SB-Checkouts: Ein Thema – viele Lösungen | stores+shops

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Hybride Kassen werden die Flexibilität der Abwicklung weiter erhöhen. (Foto: Diebold Nixdorf)

SB-Checkouts: Ein Thema – viele Lösungen

Kleiner Warenkorb, schneller Einkauf – darum geht es heute vorrangig beim Einsatz von SB-Checkouts. Und künftig? Hybride Kassen werden die Flexibilität der Abwicklung weiter erhöhen. Das Smartphone als POS-Allzweckgerät könnte mobile Scan-Lösungen wiederbeleben. Dagegen kämpft der Tunnelscanner weiterhin mit Workflow- und Erfassungsproblemen.

Ob bei Großformaten wie Real oder bei kleinen Supermarkt-Betreibern wie Edeka Prechtl – wer hierzulande in SB-Systeme investiert, will Kassenfrequenz-Spitzen eliminieren und zielt in erster Linie auf Kunden, die wenige Artikel schnell einkaufen wollen. Denn die Erfahrung hat gezeigt, dass bislang kaum ein deutscher Verbraucher bereit ist, auch größere Warenkörbe ab etwa zehn Produkten an stationären SB-Checkouts abzuwickeln.

Neben den Schnell-Checkout-Terminals könnten künftig auch hybride Lösungen verstärkt zum Einsatz kommen – also Geräte, die sowohl im SB-Betrieb als auch im traditionellen, von Mitarbeitern bedienten Modus funktionieren, und dies speziell in kleineren Supermärkten und in Convenience-Stores. „Traditionell“ sind in niedrigfrequenten Phasen Kassen oft unbesetzt, sodass über weite Teile des Tages diese Flächen unproduktiv bleiben. Umgekehrt kommt es an den besetzten Kassen immer wieder zu Schlangenbildungen, die kurzfristige weitere Kassenöffnungen notwendig machen. Hybride Systeme wirken hier wie ein Puffer. Sie erhöhen die Anzahl der offenen Kassen in ruhigen Phasen, ohne zusätzlichen Platz oder zusätzliche Mitarbeiter pro Kasse zu erfordern.

Die Komplexität beim Automatic Scanning ist deutlich höher als bei traditionellen SB-Systemen.

„Prinzipiell versprechen wir uns Potenziale in allen Märkten, in denen es auf eine hocheffiziente Ausnutzung des vorhandenen Platzes und auf eine Anpassung der Kassenkapazitäten an dynamische Kundenfrequenzwechsel ankommt“, sagt Hanno Kallmeyer, EMEA Store Business Consultant bei NCR. Neben NCR haben auch Fujitsu, ITAB und Diebold Nixdorf solche Lösungen im Portfolio. Getestet werden sie u.a. beim schwedischen Filialisten ICA, beim britischen Händler Asda, in Frankreich bei Auchan, aber auch schon bei selbstständigen deutschen Supermarkt-Betreibern.

Flexibel mit hybriden Kassen

Fujitsu hat zudem eine großformatige, auf umfangreiche Warenkörbe ausgerichtete Kassenlinie vorgestellt, die mit wenigen Handgriffen vom Bediener- in den SB-Modus umgestellt werden kann. Großformatige SB-Stationen mit Vor- und Rücklaufbändern sowie groß dimensionierte Packstationen sind im deutschen Handel kaum zu sehen, wohl aber in britischen, französischen und insbesondere US-amerikanischen Hyper-Stores, die auch in der Kassenzone nicht mit Platz geizen müssen.

