Viel Lärm um nichts | stores+shops

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Das Thema Bargeld im Handel wird gerade mehrfach auf den Prüfstand gestellt. (Foto: iStock/Irina Drazowa-Fischer)

Viel Lärm um nichts

Die Diskussion um den Verzicht auf 1- und 2-Eurocent-Münzen im Barzahlungsverkehr bewegt Handel und Verbraucher gleichermaßen. Hinzu kommt die aktuelle Debatte um Obergrenzen bei Barzahlungen, die mögliche Abschaffung der 500-Euro-Note bis hin zu Radikalreformern, die eine gänzliche Abschaffung des Bargeldes fordern.

Für die einen sind Kleinmünzen fester Bestandteil unseres Zahlungsverhaltens, für andere sind sie einfach nur störend und lästig. Ob Barzahlungen im Handel zukünftig mit oder ohne Kleinmünzen stattfinden: Sensationelle Vereinfachungen wird es kaum geben, so das Ergebnis einer EHI-Studie im Auftrag der Deutschen Bundesbank.

Wenn es nach einigen Händlern der Stadt Kleve geht, sollen 1- und 2-Cent-Stücke schon bald der Vergangenheit angehören. Zwar ist die Verärgerung vieler Händler über gestiegene Kosten der Wechselgeldbeschaffung nachvollziehbar, denn die Gebühren der Kreditinstitute können bei 1- und 2-Cent-Rollen schon mal deren Wert übersteigen, doch bei näherem Hinsehen ist der wirtschaftliche Nutzen eines Verzichts auf Kleinmünzen gering.

Um Vermutungen über die Auswirkungen von Rundungen bei Kassenbons (Aufrunden, Abrunden, kaufm. Runden) eine wissenschaftliche Basis zu geben, hat das EHI über 70.000 Kassenbons verschiedener LEH-Geschäfte und Drogeriemärkte analysiert. Simulationsrechnungen zeigen Auswirkungen auf Umsatz, Verbraucherpreise, Münzgeldbedarf und Kosteneinsparungen.

Kaum Einsparpotenzial

Die Studie zeigt, dass verschiedene Rundungsszenarien keinen Einfluss auf das Preisniveau haben und auch keine Preisänderungen nach sich ziehen würden. Eine Bon-Rundung ist vollkommen unabhängig von der Produktpreisgestaltung und hätte keinen Einfluss auf Preis- und Aktionsstrategien. Bei Einzelpreisen sehen die Händler keine Veranlassung, auf 0 bzw. fünf Cent zu runden.

Da das Einsparpotenzial gering ist, steht für Händler primär die Kundenakzeptanz einer Rundungsregel im Vordergrund. Daher fände eine freiwillige Lösung nur wenige Befürworter im Handel. Darüber hinaus besteht die Befürchtung, dass eine kaufmännische Rundungsregel schnell durch eine Praxis marktführender Unternehmen zum generellen Abrunden von Bonsummen führen könnte. Damit wären aber die Margenverluste bereits höher als die realisierbaren Kosteneinsparungen. Zwar gibt es geringfügige Handling-Vorteile, doch die generellen Prozessschritte bestehen weiter fort.

Fazit: Rundungen bei Kassenbons wird der Einzelhandel in seiner großen Mehrheit nicht freiwillig vornehmen. Hierzu bedarf es einer gesetzlichen Grundlage, die für alle Unternehmen gleiche Bedingungen schafft. Die Angst vor Preiserhöhungen ist unbegründet, spürbare Zeitersparnisse an der Einzelhandelskasse wird es kaum geben, und eine Abkehr von 9-Cent-Preis-Endungen ist derzeit im Lebensmittelhandel nicht vorstellbar. Faktisch realisierbare Kosteneinsparungen im Handel sind marginal und bilden daher keine treibende Kraft zur Abschaffung von Kleinmünzen.

Da handfeste wirtschaftliche Vorteile fehlen, geht es im Kern um individuelle Vorlieben im Umgang mit Bargeld. Beurteilen Sie selbst, ob Kleve eine Signalwirkung zum zukünftigen Umgang mit Kleinmünzen im gesamten Euro-Raum geben kann, oder ob es sich – frei nach Shakespeare-nur um „Viel Lärm um nichts“ handelt.

Foto: iStock/Irina Drazowa-Fischer

Kontakt: horst@ehi.org

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