen eigenen Arbeitsbereich und teilen sich die Touren selbstständig auf, sodass beide Unternehmen gleichmäßig ausgelastet sind. Die meisten Auslieferungen erfolgen zwischen 16 und 20 Uhr.

Fernseher und Rasenmäher

Das bestellbare Sortiment, derzeit noch im Aufbau begriffen, umfasst schon jetzt deutlich über 10.000 Artikel, angefangen von verpackten Lebensmitteln inklusive Kühl- und Tiefkühlartikeln, Ein- und Mehrweggetränken, Obst und Gemüse, Artikeln des täglichen Bedarfs im Nonfoodbereich wie Drogeriewaren und Textilien bis hin zu Fernsehgeräten oder Rasenmähern.

Von den Abläufen her entspricht das Berliner Versandzentrum einem herkömmlichen Amazon-Logistikzentrum im Kleinformat. Ein automatisches Dispositionssystem ist ebenfalls im Einsatz. Zu den Lieferanten zählen u.a. Bartels-Langness, Bünting und Univeg. Pro Tag erfolgen zurzeit bis zu 5 Lkw-Lieferungen, darunter Nonfood auch aus den Amazon-Logistikzentren, zum Beispiel aus Brieselang. Getränke werden von einem speziellen Großhändler gebracht.

Insgesamt beinhaltet das Lager 3 unterschiedliche Warenflüsse. Artikel, die von den Dimensionen her in ein Regalfach passen, werden nach der Annahme von der Palette auf ein spezielles, mit Kunststoffbehältern ausgestattetes Cart umgepackt und zu einem Fachbodenregal aus Metall geschoben. Dort werden die Artikel chaotisch und bis auf bestimmte Ausnahmen unabhängig vom Sortimentsbereich manuell eingelagert. Produkt- und entsprechende Fachbodennummer werden über das Verwaltungssystem miteinander „verheiratet“ und informieren auf diese Weise über den Lagerungsort jeder einzelnen Einheit. Für Kühl- und Tiefkühlware stehen die Regale jeweils in einem speziellen Kühl- und Tiefkühlraum. Schließlich werden nicht regalfähige Artikel, zum Beispiel Getränkekästen oder Obst und Gemüse in Säcken, in Blocklagerung auf Paletten bereitgehalten.

Kommissionieraufträge werden je nach Umfang der Kundenbestellungen auch aufgeteilt. Dabei erfährt der Kommissionier über das Display seines Handscanners, der ebenfalls in den herkömmlichen Amazon-Lagern verwendet wird, Stückzahl und Lagerort der Kommissioniereinheit. Bei der Kommissionierreihenfolge werden gegebenenfalls MHD und die Optimierung des Laufweges berücksichtigt. Regalware wird in Papiertüten gepackt, die nach der Auslieferung beim Kunden verbleiben. Bei gekühlter Ware werden die Papiertüten zusammen mit Trockeneis in spezielle Isolierbeutel gepackt, die der Fahrer nach der Auslieferung wieder mitnimmt. Derzeit testet Amazon alternativ die Einsetzbarkeit von Kühlakkus. Wiederum auf einem rollbaren Lastenfahrzeug werden Tüten bzw. Isolierbeutel in den Versandbereich transportiert, wo ein Drucker an der sogenannten SLAM-Station ein Transportetikett ausdruckt, auf dem Zeitfenster, Lieferbezirk und Kundenadresse genannt sind. Gefahrgutaufkleber werden bei Bedarf ebenfalls erstellt.

Mit dem City-Bike

Im Versand erfolgt vor der Übergabe der Kundenbestellung an die Dienstleister je nach Struktur der Kundenbestellung die Zusammenführung der Teilkommissionierungen aus den verschiedenen Warenflussbereichen.

Mit einem City-Bike können 4-5 Papiertüten ausgeliefert werden, für größere Mengen pro Tour werden die Kleintransporter genutzt. Kühlartikel und alkoholische Getränke werden ausschließlich an den Besteller selbst übergeben, die meisten übrigen Artikel bei Abwesenheit des Bestellers, was ausgesprochen selten vorkommt, auch an den Nachbarn. Leere Getränkekästen nimmt der Fahrer grundsätzlich nicht wieder mit, diese geben die Kunden im stationären Einzelhandel zurück. Retouren kommen laut Amazon so gut wie keine vor.

Artikel, die nicht nicht lieferbar sind, werden unverzüglich aus der Bestell-App gelöscht, sodass im Umkehrschluss der Amazon-Kunde weiß, dass die dort aufgeführten Artikel auch lieferbar sind. Kunde und Fahrer können über die App miteinander kommunizieren und sich jederzeit über Verspätungen informieren, eine Sendungsverfolgung ist ebenfalls möglich. Der neue Lieferdienst von Amazon in Berlin beweist schon nach kurzer Zeit, dass einerseits ein nicht unbedeutendes Kundeninteresse vorhanden ist, welches auch für weitere Großstädte vermutet werden kann, und dass es auch innenstädtisch angesiedelte Logistikkonzepte gibt, die einen solchen Service ungeachtet der aktuellen Verkehrssituation in Ballungsräumen effizient unterstützen können.

Fotos (2): Amazon

Weitere Informationen: www.amazon.de/Prime-Now

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