Verpackungsbranche im Aufwind | stores+shops

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Foto: mytime.de

Verpackungsbranche im Aufwind

Mit dem Onlinehandel hat der wirtschaftliche und technologische Stellenwert der Versandverpackung enorm zugenommen. Neben Standardkartonagen, die je nach Inhalt noch immer viel Luft und Polstermaterial enthalten, gibt es für zahlreiche, vor allem sensible Produkte ausgefeilte spezielle Verpackungslösungen.

Der Onlinehandel gilt seit Jahren als der wichtigste Treiber des Paketmarktes, wie sich aus den Umsatzzahlen ableiten lässt. Gleichwohl fehlen genaue Daten über die Volumina. Selbst die Anbieter von Verpackungsmaterial und ihre Verbände können das Volumen des im Onlinehandel benötigten Materials nicht beziffern. „Die Unternehmen sehen nicht, was stationär und was online verbraucht wird", sagt ein Sprecher des Verbandes der Wellpappen-Industrie (VDW). Der VDW betont jedoch, dass Wellpappe das mit Abstand wichtigste Verpackungsmaterial im Versandhandel sei.

Mehr Transparenz in diesen Markt brachte erstmals 2014 eine gemeinsame Studie des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh) und des auf Logistik spezialisierten Hamburger Beratungsunternehmens MRU über die Sendungsmengen in Deutschland. Danach hatten allein die online ausgelösten Paketsendungen an private Kunden (B-to-C-Geschäft) mit über 1,1 Mrd. Paketen einen Anteil von 52 Prozent am Gesamtvolumen von 2,1 Mrd. Sendungen und waren mit einem Plus von fast 11 Prozent der Wachstumstreiber.

Das B-to-B-Geschäft, das sich schon seit Jahren mit konstant niedrigeren Wachstumsraten entwickelt, hat mit knapp 790 Mio. Sendungen mittlerweile einen geringeren Anteil. Bekleidung – die umsatzstärkste Warengruppe im Onlinehandel – hat entsprechend mit 21 Prozent den mit Abstand größten Anteil am B-to-C-Sendungsaufkommen. Zu den weiteren starken Kategorien gehören Bücher (17 Prozent), Unterhaltungselektronik (7 Prozent), Haushaltswaren und -geräte (5 Prozent) sowie Schuhe (5 Prozent). Bemerkenswert ist zudem das vergleichsweise starke Sendungsaufkommen in der Warengruppe Möbel.

Passgenaue Verpackungen

All diese unterschiedlichen Produkte benötigen entsprechende „passgenaue" Verpackungen für den sicheren Versand zum Kunden. Während große, sperrige Waren wie Möbel und Elektrogroßgeräte in den Versandzentren vornehmlich in Folie und Wellpappe von der Rolle verpackt werden, greifen die Versender bei kleineren Produkten zu differenzierten Lösungen. Das sind in der Regel fertige, speziell für den Versand entwickelte Kartonagen und geeignetes Füllmaterial. Große Versandzentren der Katalog- und Onlineversender sowie die Fullfillmentcenter der Logistikdienstleister wie DHL arbeiten auch mit Verpackungsmaschinen, die unterschiedliche Kartonverpackungen in an die Produkte angepassten Größen vor Ort konfektionieren.

Preisgekrönte Einzelversandverpackung für Glasflaschen (Foto: Klingele)

Preisgekrönte Einzelversandverpackung für Glasflaschen (Foto: Klingele)

„Jedes Paket ist beim Transport Belastungen wie Stößen oder Druck ausgesetzt. Deshalb ist eine gute Verpackung ein unerlässlicher Bestandteil des sicheren Pakettransports“, sagt ein Verpackungsfachmann von DHL. Das Logistikunternehmen der Deutschen Post berät seine Kunden in allen Verpackungsfragen, um einen bruchsicheren Transport zu gewährleisten. Die richtige Verpackung beginnt demnach mit einer geeigneten Außenverpackung, die den Inhalt schützt und die erforderlichen Absender- und Empfängerangaben trägt.

„Gemeinsam ist allen Außenverpackungen, dass sie keine Hinweise auf den Inhalt geben dürfen und so beschaffen sein sollten, dass sie und der Inhalt nicht beschädigt werden“, heißt es bei DHL. Die Innenverpackung orientiert sich idealerweise immer am jeweiligen Inhalt des Pakets. Luftpolsterfolie eignet sich beispielsweise weniger für scharfkantige oder spitze Inhalte und sollte zusätzlich mit Klebeband fixiert werden. Normales Packpapier dient lediglich dem Füllen von Hohlräumen und nicht etwa als alleiniges Polstermaterial. Bei zerbrechlichen Gegenständen sind maschinell gefertigte Polster aus Kraftpapier, Rollenwellpappe oder Schaumstoffen geeignet.