Die Hersteller automatischer Checkout-Anlagen arbeiten an der Verbesserung des Workflow und an der Optimierung der Scan-Rate. (Foto: NCR)

Die Hersteller automatischer Checkout-Anlagen arbeiten an der Verbesserung des Workflow und an der Optimierung der Scan-Rate. (Foto: NCR)

Eine Alternative für größere Warenkörbe, auch für den umfangreichen (Wochenend-) Einkauf, sind mobile Scan-Lösungen. Im westlichen Ausland, etwa bei Carrefour, Ahold, Teso oder Albert Heijn, sind mobile Systeme schon recht weit verbreitet. Hierzulande dagegen setzen bislang erst wenige Betriebe auf diese Technik. Tegut zum Beispiel hat drei, der bayrische Filialist Feneberg 14 Märkte damit ausgestattet. Beide Unternehmen arbeiten mit bereitgestellten Handscannern – das Smartphone als Erfassungsgerät spielt noch keine Rolle. Führende internationale Händler wie Walmart, Teso, Ahold oder die Schweizer Coop-Genossenschaft allerdings haben die Smartphone-Erfassung schon eingeführt.

Die in der Theorie beste Lösung für große Warenkörbe wäre eine vollautomatische Checkout-Anlage, der sogenannte Tunnelscanner. Seit 25 Jahren basteln Technologie-Hersteller an solchen Geräten. Praxistauglich sind sie bisher nicht. Einerseits aufgrund unzureichender Erfassungssicherheit, beispielsweise weil Einzelflaschen aufs Band gelegt werden müssen, sich beim Transport bewegen und dadurch das Erkennen erschweren. Oder weil zerknitterte Folienverpackungen weder über Code noch über Bilderkennung identifizierbar sind. Oder weil Apfel-Sorten auch über Bilderkennung nicht unterschieden werden können. Auch bei Multipack-Artikeln muss manchmal nachgearbeitet werden, weil Umverpackungs- und Einzelartikel-Code gleichzeitig eingelesen werden.

Zweite zentrale Baustelle ist der Workflow. Bandgeschwindigkeiten geben dem Kunden das Tempo vor, und bei Testinstallationen führte dies immer wieder zu Problemen und Frustrationen. In der Theorie kann der Tunnel zwar bis zu 60 Artikel pro Minute registrieren, diese Kapazität aber wird in der Praxis kaum auszuschöpfen sein, solange das Band schneller ist als die Kunden und solange unzureichende Identifikation zusätzliche manuelle Arbeiten notwendig macht.

Tests in Frankreich und Schweden

Die Zuversicht, dass diese Technik noch zur Marktreife geführt werden kann, hält sich daher in Grenzen. Fujitsu und NCR, die Pioniere der Tunnelscanner, fuhren schon Anfang der 1990er-Jahre Testinstallationen in den USA, zum Beispiel bei The Kroger, haben ihre Bemühungen inzwischen aber auf Sparflamme gesetzt. „Wir warten ab“, sagt Hanno Kallmeyer von NCR. „Wir sehen im Tunnelscanner keinen primären Forschungsbereich“, erklärt Ralf Schienke, Vertriebsleiter Handel bei Fujitsu Deutschland.

Offensiv vorangetrieben wird die Technik dagegen weiterhin von ITAB und von Diebold Nixdorf. Der Projektversuch mit dem „360 Grad-Scan-Portal“ von Diebold Nixdorf in einem Rewe-Markt in Zülpich ist zwar inzwischen beendet, und es ist nicht bekannt, ob die Rewe-Zentrale das Thema weiterverfolgen will. Dafür laufen momentan aber zwei Testinstallationen in Frankreich, bei Carrefour und bei Auchan. „Die Komplexität eines Automatic Scanning ist deutlich höher als bei traditionellen SB-Systemen, aber wir betrachten dies als Herausforderung“, sagt Ulrich Völlmecke, Marketingmanager DACH bei Diebold Nixdorf.

Auch der schwedische Anbieter ITAB arbeitet weiter am Tunnelscanner. Ein zweijähriger Probelauf bei Lidl in Schweden mit einem Echtsystem in einer Filiale und mit einem Lernsystem in einem Warenverteilzentrum ist abgeschlossen, allerdings laufen weitere Tests bei einem spanischen und einem US-Unternehmen sowie im Backoffice eines norddeutschen Händlers. „Wir treiben das Thema weiter voran“, erklärt Ralf Landa-Noël, Project Manager Self-Checkout bei ITAB.

Fotos (1): NCR

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