Funktionalität, Ergonomie, IT-Integration, Design und Kosten bleiben die „Key Drivers“ bei den Entwicklern und Herstellern von Kassentischen. Sagt Stefano Pistis vom Anbieter Cefla aus Imola/Italien. Jedoch sind die aktuellen Neuheiten, die auch auf der Fachmesse EuroShop (16. bis 20. Februar 2014 in Düsseldorf) zu sehen sein werden, vor allem geprägt von der Notwendigkeit, neue Technologien wie das kontaktlose Bezahlen oder des Cash Managements zu integrieren. „Wir haben die neuen Bezahltechnologien bereits in den meisten unserer Standardprodukte berücksichtigt“, berichtet etwa Martijn Termaten vom niederländischen Kassentisch-Anbieter Pan Oston. Termaten ist davon überzeugt, dass sich Self-Checkouts weiter durchsetzen werden. Für die Kassentisch-Hersteller sei es wichtig, in diesem Marktsegment mit entsprechenden Produkten präsent zu sein.
Der Checkout ist dabei, sich komplett zu verändern.
Detlef Rohlender„Insbesondere das Angebot neuer Bezahloptionen für die Konsumenten trägt aktuell zu einer Modifizierung bekannter Checkout-Linien bei“, bestätigt Emmanuel Bonin, verantwortlich für den Bereich Design und Marketing bei Rasec Retail, Romorantin (Frankreich). Damit verbunden ist auch eine Tendenz hin zu individuelleren Lösungen, ausgerichtet auf die jeweilige Nutzungsform des Kassenbereiches durch den Händler. So erfordert der Einsatz von Cash Management-Lösungen häufig eine neue räumliche Aufteilung der Kassentische und nicht selten auch eine Überarbeitung der Anordnung der Kassier-Instrumente. Der Grund ist einfach: „Die Integration von Cash Management-Lösungen erfordert mehr Platz“, so Theo Pillen vom gleichnamigen Kassentisch- Lieferanten mit Sitz in Lichtenvoorde/Niederlande. Eine wachsende Bedeutung habe auch die Integration von Detektionstechnologie, mit der der Diebstahl gesicherter Ware verhindert werden soll.
Stetiger Evolutionsprozess
Die Integration neuer technologischer Lösungen auf einer limitierten Fläche gilt auch deshalb als Herausforderung, weil in Kassenzonen künftig noch mehr Kommunikation mit den Kunden stattfinden wird, so die Einschätzung von Cefla. Die Kassenzonen der Zukunft werden zu einem „interaktiven Raum“ mit ergänzenden Dienstleistungen, die den Kunden während des Wartens an der Kasse angeboten werden können. Von Vorteil seien hier Elemente, die nicht nur unterhalten, informieren oder bewerben, sondern dabei auch leicht auszutauschen sind – eine Vorgabe, die Cefla bei der Produktneuheit „Futura Plus“ berücksichtigt habe.
Neue Allianzen
„Der Checkout ist dabei, sich komplett zu verändern“, stellt Detlef Rohlender, Geschäftsführer bei ITAB Germany fest. „In naher Zukunft werden wir Kombinationen aus traditionellem Kassentisch, Info-Desk und Self-Checkout in verschiedenen Ausprägungen sehen. Dabei wird die klassische Anordnung von Kassentischen nur noch bedingt Gültigkeit haben.“ Die schwedische ITAB-Gruppe sieht sich als Marktführer bei Kassentischen in Europa. Pro Jahr verlassen rund 20.000 Kassenmöbel die Produktionsstätten in Deutschland, Finnland, Schweden und Tschechien.
Dort, wo der Bezahlvorgang mit dem Smartphone durchgeführt werden kann und wo Self-Scanning zum Einsatz kommt, lässt sich noch eine weitere Konsequenz beobachten: Der Checkout-Prozess muss nicht mehr „ortsgebunden“ in einer klassischen Kassenzone stattfinden. Denkbar wird die Positionierung dieser Kassen samt Zubehör auch an jedem anderen Platz innerhalb des Geschäftes. Zu den Anbietern, die Self-Scanning in ihre Produktpalette integriert haben, gehört Rasec Retail. Das Unternehmens bietet eine „Hybrid-Lösung“ an, die beide Optionen enthält: Self-Scanning und traditionelles Kassieren. „Das macht das Store Management je nach Kundenfrequenz und Personalbesetzung flexibler“, argumentiert Emmanuel Bonin.
