Anfang Oktober eröffnete Kare, Händler für unkonventionelle Möbel, in einem ehemaligen Heizkraftwerk in München-Obersendling seine Pforten. Der 50 Jahre alte Industriebau mit seiner markanten Silhouette wurde vier Jahre lang umgebaut. Auf einer 10.000 qm großen Ausstellungsfläche, verteilt auf fünf Etagen, wurde Platz für fantasievolle Wohnwelten geschaffen. Die archaische Kulisse wirkt wie geschaffen für die bunten Möbel, Leuchten, Bilder, Spiegel und Geschenke, die typisch sind für Kare.
1981 hatte das Unternehmen in der Münchner Karlstraße mit einem Geschäft begonnen. Die Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter Jürgen Reiter und Peter Schönhofen wollten neues Wohndesign. Heute sind sie mit über 70 Markenshops in 40 Ländern vertreten. Dabei markiert die Eröffnung des Kraftwerks einen Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens. Jürgen Reiter: „Das Kare-Kraftwerk ist ein ergebnisoffenes Experiment, anders als konventionelle Möbelhäuser. Wer als Kaufmann nur in Umsatz pro Quadratmeter rechnet, hätte über das Kraftwerk nicht eine Sekunde nachgedacht. Wir wollen unseren Kunden ein Einkaufserlebnis bieten, das über ausgefallene Möbel weit hinausgeht mit Events und einer kreativen Gastronomie.“ Auch der Nachhaltigkeitsgedanke und die Bewahrung von Substanz gaben den Ausschlag dafür, das Industriedenkmal wiederzubeleben, das mit seinen beiden weißen, 80 m hohen Schornsteinen schon lange ein Wahrzeichen von Sendling ist. Der Umbau stellte eine große Herausforderung an die Münchner Architekten Stenger, denn von der beeindruckenden Atmosphäre des Bauwerks sollte so viel wie möglich erhalten bleiben.
Alter Lastenkran
Ein Teil der Fassade wurde mit legiertem Kupfer in einem matten Bronze-Ton verkleidet, der dem Besucher entgegenleuchtet. Der weiträumige Vorplatz am Haupteingang ist für Sommermöbel oder Events gedacht. Die ehemalige Maschinenhalle wurde zur Eingangshalle umfunktioniert. Hier dominiert der gigantische, 45 Tonnen schwere Lastenkran.
Nackte Betonwände und kathedralenähnliche Raumhöhen prägen den Innenraum. Vom Eingangsbereich führt eine Treppe in die Galerie zu den sogenannten Sandwichräumen, die in phantasievolle Wohnwelten mit ungewöhnlichem Produkt-Mix verwandelt wurden. Die großen Löcher, in denen früher die Turbinen arbeiteten und Energie erzeugten, sind bewusst erhalten und sorgen für interessante Durchblicke. Der Industriecharme der 60er-Jahre lässt grüßen. Markus Stenger ließ alte Glasbausteine erhalten und fügte neue Glasfassaden zur Drygalski-Allee hinzu, um Tageslicht in die Räume zu bringen. Auch der gläserne Aufzug, der durch fünf Etagen führt, gehört zu den Highlights. Ein Studio für Polstermöbel findet seinen Platz in den „Kathedralen“ mit originalgetreu erhaltenen Wänden und Gitterlamellen, durch die im ehemaligen Kraftwerk kalte Außenluft in riesigen Mengen zur Kühlung angesaugt wurde.
Transformatoren und Wärmetauscher
Ebenfalls originalgetreu erhaltene Transformatoren und Durchblicke über mehrere Geschosse durch alte Kesselausschnitte und Wärmetauscher schaffen eine einzigartige Verkaufsfläche – Maschinenräume zu Wohnoasen umgewandelt. Diese werden nicht unterteilt in bestimmte Funktionsbereiche, sondern wechseln ständig mit dem Sortiment. Der Besucher soll immer wieder Neues entdecken können. Ausstellungen, Wohn-Seminare und Workshops sollen das Publikum unterhalten.
Kare Kraftwerk
Adresse:: Drygalski-Allee 25, München
Eröffnung:: 1. Oktober 2014
Baujahr des Kraftwerks:: 1960
Umbau:: 2010 bis 2014, Erhalt von rd. 80 Prozent der ursprünglichen Bausubstanz
Gebäudehöhe inklusive Kamine:: 80 m
Ausstellungsfläche:: 10.000 qm
Betriebsfläche inkl. Tiefgarage:: 15.000 qm
Gebäude-Eigentümer:: Kerscher Immobilien Holding
Architekten:: Stenger2 Architektur, München
Ladenbau:: Kare in Eigenregie
Gastronomie:: 80 Sitzplätze innen und 80 Sitzplätze auf Dachterrasse
Der neue „Destination-Shop“ ist Verkaufs- und Schaufläche zugleich. Geplant ist eine App, die den Besucher durch das Kraftwerk führen, die Geschichte erzählen und Produktinfos geben soll. Auch sonntags ist das Möbelhaus von 13 bis 17 Uhr geöffnet, jedoch ohne Beratung und Verkauf. Über QR-Codes können sich die Kunden informieren oder direkt im Online-Shop bestellen.
Die Gastronomie im vierten Stock spielt eine wichtige Rolle in dem Konzept. In einer offenen Küche werden Speisen zubereitet. Bei schönem Wetter bietet die Dachterrasse einen herrlichen Blick über die Alpen. Auch Back- und Kochkurse gehören zum Unterhaltungsprogramm.
Fotos (3): Büchelmeier / Kare
Weitere Informationen: www.kare-kraftwerk.com