Bisher veröffentlichte Studien zum Energiemanagement im Einzelhandel fokussieren entweder auf den kleinstrukturierten Einzelhandel (KSE) oder den großflächigen, filialisierten Einzelhandel (GFE). Eine Zusammenführung dieser sehr heterogenen Gruppen in der Forschung existierte bisher nicht. Die aktuell vom EHI im Auftrag der Dena durchgeführte Studie „Energiemanagement im Handel. Energieeffizienzpotenziale in den Gebäuden des deutschen Einzelhandels“ verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und bildet mithilfe von vier Clustern (nach Unternehmensgröße und nach Sortiment) den gesamten deutschen Einzelhandel ab. Dabei zeigen sich große Unterschiede zwischen den einzelnen Clustern.
Kostenunterschied
In kleineren Läden und Fachgeschäften der Lebensmittelbranche betragen die jährlichen Energiekosten durchschnittlich rund 74 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche, während sie bei größeren Filialisten und Lebensmittelketten dagegen mit nur etwa 57 Euro pro Quadratmeter zu Buche schlagen. Im Nonfood-Handel liegen die Gesamtenergiekosten vergleichsweise nah beieinander. Der KSE wendet hier im Jahresdurchschnitt knapp 29 Euro, der GFE 27 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche auf.
Für den Kostenunterschied zwischen dem kleinstrukturierten und dem filialisierten Einzelhandel gibt es eine Vielzahl von Gründen. So investieren große Unternehmen häufiger in ein professionelles Energiemanagement, zudem profitieren sie von geringeren Kosten beim Energieeinkauf. Im kleinstrukturierten Handel fehlt es dagegen oft an Ressourcen und am notwendigen Fachwissen zur systematischen Senkung des Energieverbrauchs.
Die Strategien zum Energiesparen sind so vielseitig wie die Handelslandschaft selbst. Während der filialisierte Handel bereits Ansätze wie den Einsatz moderner Gebäudeleittechnik erprobt, optimiert und zum Rollout bringt, mangelt es dem kleinstrukturierten Einzelhandel häufig noch am grundsätzlichen Problembewusstsein für zu hohe Energieverbräuche. Darüber hinaus wirken fehlende Erfahrungswerte, mitunter hohe Umrüstungskosten und Unwissenheit über mögliche Förderprogramme zusätzlich lähmend. Staatliche oder wirtschaftliche Förderleistungen werden vom KSE bisher kaum abgerufen.
Da ein Teil der möglichen energetischen Sanierungsmaßnahmen der Zustimmung der Gebäudeeigentümer bedarf, spielen auch die Eigentumsverhältnisse bei der Wahl der geeigneten Maßnahme eine wichtige Rolle. Hier werden große Unterschiede zwischen KSE und GFE deutlich. So sind 45 Prozent der kleinstrukturierten Einzelhändler auch Eigner des jeweiligen Gebäudes, der großflächige, filialisierte Handel ist jedoch zu 87 Prozent Mieter der genutzten Immobilie. Die Eigentümer dieser Gebäude sind unternehmens- bzw. konzerneigene Immobiliengesellschaften, gewerbliche Vermieter, Privatpersonen oder Erbengemeinschaften sowie nationale und internationale Fonds.
Die Studie bildet die Basis für ein Modellvorhaben-Projekt der Dena, dessen Zielsetzung es ist, anhand von konkreten Beispielen ökonomisch und ökologisch tragbare Energieeffizienz-Konzepte für den Einzelhandel zu erproben.
Fotos (1): Fotolia/destina
Tabelle: EHI
Weitere Informationen: www.ehi-shop.de
Zum Download: Energiemanagement im Handel
Die Ergebnisse der Studie „Energiemanagement im Handel. Energieeffizienzpotenziale in den Gebäuden des deutschen Einzelhandels“ sind kostenfrei unter www.ehi-shop.de abrufbar. Kooperationspartner der Dena sind Danfoss, das EHI Retail Institute, der Handelsverband Deutschland (HDE), der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA), der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), der Mittelstandsverbund (ZGV) und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). Die Studie wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
Weitere Informationen: www.ehi-shop.de