Unverzichtbar: die Wellpappe

Das gebräuchlichste Material für versandfertige Außenverpackungen ist die Wellpappe. Die Mitglieder der Verbandes der Wellpappen-Industrie haben im ersten Halbjahr 2015 über 51 Mio. Quadratmeter Wellpappe mehr abgesetzt als im vergleichbaren Zeitraum 2014. Das entspricht einer Steigerung von 1,4 Prozent auf insgesamt 3,69 Mrd. Quadratmeter. „Ein Großteil der Produkte, die im Supermarkt, Discounter oder Onlineshop gekauft werden, sind auf dem Weg in den Handel oder zum Verbraucher in Wellpappe verpackt“, benennt Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes, den privaten Konsum als Wachstumstreiber.

Für die Wellpappe sprechen neben der hohen Schutzwirkung der Konstruktion aus mehreren miteinander verleimten Papierbahnen auch Eigenschaften, die besonders für das Online-Versandgeschäft wichtig sind. Bei der Vielfalt der versendeten Waren und der jeweils für den Versand kommissionierten Warenkörbe brauchen die Händler Verpackungen, die sich in ihren Abmessungen und ihrer Konstruktion exakt an die Maße des Packguts anpassen lassen. Und auch das Kundenbedürfnis will bedacht sein. Leichtes Öffnen der Verpackung und einfaches Entnehmen der unbeschädigten Bestellung unterstützen ein frustfreies Einkaufserlebnis.

Extrem schnelle Belieferung

Für die Versender spielt die schnelle und flexible Belieferung mit Verpackungsmaterial eine entscheidende Rolle. Hier sind die Verpackungshersteller gefragt. „Der Onlinehandel erfordert eine extrem schnelle logistische Abwicklung“, heißt es bei Klingele Papierwerke, Hilpoltstein. „Damit wird die Belieferung mit Verpackungen ‘on time’, auch bei extremen Auftragsschwankungen und -spitzen, zum entscheidenden Erfolgsfaktor für die Anbieter.“ Das Familienunternehmen hat dafür spezielle Strukturen geschaffen, die eine hochflexible Planung und Auftragsbearbeitung ermöglichen. Klingele deckt für seine Kunden die komplette Prozesskette von der Entwicklung und Herstellung der Verpackungen über Beratung zu Automatisierungskonzepten und Mikrologistik bis hin zur logistischen Abwicklung und Just-in-time-Belieferung der Onlinehändler ab. Über die Einbindung spezialisierter Anbieter – inhouse oder externe Partner – übernimmt Klingele zudem Kommissionierung und Versand.

Ein weltweit tätiger Spezialist für On-Demand-Packaging ist Packsize, in Deutschland in Herford vertreten. Packsize stellt Maschinenlösungen zur Verfügung, mit denen Händler und Versender auf Basis von Wellpappe für jede Bestellung einen Karton in der gewünschten Größe anfertigen können. Dieser intelligente Verpackungsprozess führt laut Anbieter „zu weniger Abfall, niedrigeren Versandkosten, geringeren Schadensquoten und höherer Kundenzufriedenheit“. Unternehmen verschiedenster Branchen setzen On-Demand-Packaging ein. Durch die Verwendung des kleinstmöglichen Kartons werden die Leerraumfüllung und auch der Bedarf an Wellpappe reduziert. So habe Staples mit einer Lösung von Packsize die durchschnittliche Menge der eingesetzten Wellpappe um 15 Prozent und den Bedarf an Füllmaterial um 60 Prozent zurückfahren können.

Ihre Innovationskraft für den Handel unterstreicht die Wellpappenbranche mit dem Verpackungswettbewerb um die „Goldene Welle". Hier belegt aktuell Klingele den zweiten Platz in der Kategorie „Lagern und Transport" mit einer neuartigen Einzelversandverpackung für Glasflaschen. Die Stanzverpackung wird durch den Automaten aufgestellt und verklebt. Beim Bestücken der aufgerichteten Verpackung wird das Polster automatisch mit umgelegt. Diese einteilige sowie einstoffliche Lösung spart Kosten und ist zu 100 Prozent recyclebar. Durch den direkten Verbund mit der Verpackung kann das Polster nicht verrutschen. Eine integrierte Perforation erleichtert dem Verbraucher das Öffnen. Die Packung eignet sich gleichermaßen als Versand- und Geschenkverpackung.

Welche ausgetüftelten Versandlösungen heute für spezielle und besonders sensible Produkte möglich sind, zeigt der Sonderpreis der Jury für die Amaryllisverpackung von Panther Packaging. Bei dieser Verpackung, in der Anmutung einer Schmuckschatulle, hebt beim Öffnen der beiden Seitenklappen eine „Bühne“ das Produkt nach oben. Der Clou: Der Blumentopf ist schon enthalten. Diese Verpackung ist ideal für den sicheren Versand und eine gleichzeitig hochwertige Präsentation von kleinen Pflanzen und anderen hochwertigen und empfindlichen Produkten. „Die Verpackung kombiniert den Produktschutz im Einzelversand mit außergewöhnlichen Präsentationseigenschaften", so die Jury.

Fotos (3): mytime.de (1), Klingele (1), Panther Packaging (1)

Weitere Informationen: www.klingele.com , www.de.packsize.com , www.panther-packaging.com

Wellpappe: Ökologisches Image

Experten sind von der Umweltverträglichkeit von Wellpappenverpackungen überzeugt.

