Die australische Marke Aesop ist nicht nur für nachhaltige Kosmetikprodukte bekannt, sondern auch für ihren außergewöhnlichen Designanspruch, der Lokalkolorit einschließt. Boden, Wand und Decke des 80 qm großen Geschäfts in der Neuen Schönhauser Straße in Berlin prägen grün changierende Zementmosaikfliesen der Firma Via aus Bacharach. „Es gibt viele Altbauten in Berlin, in denen noch Zementfliesen aus der Gründerzeit liegen, insofern sind diese typisch für die Stadt“, sagt Tobias Kohlhaas, Kreativdirektor und Mitgründer des beauftragten Designbüros Weiss-Heiten aus Berlin. Kohlhaas wurde durch das Projekt selbst erst so richtig auf die „besondere Materialität“ von Zementfliesen aufmerksam, die aktuell eine Renaissance erleben.
Das Unternehmen Casa:1 aus Erftstadt lieferte seine Zementfliesen für das Modegeschäft 14 oz. im geschichtsträchtigen Haus Cumberland am Kurfürstendamm in Berlin und für die Küchenausstellung von Ikea in Ludwigsburg. „Zementfliesen sind für alle Shops, ebenso wie für Gastronomie und Hotels geeignet“, so die Geschäftsführer Silke Wiegand und Dieter Dichantz. „Nicht nur die einfarbigen Varianten, vielmehr noch die vielen Dekore, die sich mittels unseres Konfigurators kreieren lassen, ergeben einen außergewöhnlichen Boden.“
Zementmosaikplatten waren im 19. Jahrhundert in Europa, vor allem im Mittelmeerraum, stark verbreitet. In den 1960er-Jahren wurden sie von der keramischen Konkurrenz verdrängt, die mit einfacherer und preiswerterer Herstellung punktete. Der Fertigungsprozess von Zementfliesen lässt sich bis heute nicht automatisieren. Sie werden nach wie vor in traditioneller Handarbeit in Ländern wie Spanien, Portugal, Marokko, Indien oder Vietnam hergestellt. Zunächst werden Marmorpulver, weißer Zement, Felsgranulat, feiner Sand und Farbpigmente vermischt. Das Motiv wird als Metallform ausgearbeitet, die die verschiedenen Farbbereiche voneinander trennt. Wenn die Form, nachdem die Felder mit den pastösen Farbmischungen gefüllt sind, wieder aus dem Rahmen entfernt wird, entstehen die typischen sanften Übergänge zwischen den Dekorgrenzen. Daniel Bailo und Wolfgang Pisar, Geschäftsführer des Unternehmens Mosaico aus Köln, sagen dazu: „Zementfliesen-Muster liegen aktuell im Trend. Werden sie jedoch auf Keramik kopiert, fehlt ihnen die Lebendigkeit.“
Zurück zur Herstellung: Die Nutzschicht wird mit fast schon trockenem Mörtel bedeckt, bevor die Fliesen unter hohem Druck hydraulisch gepresst, also nicht gebrannt werden. Die Fliesen werden nach einer gewissen Ruhezeit lange gewässert, zur Trocknung und Aushärtung dann mehrere Wochen gelagert. Mosaico mit eigener Manufaktur in Marokko liefert individuelle Muster, die kaum teurer sind als das Standardsortiment, innerhalb von 7 Wochen. „Preislich sind wir wettbewerbsfähig mit anderen hochwertigen Bodenbelägen“, sind Daniel Bailo und Wolfgang Pisar überzeugt.
Trumpf des niederländischen Unternehmens Designtegels (Deutschland-Niederlassung mit Showroom in Berlin unter dem Namen Designfliesen) ist ein großes Lager für den kurzfristigen Bezug. Gründer Ramon Huigen brachte 2003 aus einem Surfurlaub Fliesen mit. Zu Hause verlegt, erkannte er an den Reaktionen aus dem Bekanntenkreis das Potenzial. Martina Budde, die die deutschen Kunden betreut, sagt: „Zementplatten haben den Ruf, empfindlich zu sein. Dabei liegen sie seit Jahrzehnten in Hausfluren, wo Mülltonnen, Kinderwagen und Fahrräder über sie rollen.“
Individuelle Muster
Via-Geschäftsführerin Almut Lager erläutert: „Die Zementfliesen sind offenporig und müssen daher mittels Imprägnierung zunächst robust gegen Schmutz und Belastung gemacht werden. Auch sind sie, wie andere Natursteine, säureempfindlich, was bei der Wahl der Reinigungsmittel zu beachten ist. Dafür sind die Oberflächen weicher und wärmer, nicht wie die kühl glasierten Keramikfliesen. Eine Besonderheit ist auch die geringe Fugenbreite unter zwei Millimetern, die die Muster voll zur Geltung bringt.“
Nicht zuletzt das macht allerdings die Verlegung aufwändiger als bei Keramikfliesen. Daniel Bailo und Wolfgang Pisar von Mosaico, relativieren jedoch: „Das ist kein großer Kostenfaktor.“ Tobias Kohlhaas vom Designbüro Weis-Heiten fügt als Pluspunkt hinzu: „Die Fliesen haben wegen ihrer Unperfektion von Anfang an die Anmutung von etwas Gewachsenem. Und sie altern sehr schön, erhalten Patina, wobei die Farben nicht verbleichen.“ Omar Bekri, Geschäftsführer des Unternehmens Articima aus Eschweiler mit eigener Manufaktur in Marokko, bringt auf den Punkt, was bei den genannten Anbietern unisono rüberkommt: „Wir lieben diese Fliesen.“
Fotos (3): Designfliesen (1), Thomas Sabo / Seiler (1), Via (1)
Zementfliesen-Anbieter
Articima – Bekri, Mehdi & Moutamassik
www.articima.de
Casa:1 Dichantz + Wiegand
www.casa1.de
Designfliesen – Azule
www.designfliesen.de
Mosaico Fliesenmanufaktur
www.zementfliesen.com