Zentrale Gesprächsthemen auf der EuroCIS 2016 waren Software-Lösungen für Omnichannel-Retailing und der Einsatz von mobilen Geräten am POS, sei es für Aufgaben des Store-Managements, zur Unterstützung des Verkaufspersonals im Store oder zur Interaktion mit dem Smartphone des Kunden. Ebenfalls gut besucht waren die Messestände der Anbieter von  Kassentechnologie. Self-Scanning- und Selfcheckoutsysteme, aber auch die Weiterentwicklungen bedienergeführter Kassen stießen auf reges Interesse beim Fachpublikum.

Auf der Sonderfläche „Omnichannel-Area“ präsentierten junge, spezialisierte Anbieter Produkte und Lösungen, mit denen der Handel die verschiedenen Kanäle erfolgreich implementieren, bespielen und vernetzen kann.

Auf der Sonderfläche „Omnichannel-Area“ präsentierten junge, spezialisierte Anbieter Produkte und Lösungen, mit denen der Handel die verschiedenen Kanäle erfolgreich implementieren, bespielen und vernetzen kann.

Wie Softwaremodule im Hintergrund Abläufe unterstützen wie Auftrags- und Lagermanagement oder Versand, zeigte der Lösungsanbieter OSP als Partner auf dem Messestand von Nubon. Bislang primär als IT-Dienstleister für Unternehmen der Otto Group tätig, öffnet sich OSP derzeit dem Markt außerhalb des Otto-Konzerns und hat mit der thailändischen CP ALL Group („7-Eleven“) bereits einen namhaften Referenzkunden gewonnen.

Welche Chancen mobile Anwendungen für stationäre Handelsunternehmen bieten, demonstrierte Wincor Nixdorf den Besuchern der EuroCIS. In ihrer neuen Version „TP.net 6.0“ stellt die bekannte Software-Plattform „TP Application Suite“ verschiedene neue Funktionen für mobile Endgeräte mit iOS- und Android-Betriebssystemen zur Verfügung. Dazu zählen mobile Anwendungen in den Bereichen Warenwirtschaft, Marketing und Scanning.

Neuer Schub für SB-Systeme

„Die gesamte Haute Volèe aus dem deutschen Foodhandel, aber auch CIO’s und IT-Bereichsleiter von Drogerie- und Baumarkt-Betreibern waren auf unserem Stand“, freut sich Rüdiger Schach, Senior Sales Manager Self Checkout beim schwedischen Anbieter ITAB Shop Concept. „Riesengroßes Interesse an unseren SB-Checkout-Lösungen“ registriert Sabine Grün, Head of Industrie Marketing Retail bei Wincor Nixdorf. „Wir haben auf unsere SB-Systeme ein sehr positives Feedback bekommen und gehen für 2016 von weiteren Neukunden aus“, bilanziert Ralf Schienke, Sales Manager Retail bei Fujitsu. „Immer mehr Einzelhändler in der D-A-CH-Region setzen Selbstbedienungslösungen ein“, beobachtet auch Stefan Clemens, Area Sales Leader, D-A-CH NCR Retail Solutions, und verweist auf jüngere Installationen seines Hauses unter anderem bei Rewe, Merkur, Spar und Billa.

Verglichen mit dem US-Handel und dem britischen Einzelhandel zeigten sich hiesige Händler bislang eher zurückhaltend. Nach einer Untersuchung des EHI (Stand August 2015) finden sich hierzulande rund 2.150 SB-Stationen verschiedener Ausprägungen in insgesamt knapp 300 Stores und Märkten. Ikea und Bauhaus, Real und Famila, außerdem mehrere selbständige Lebensmittelhändler aus den Verbundgruppen Rewe und Edeka gehören zu den Anwendern.

Diese Installationen sorgen jedoch dafür, dass sich immer mehr Verbraucher an die Technik gewöhnen. Laut EHI-Research sind SB-Checkouts inzwischen 52 Prozent der deutschen Verbraucher bekannt. Und innerhalb dieser Gruppe wiederum werden sie von 38 Prozent „immer, häufig oder manchmal“ genutzt. Für den Handel wiederum wird die Technik aus weiteren Gründen interessant. „Längere Öffnungszeiten und steigende Personalkosten definieren die Investitions-Szenarien neu – viele Händler überlegen, wie sie mit aktuellem Personal effizienter arbeiten und längere Öffnungszeiten bei geringen Wartezeiten an der Kasse bieten können“, erklärt Stefan Clemens von NCR.

