Der Parfümeriehandel der Zukunft wird möglicherweise bei der Warenpräsentation weit mehr als bisher mit Testern und Produktmustern arbeiten. Dieses Szenario entwarf Maic Dörenthal, Sicherheitskoordinator der Stadt-Parfümerie Pieper, Herne, mit Verweis auf die Kriminalitätsentwicklung in Deutschland. Der Hintergrund: Parfümerie-Artikel gehören laut Dörenthal zu den „Top-Diebstahlprodukten“ im Handel. Düfte und Pflegeprodukte sind handlich, sie gelten als Luxusware und sind entsprechend begehrt.
Auf dem EHI-Sicherheitskongress im Juni in Köln berichtete der Experte von „Kriminalität in jeder Form“, die für das Unternehmen Pieper eine permanente Herausforderung darstellt. Gemeint sind sowohl Mitarbeiter mit „Langfingern“, Ladendiebe, Bandendiebstahl, Trickbetrug, Einbruchdiebstahl und Raubüberfall. Zu den Besorgnis erregenden Rahmenbedingungen gehören laut Dörenthal eine generell sinkende Hemmschwelle und eine wachsende Verarmung bei einem Teil der Bevölkerung. Hinzu komme eine Überlastung der Behörden mit der Folge, dass eine Strafverfolgung nicht selten ausbleibt. „Insgesamt eine deprimierende Situation für unsere Mitarbeiter“, so Dörenthal wörtlich. Auf der anderen Seite kommen einige mögliche Sicherheitsmaßnahmen weniger in Frage. Dörenthal: „Unsere Kundinnen mögen zum Beispiel keine störenden Warensicherungen.“
Vertrauen und Invest in Mitarbeiter
Warensicherung macht nach Beobachtung des Fachmanns noch aus einem anderen Grund wenig Sinn: „Die Mitarbeiter bekommen dadurch das trügerische Gefühl, dass jeder Diebstahl ohnehin aufgedeckt wird.“ Die Folge ist eine nachlassende Aufmerksamkeit des Teams auf der Verkaufsfläche. Dabei seien gerade die Mitarbeiter aber der entscheidende Faktor. Zu den Trümpfen im Kampf gegen Diebstahl gehört bei Pieper eine hohe Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen und eine hohe Anzahl von Mitarbeitern auf der Fläche, weil Diebstahl bei Händlern mit wenig Mitarbeitern auch weniger riskant ist. Viele der Verkäuferinnen sind der Inhaberfamilie persönlich bekannt. „Basis aller Bemühungen zur Senkung von Inventurdifferenzen ist das Vertrauen und der Invest in unsere Mitarbeiter“, ist Dörenthal überzeugt. Das Pieper-Team werde deshalb im firmeneigenen „Beauty Forum“ entsprechend geschult.
Basis aller Bemühungen zur Senkung
von Inventurdifferenzen ist das
Vertrauen in unsere Mitarbeiter.

Hinzu kommt eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen entlang der Lieferkette. So werden Lkw GPS-überwacht. Bei Be- und Entladung der Lkw gibt es Sicherheitsschleusen, sowie Kameras in allen Bereichen.
In den Pieper-Filialen sind außerdem dort, wo es Sinn macht, zwischen zehn und 16 Videokameras im Einsatz. Bislang ist bereits die Hälfte der Filialen mit derartigen Überwachungssystemen ausgestattet. Der Multimonitorbetrieb soll dabei schon im Eingangsbereich sichtbar sein, um potenzielle Diebe abzuschrecken. Alle Aufnahmen werden gespeichert. Im Schadensfall können diese Daten abgerufen werden. Da jeder Diebstahl bei der Polizei zur Anzeige gebracht wird, ist das Bildmaterial ein wichtiger Beweis für die Polizei bei der Strafverfolgung. Speziell der Einsatz dieser Kameraüberwachung hat laut Dörenthal zu einer Senkung der Inventurdifferenzen um 30 Prozent geführt.
Positiv bemerkbar machten sich auch Veränderungen in puncto Ladenbau, Flächenaufteilung und Warenpräsentation. Gemeint ist insbesondere die verstärkte Nutzung von Beratungstheken. Dies macht es für Diebe schwieriger, an die Ware heranzukommen.
Zwar seien die Bemühungen zur Eindämmung der Diebstahlrate allzu oft ein „Kampf gegen Windmühlen“. Man habe jedoch im Laufe der Jahre auch eine Reihe von Erfolgen verbuchen können. So verfügt man bei Pieper mittlerweile über aufmerksame, handlungssichere Mitarbeiter mit einer hohen Unternehmensbindung und Loyalität sowie geringer Fluktuation. In der Logistikkette konnten zudem Fehler und „Lücken“ reduziert werden, während gleichzeitig die Kosten im Bereich Warensicherung gesenkt werden konnten. Auch hätten Ermittlungserfolge zur Abschreckung beigetragen.
Foto: Parfümerie Pieper
Weitere Informationen: www.parfuemerie-pieper.de
Pieper: Größte inhabergeführte Parfümeriekette
1931 gründete Anna Pieper gemeinsam mit ihrem Sohn Gerhard ein kleines Seifengeschäft in Bochum.
Unter der Leitung des Enkelsohnes Gerd Pieper, der heute gemeinsam mit Ehefrau Gabriele das Unternehmen steuert, wurde Pieper mit aktuell 130 Filialen zur größten inhabergeführten Parfümeriekette Deutschlands. Heute sind auch die beiden Söhne Dr. Oliver Pieper (Geschäftsführung) und Torsten Pieper (Finanzen, Controlling, Lager) in vierter Generation in der Geschäftsleitung tätig. In ausgesuchten Filialen werden auch Fashion, Dessous und Bademoden angeboten. Pieper beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter. Seit 2006 betreibt das Unternehmen zudem einen Onlineshop.