Zwischen kultigen Concept-Stores und Designerläden gibt es auf der Kölner Ehrenstraße jetzt so etwas wie eine Müsli-Boutique: die siebte stationäre Filiale von mymuesli, erfolgreicher Onlinehändler für individuell gemixte Müslis. Den interessierten Besucher empfängt eine reinweiße, cleane Ladenoptik. Die bunten Röhrendosen der Müsli-Produkte bringen Farbe und Form ins Spiel.
Denn hier werden nicht, wie im Internet, Müsli-Zutaten zum „individuellen Konfigurieren“ angeboten, sondern fertige Mischungen. „Nicht mehr customized, sondern ‚customized to your needs‘“, so sagt es Alexander Schulte-Stemmerk, Store Expansion Manager bei mymuesli.
Es gibt gut 40 Sorten, vom Espresso-Müsli über Radfahrer- und Läufer-Müslis für unterschiedliche Trainingsphasen und „Prinzessinen-Müsli“ für Mädchen bis hin zu glutenfreien Müslis. Hinzu kommen temporäre Saisonprodukte wie ein Herbstmüsli oder das Köln-Müsli. Es handelt sich ausnahmslos um Bioprodukte, doch mymuesli vermarktet sich als Lifestyle-Brand und nicht als Bio-Anbieter. Eine ganze Reihe Produkte sind Marketing-Kooperationen. So gibt es eine Zusammenarbeit mit Weleda, zum Beispiel in Form eines „Zeitlos-schön Müslis“ mit Granatapfelkernen oder mit der Zeitschrift „Fit for Fun“ bei den Sportlermüslis.
Außer einem Set Aktionsdisplays aus buntlackiertem Alublech in den Akzentfarben der Marke gibt es keine Ladenmöbel in dem sehr schmalen, langgestreckten Verkaufsraum. Die Müslidosen stecken sozusagen in der Wand und lugen nur mit dem Deckel daraus hervor, darüber werden eine Musterdose und ihr Inhalt präsentiert. Das Warenlager befindet sich im Verkaufsraum, nämlich in einem Apothekerschrank-Auszug hinter der Musterdose.
Lokale Handwerker
Ein kompaktes Konzept, das es möglich macht, wie hier in Köln auch auf 55 qm frei und aufgeräumt zu wirken. Das Storekonzept wurde von dem Architekturbüro Andreas Schmöller sowie von der Graphik-Designerin Johanna Borde, beide aus Passau, und Alexander Schulte-Stemmerk von mymuesli entwickelt. Die Einbauten sind maßgefertigt. Ladenbauer ist die Schreinerei Schöner aus Passau in Zusammenarbeit mit vorzugsweise lokalen Handwerkern, die das betreffende Objekt bereits kennen.
Die Präsentationswände sind aus massivem, weiß gestrichenem Tannenholz vorgebaut. Jede Müslisorte wird in einer schmalen, vertikalen Linie präsentiert, abgetrennt durch ein Holzprofil, was dem gesamten Visual Merchandising Klarheit und Struktur verleiht. Der Boden hat eine weiße, nicht ganz unempfindliche Epoxidharzbeschichtung, die weiße Decke wurde im Mittelteil um ein Stockwerk nach oben geöffnet, was wohltuendes Volumen schafft. An der Decke leuchten weiße schwenkbare Strahler den Raum aus. mymuesli setzt nur noch LED als Leuchtmittel ein. „Die Kosten amortisieren sich“, so Alexander Schulte-Stemmerk.
Kompostierbare Becher
Am Ende des langgezogenen, schmalen Verkaufsraums befindet sich – ebenfalls ganz in Weiß – der Kassentresen. Seine Form ist organisch abgerundet. Am Kassentresen können Kunden ihre To-go-Müsliportion im kompostierbaren 85-Gramm-Becher mit frischer Milch aufschütten lassen. Wer Durst hat, kann Charitea oder Lemonaid trinken.
mymuesli ging 2007 als Onlineshop an den Start. Die drei Gründer Hubertus Bessau, Philipp Kraiss und Max Wittrock, damals BWL- und Jura-Studenten, entwickelten die Idee auf dem Weg zu einem Badetag am Bodensee, so geht die Sage. Alle drei sind heute noch unter 30 Jahre. Das Unternehmen wuchs sehr schnell. 2009 wurde der erste stationäre Laden in Passau eröffnet. Heute ist mymuesli ein Wirtschaftsunternehmen mit Kontakten zu Erzeugern in aller Welt, einer großen Produktion in Passau, einer Marketingabteilung in Berlin- Kreuzberg und in weiteren europäischen Ländern geschäftlich unterwegs. Die Müslis werden auch in Supermärkten zum Beispiel von Edeka, Rewe oder Billa verkauft.
mymuesli ist also als Multichannel-Unternehmen aufgestellt und beschäftigt eigens eine CRM-Managerin. Alexander Schulte-Stemmerk: „Die Herausforderung ist, die Kanäle optimal zu verbinden. Man kann da immer besser werden.“ In der Kundenansprache arbeitet mymuesli schwerpunktmäßig mit Mailings. Jeder stationäre Store hat eine eigene Facebook-Fanpage. Schulte-Stemmerk: „Die Leute fragen danach.“ In kurzen Abständen werden zurzeit weitere Filialen in deutschen Städten eröffnet. mymuesli geht wie in Köln grundsätzlich nur in 1A-Lagen, in München am Viktualienmarkt und in Stuttgart an der Königstraße. Laut Alexander Schulte-Stemmerk entwickelt mymuesli zurzeit ein vereinfachtes, modulares Storekonzept für Filialen in kleineren Städten. Dass bei mymuesli alles gesund und korrekt ist, wird nicht betont. Im Vordergrund steht die Wahrnehmung als Lifestyle-Marke mit hohem Spaßfaktor und hochwertigem Auftritt.
Fotos (3): © Johanna Borde
Weitere Informationen zu mymuesli-Läden gibt Alexander Schulte-Stemmerk am 16. Mai 2014 beim „Deutschen Shopping-Center Forum“: www.deutsches-shopping-center-forum.de