Dabei können sie auf voll ausgereifte SB-Technik zugreifen, die sich in der Praxis vielfach bewährt hat. Letzte echte Innovation in diesem Bereich waren die auch schon einige Jahre alten Hybrid-Systeme, die per Handgriff von SB auf bediente Kasse umgestellt werden können und die inzwischen im Programm aller Anbieter zu finden sind. Auf der EuroCIS 2016 ging es daher vorwiegend um Detailverbesserungen, um noch mehr Kompaktheit, um angenehme optische Erscheinungsbilder und um die Fähigkeit der Systeme, sich flexibel in das CI des interessierten Händlers zu integrieren. Fujitsu zeigte hierzu auf der Messe den „U-Scan Genesis II“ mit neuem Design und einem noch geringeren Platzbedarf. Auch NCR hat seine SB-Systeme überarbeitet und mit dem „Fast Lane SelfServ 6“ eine besonders kompakte, optisch variantenreiche Hybrid-Kasse gezeigt. Wie auf der EuroCIS zu sehen, gehört zum Service für den investitionswilligen Händler inzwischen auch, dass ihm Simulationsprogramme vorab zeigen, wie sich SB-Systeme räumlich und optisch in die reale Umgebung seiner Märkte einbinden lassen. Und schließlich: Auch die Analyse-Tools, die sämtliche Prozesse an den Systemen dokumentieren und intelligent auswerten, lassen beim Händler kaum mehr Wünsche offen.

POS-Kassen: Schnittstellen der Zukunft

Der Großteil der Zahlvorgänge wird aller Voraussicht nach noch viele Jahre über herkömmliche Checkout-Kassen laufen. Dabei werden die Kassensysteme immer komplexer. Mit Plugins für Kundenbindungssysteme, Paymentsysteme und nicht zuletzt die Click&Collect-Abwicklung bilden sie für den stationären Handel gerade im Omnichannel-Geschäft die direkte Schnittstelle zum Kunden. Ganz abgesehen davon, dass moderne Systeme auch ihre klassischen Tugenden besser denn je beherrschen: Ihre Zentraleinheiten (PCs) sind schnell, stabil, sparsam, können per WLAN vernetzt werden, stellen unabhängig vom Fabrikat alle im Handel gebräuchlichen Schnittstellen identisch zur Verfügung und lassen die Wahl zwischen den Betriebssystemen, mit Windows und Linux an der Spitze. Über „Green IT“ beispielsweise sprach auf der EuroCIS niemand mehr, sparsamer Stromverbrauch ist heute ein Nebenprodukt der leistungsstarken lüfterlosen Prozessoren.

Bei allen Gemeinsamkeiten gibt es in der Konfiguration des Gesamtsystems zahlreiche Unterschiede und Optionen, die die unterschiedlichen Anforderungsprofile der Händler widerspiegeln. Im wesentlichen wird zwischen zwei Varianten unterschieden: modulare Kassen („verteilte Systeme“) mit getrenntem Prozessor und Monitor sowie kompakte Kassen mit verbundenen Komponenten. Erstere Variante hat für Händler den Vorteil, dass sie die Komponenten von verschiedenen Herstellern beziehen können und dass sie bei der Wahl der Monitore frei sind.

Wincor Nixdorf präsentierte in modellhafter Shop-Umgebung unter anderem Software-Anwendungen für den Checkout.

Wincor Nixdorf präsentierte in modellhafter Shop-Umgebung unter anderem Software-Anwendungen für den Checkout.

Auf der EuroCIS präsentierten die Kassenhersteller ihre neuen Systeme, die ihre Vorgänger in vielen Details übertreffen. NCR stellte mit der „RealPOS XR8“ eine der kleinsten POS-Lösungen in ihrer Klasse und mit dem Intel Core Prozessor der 6. Generation auch eine der leistungsstärksten vor. Unter der Theke eingebaut oder mit integrierten Peripheriegeräten auf dem Kassentisch installiert, findet die kompakte Kasse in nahezu jeder Retail-Umgebung Platz. Am Stand von Aures stand „Yunos“ im Fokus, ein lüfterloses, kompaktes EPOS-Terminal mit einem Bay Trail Quad Core Prozessor. Der Allrounder ist laut Aures für alle Verkaufsstellen geeignet und auch mit projiziert-kapazitiven Bildschirm (15 Zoll) erhältlich, der sich mit Mehrfingergesten-Erkennung bedienen lässt. Das neue All-in-one Multitouch-Kassensystem „Beetle/iPOS plus“ von Wincor-Nixdorf soll mit seiner neuen Intel Braswell Prozessor-Technologie eine im Vergleich zum bisherigen Intel Atom Prozessor über 100 Prozent höhere Rechnerleistung bieten. Zur EuroCIS wurde außerdem das Design des Terminals modernisiert und die benötigte Stellfläche nochmals reduziert. Toshiba hat ebenfalls seine modularen Kassensysteme modernisiert und insbesondere deren Leistungsfähigkeit erhöht. Die neuen Serien „TCx300“ und „TCx700“ sind die Nachfolger der Plattformen „SurePOS300“ und „SurePOS700“ und eignen sich für Handelsunternehmen aus dem Food- wie auch Nonfood-Bereich, die die Tastatur, Bildschirme und andere Peripheriegeräte separat von der Systemeinheit am Kassentisch aufstellen.

Fotos (8): Messe Düsseldorf / Constanze Tillmann

Die nächste EuroCIS findet wieder wie alle drei Jahre im Rahmen der Fachmesse EuroShop (5. bis 9. März 2017) in Düsseldorf statt. 

Weitere Informationen: www.eurocis.com