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Das 3M Inspiration Lab im Headquarter von 3M Deutschland informiert seine Besucher multisensuell über relevante Technologien und Märkte. (Foto: Dreiform / Stefan Schilling)

Go Phygital!

„Digital Drama!? – The Future of Urban Retail“ war das Leitthema der Retail Design Konferenz des Rats für Formgebung am 8. Oktober 2015 in Frankfurt. Die Digitalisierung verursacht einen strukturellen Umbau physischer Marktplätze, so die Quintessenz aus den Vorträgen. Für Retail Designer verändern sich die Anforderungen gravierend.

Give people a reason to visit a store, gab Robert Thiemann, Geschäftsführer von Frame Publishers aus Amsterdam, den Teilnehmern zum Schluss seines Vortrages mit auf den Weg. Ein gewichtiger Grund für den Besuch eines Stores können zum Beispiel digitale Services sein, die der Händler seinen Kunden bietet – Services, die unmittelbar auf das Einkaufserlebnis einzahlen, indem sie die Kunden dazu animieren, sich spielerisch mit dem Produktangebot auseinanderzusetzen. Wie im „Audi City Showroom“, den Jon Prengel, Geschäftsführer des Architekturbüros Raumwerk aus Frankfurt präsentierte. Nach der Premiere in London vor zwei Jahren betreibt der Premiummarkenhersteller mittlerweile auch in Peking und Berlin Autohäuser im Boutiquenformat. Das Portfoliowachstum von Audi rufe förmlich nach digitalen Lösungen zur Verkaufsunterstützung, da sich nur noch ein Bruchteil der derzeit 55 Modellvarianten in einem herkömmlichen Autosalon präsentieren lasse, erklärte Prengel. 

Auf der anderen Seite wolle man die Marke Audi in das Blickfeld des urbanen Laufpublikums rücken, die über die großen Verkaufsniederlassungen an der Peripherie der Städte nicht erreicht werden. Nach der persönlichen Begrüßung durch einen „Gamer“ stehen dem Kaufinteressenten im City Showroom sämtliche Kombinationsmöglichkeiten auf frei stehenden Multitouch-Tables zur Auswahl. Mit einer Handbewegung kann das Wunschmodell auf eine der raumhohen Videowände („Powerwalls“) übertragen werden. Das Markenerlebnis am realen Objekt vermitteln nur noch ein bis zwei Ausstellungsfahrzeuge auf kleiner Fläche.

Interaktive Dialogwerkzeuge

Die Kölner Kommunikationsagentur Dreiform, 2001 in Köln gegründet, hat sich in den letzten Jahren von einem Planungsbüro mit räumlich-architektonischen Schwerpunkten zu einer Digitalagentur weiterentwickelt. Geschäftsführer Ralf Nähring präsentierte in seinem Vortrag ein aktuelles B-to-B-Projekt mit dem Technologieanbieter 3M. Im Headquarter von 3M in Neuss können Besucher die komplexen Technologiethemen des Anbieters im „3M Customer Inspiration Lab“ multisensuell an insgesamt zehn Demonstratoren mit interaktiven Exponaten erleben. Hebt der Besucher das Produkt auf dem jeweiligen Demonstrator an, lösen Sensoren automatisch den entsprechenden interaktiven Content auf dem Touchscreen aus: weiterführende Texte und Bilder erläutern Anwendungsgebiete.

Rat für Formgebung: Kompetenzzentrum für Design

Als Dienstleister der Wirtschaft bietet der Rat für Formgebung ein Forum für den branchenübergreifenden Wissenstransfer von Marken- und Designkompetenz. Die 1953 gegründete Organisation, der mehr als 200 designorientierte deutsche Unternehmen angehören, bietet eine fundierte Unterstützung bei der Marken- und Designentwicklung und kommuniziert den Mehrwert Design national und international.

Weitere Informationen: www.german-design-council.de 

Wie interaktive Dialogwerkzeuge an der Schnittstelle von haptischem Produkterlebnis und digitaler Erweiterung die Beziehung von Kunde und Marke nachhaltig beeinflussen können, zeigte auch der Vortrag von Alexander El-Meligi von Demodern aus Hamburg. Die Digitalagentur entwickelte für den Sportartikelhersteller Nike im Berliner Flagship-Store von 11Teamsports eine neuartige „Omnichannel-Shopping-Experience“. Entnimmt der Kunde einen Sportschuh aus der Präsentationswand im Store, startet auf dem Multitouch-Tisch eine Präsentation über den ausgewählten Artikel mit interaktiven Steuerungsmöglichkeiten. Eine Display-Wall mit You-Tube-Filmen zum Download und ein „Replica Kiosk“ mit Shopping-Terminal komplettieren die virtuelle Einkaufswelt.

Fazit: Es mangelt nicht an Konzepten und Ideen für die Umsetzung digitaler Elemente auf Retail-Flächen. Aber sie müssen erst noch beweisen, ob sie auf Dauer umsetzbar sind. Daran sind viele gute Ideen schon gescheitert.

Foto: Dreiform / Stefan Schilling

Kontakt: lambertz@ehi.org 

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