Technologische Innovationen werden zu neuen Allianzen zwischen Kassentisch-Herstellern und IT-Anbietern führen.
Stefano PistisBei ITAB forciert man derweil Produkte für den Bereich Self-Checkout mit dem Ziel, zuverlässige Lösungen anzubieten, die an die kundenbekannten Abläufe angelehnt sind, so ITAB-Geschäftsführer Detlef Rohlender. „Das alles muss letztlich so einfach ablaufen wie bei den heutigen normalen Checkout-Prozessen.“
Doch die Integration neuer Technologie wird nicht nur die Optik der Kassenzonen verändern: „Technologische Innovationen rund um das Bezahlen werden sogar zu neuen Allianzen zwischen Kassentischherstellern und IT-Anbietern führen, um die vom Handel geforderte Performance der Kassenzone zu gewährleisten“, so Stefano Pistis von Cefla. Laut Pistis frage der Handel gegenwärtig weniger nach einem konkreten Produkt, sondern suche Beratung in Sachen Ergonomie, IT-Integration, Design und Sicherheitsaspekten. Damit verbunden sei der Wunsch nach „integrierten Lösungen“ und einer Reduzierung der Ansprechpartner auf Lieferantenseite.
Wir haben uns auf die Entwicklung individuellerer Checkout-Lösungen eingestellt.
Theo PillenTechnologische Neuentwicklungen haben noch eine weitere Konsequenz: Der Großteil der Investitionen in Checkouts betreffen heute die IT und nicht mehr das Kassenmöbel. Das trifft auch auf den Self-Checkout zu: Die Hardware ist zwar geringfügig teurer als ein normaler Kassentisch. „Aber die eigentliche Hürde ist die IT mit den Aspekten Software sowie Entwicklung von Schnittstellen zu Warenwirtschaft, Kasse und Cash-Management“, heißt es bei ITAB.
Richtig bleibt aber auch, dass bei aller IT-Integration die Checkout-Area mehr ist als nur ein Ort des Kassierens. Sie gilt auch als eine Art Visitenkarte des Handels. „Schließlich ist sie oft der einzige Platz, an dem es zu einem personalisierten Kontakt mit dem Kunden kommt“, argumentiert Stefano Pistis von Cefla. Deshalb müsse dieser Bereich stets auch unter ästhetischen Gesichtspunkten analysiert werden.
Die Kasse sei für den Konsumenten „die schmerzhafteste Stelle im Laden“, findet Theo Pillen. Deshalb sollten gerade am Checkout auch ästhetisch ansprechende Designelemente zum Einsatz kommen. Auf einen allgemeingültiger Gestaltungstrend wollten sich die befragten Experten nicht festlegen. Letztlich entscheide der Kundenwunsch. Detlef Rohlender von ITAB erwähnt zum Thema Gestaltung, man sei 2002 der Erste gewesen, der den runden Kassentisch auf den Markt gebracht habe. „Jetzt setzen wir wieder Trends bei eckigen Lösungen mit Edelstahlapplikationen statt PVC-Stoßleisten.“ Die Lieferanten von Checkout-Möbeln sind heute ohnehin darauf eingestellt, eine Art „Maßanzug“ für die Kunden zu fertigen. Und wenn es um neue Formen oder Farben geht, ist sowieso vor allem Individualität angesagt. Hersteller Pillen verweist auf die Integration von Stoffmotiven in die Kassentische, mit denen eine themenspezifische Gestaltung etwa je nach Jahreszeit (Weihnachten etc.) ermöglicht wird.
Wurden in der jüngeren Vergangenheit tendenziell eher Rundformen bevorzugt, so berichten manche Experten von einem Trend hin zu gradlinigen Formen. Gefragt nach den wichtigsten Materialien nennen die Hersteller Aluminium, Druckguss und Glas. Stahl käme nur selten zum Einsatz.