„Da kann man ein gutes Gewissen haben“, meint Martin Angerhöfer, Professor für Verpackungstechnik an der Hochschule München. Denn Wellpappe besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und wird nach Gebrauch vollständig erfasst und recycelt. Laut einer Umfrage des Kölner ECC weisen nur etwa 20 Prozent der Onlinehändler darauf hin, dass die Versandverpackung zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. „Diese Information ist aber wichtig für Verbraucher und sollte deutlich sichtbar auf allen Wellpappenverpackungen aufgedruckt sein“, so Dr. Oliver Wolfrum, Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie (VDW). Der VDW bietet daher ein Ökokennzeichen mit der Botschaft „Verpackung aus Wellpappe – nachwachsende Rohstoffe – vollständiges Recycling“ auf seiner Website an. Das Zeichen kann kostenlos in 16 Sprachen als druckfähige Datei heruntergeladen werden und ist an keine Zertifizierung gebunden.

Weitere Informationen: www.wellpappen-industrie.de

Onlinehandel: 5 Tipps für eine optimale Verpackung

Der Paketempfang ist wie eine Geschenksituation. (Foto: Schumacher Packaging)

Der Paketempfang ist wie eine Geschenksituation. (Foto: Schumacher Packaging)

Norbert Hager, Mitglied der Geschäftsleitung der Schumacher Packaging Gruppe aus Coburg gibt Tipps, was Onlinehändler zum Thema richtige Verpackung wissen und beachten sollten.

Tipp 1: Senken Sie die Retourenquote
Eine wesentliche Voraussetzung für Onlinehändler ist, dass die gewählte Verpackung in Größe und Qualität zu dem zu versendenden Produkt passt – nur so werden Transportschäden zuverlässig vermieden. Wenn das Sortiment aus besonders zerbrechlichen Produkten besteht, etwa aus Porzellan, Glaswaren oder Weinflaschen, benötigt der Händler entsprechend geprüfte Verpackungen und Kennzeichnungen für den sicheren Versand. Der unmittelbare Vorteil der gut schützenden Verpackung: Der Kunde erhält die Ware so, wie er es erwartet. Ärger, den Beschädigungen verursachen sowie Retouren, die nur entstehen, weil die Ware beschädigt ist, werden vermieden.

Tipp 2: Sorgen Sie für mehr Kundenzufriedenheit
Wenn der Empfänger sein Paket auspackt, ist das ein wichtiger Punkt des physischen Kundenkontakts. Für Onlinehändler ist dies meist der einzige „physische“ Kontaktpunkt. Darum ist es von Bedeutung, dass die Verpackung einen professionellen Eindruck macht. Eine Verpackung, die durch Materialstärke, Druckbild oder kundenfreundliches Handling – etwa durch eine Aufreißperforation – hochwertig erscheint, erhöht für den Kunden subjektiv den Wert des verpackten Produkts. Der Paketempfang ist mit einer Geschenksituation vergleichbar. Je schöner die Verpackung, desto größer die Freude des Empfängers und desto zufriedener der Kunde.

Tipp 3: Legen Sie Verpackungen auch für Retouren aus
Gerade in retourenintensiven E-Commerce-Branchen, etwa bei Bekleidungsshops, spielt die hochwertige Verpackung schon deshalb eine wichtige Rolle, weil die Ware bei der Retoure wieder unbeschadet zum Händler gelangen soll. Wenn die Verpackung so ausgelegt ist, dass sie nur auf dem ersten Transportweg zuverlässig schützt, aber bei der Rücksendung schon schwächelt, wurde an der falschen Stelle gespart. Nur wenn die Ware bei der Retoure unversehrt und unverschmutzt zurückkommen, werden Handling-Aufwand und Kosten minimiert.

Tipp 4: Achten Sie auf Produkt- und Handling-Anforderungen
Es ist für Online-Händler essenziell, Verpackungen zu wählen, die ihren spezifischen Anforderungen entsprechen. Die Verpackung sollte dabei nicht nur zum Produkt passen, sondern auch zum Prozess. Onlinehändler sollten Ihre Verpackungen entsprechend Größe, Gewicht und Empfindlichkeit der Produkte auswählen und Aspekte wie Volumennutzungsgrad und Schutz vor Transportschäden im Blick haben. Kriterien sind auch Abpackprozesse, Stückzahlen und Handling-Anforderungen. Bereits eine Verpackung mit Adhäsionsverschluss etwa kann für viele Webseller, bei denen manuelle Verpackungsprozesse unvermeidbar sind, Zeit und Geld sparen.

Tipp 5: Nutzen Sie das Know-how des Verpackungslieferanten
Ein Onlinehändler ist gut beraten, einen Verpackungshersteller zu wählen, der sich mit dem spezifischen Bedarf des Händlers auskennt, sich also auf die Bedürfnisse der Kleinen, Mittleren und ganz Großen im E-Commerce gleich gut versteht. Im Idealfall ist der Verpackungshersteller sogar kompetent, individuelle Verpackungslösungen zu entwickeln, die dem spezifischen Bedarf eines Händlers optimal entsprechen.

Weitere Informationen: www.schumacher-packaging.com

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