Dabei sollten die Kassentische nach dem Motto „Schnell auswechselbar und steckerfertig“ konstruiert sein, so Hartwin Tackenberg vom gleichnamigen Kassentisch-Lieferanten mit Sitz in Bochum. Laut Tackenberg stellt insbesondere der Bereich Drogeriemärkte aktuell neue optische Anforderungen an die Gestaltung des Kassenbereichs. Zum Einsatz kommen hier verstärkt Holzwerkstoffe. In diesem Teilsegment des Handels sei vieles „Arbeit am Detail“: So müsse eine Schublade für spezielle Zwecke wie etwa Give-aways nach festen Vorgaben die optimale Größe haben. Auch die Reserve-Papierrolle für das Drucken der Kassenbons habe ihren Platz an einer fest definierten Stelle. „Diese Kassentisch-Entwicklungen erinnern an die Komposition einer Einbauküche“, formuliert der Fachmann. Im Food-Bereich stelle dagegen vor allem die Integration hochentwickelter Technik und deren Platzierung im und am Kassentisch deren Hersteller vor eine Herausforderung, berichtet Martijn Termaten von Pan Oston.
Geldschublade, Stühle, Kameraüberwachung, Lichtschranken, Kontrolle der Einkaufswagen, Diebstahlvermeidung – die Themen sind nicht neu, werden jedoch immer wieder in puncto Anordnung, Platzierung und Funktionalität auf den Prüfstand gestellt. So stellt Pillen auf der EuroShop einen Kassentisch vor, bei dem der Arbeitsplatz des Kassenpersonals sowohl von unten als auch von oben mit Infrarotwärme beheizt werden kann und der Markt-Mitarbeiter die Temperatur selbst regulieren kann.
Ergonomie
Ergonomische Aspekte sind als Thema ebenfalls keineswegs neu, jedoch bei exportorientierten Kassentisch-Lieferanten ein zentraler Aspekt. Denn: Es gibt bislang keine EU-weit gültigen ergonomischen Vorgaben bei Kassentischen. Nur einige wenige Länder wie Deutschland, Österreich oder Frankreich haben überhaupt eigene Vorschriften. Bei Rasec Retail in Frankreich musste man auf neue, national verbindliche Standards in Sachen Ergonomie reagieren und hat die Gelegenheit gleich zu einem kompletten Design-Upgrade genutzt. Auch Richtlinien, die die Gestaltung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Körperbehinderung betreffen, haben lediglich nationale Gültigkeit.
Gleiches gilt für Sicherheitsbestimmungen. Folge: Die Kassentisch-Hersteller kommen im Rahmen ihrer Export-Aktivitäten nicht umhin, sich mit einem Sammelsurium an nationalen Gesetzen und Vorschriften auseinander zu setzen und ihre Produkte entsprechend zu konzipieren. „Als europäischer Hersteller müssen wir sowohl die nationalen als auch die internationalen Anforderungen an einen Checkout erfüllen“, beschreibt Pan Oston-Sprecher Termaten die Situation.
Fotos (3): ITAB Germany (1), Pan Oston (1), Pillen (1)
Kassentische: Intensiver Wettbewerb
Die Anbieter von Kassentischen stehen unter einem verstärkten Preisdruck. Gründe sind zum einen die Konzentration im Einzelhandel auf einige wenige „Player“. Zum anderen heizen neue Mitbewerber aus der Ladenbaubranche den Wettbewerb an.
Da außerdem die Bedeutung von Eigenentwicklungen des Handels weiter zunimmt, werde mancher Hersteller von Kassentischen mitunter zum „Lohnfertiger für SB-Ketten“, so Hartwin Tackenberg vom gleichnamigen Kassentischlieferanten mit Sitz in Bochum. Diese Eigenentwicklungen betreffen alle Details, von der Farbe bis zur Technik, die eingebaut werden soll. Laut Tackenberg sind die Händler durchaus bereit, kräftig in die eigene Produktentwicklung zu investieren. Vor der Auftragsvergabe an einen Kassentischhersteller werde jedoch mit dem ganz spitzen Bleistift gerechnet. Dabei gibt es – zumindest im deutschen Markt – ohnehin schon Überkapazitäten. Tackenberg wörtlich: „Ein einziger Kassentischhersteller wäre in der Lage, die komplette Nachfrage in Deutschland abzudecken.“ Zu den wenigen Segmenten des Handels mit Zuwachsraten, von denen auch die Kassentisch-Lieferanten profitieren können, gehören aktuell die Drogeriemärkte. Tackenberg: „Es ist richtig, dass diese Branche wächst. Weil es aber eigentlich nur zwei relevante Akteure im deutschen Handel gibt, ist auch hier der Preisdruck groß.“