Ob Mobile Payment oder Bezahlen per Fingerabdruck – innovative Bezahlsysteme bieten sich dem Händler an. Doch der Großteil der Konsumenten in Deutschland vertraut weiterhin auf Bargeld. Nach einer Studie der Bundesbank aus dem vergangenen Jahr bezahlen die Deutschen rund 53 Prozent ihrer Einkäufe in bar. Zwar ist dieser Trend leicht rückläufig – so waren es 2008 noch 58 Prozent aller Einkäufe –, doch Bargeld liegt als beliebtestes Zahlungsmittel weiterhin vorn.
Für den Handel ist das Bargeldmanagement vor allem mit Kosten verbunden. Bis zu ein Prozent seines Umsatzes wendet ein durchschnittlicher Einzelhändler dafür auf: von den Kosten für die Bargeldversorgung durch ein Werttransportunternehmen über die Handhabung durch die eigenen Mitarbeiter bis hin zu den Investitionen in Kassen- und Backoffice-Systeme. Bislang tragen Händler diese Kosten ohne einen Mehrwert für ihr Tagesgeschäft zu generieren. Intelligente Cash-Management-Konzepte wollen dies ändern.
Teilhaben kann der Handel zum Beispiel an den Entwicklungen im Finanzsektor. Banken geben Geschäftsstellen auf und ziehen sich aus der Fläche zurück. Um die Nähe zum Kunden nicht zu verlieren, suchen Geldinstitute alternative Konzepte, um ihre Dienstleistungen wie zum Beispiel die flächendeckende Bargeldversorgung zu gewährleisten. Kooperationen mit dem Handel sind dabei eine Lösung. Denn der Handel hat, was Banken für eine adäquate Bargeldversorgung der Verbraucher benötigen: eine geeignete Infrastruktur, Flächen in attraktiven Lagen und eine hohe Kundenfrequenz.
Geteilte Kosten
Eine Zusammenarbeit kann sich für beide Seiten lohnen: Wird der Bargeldverkehr zwischen Bank und Handelsfiliale in einer Infrastruktur zusammengeführt, lassen sich Cash-Management-Prozesse durchgängig gestalten und Kosten reduzieren. Der Investitionsaufwand, um Bargeld-Services in Einzelhandelsfilialen anzubieten, ist für die Banken relativ niedriger, wenn sie im Rahmen eines geschlossenen Bargeldkreislaufs mit einem Händler zusammenarbeiten.
Damit Verbraucher sich direkt in der Handelsfiliale mit Bargeld versorgen und ausgewählte Bankdienstleistungen nutzen können, muss eine Bank ein für den Backoffice-Einsatz konzipiertes Cash-Recycling- System in der Filiale installieren. Das System wird von der Bank betrieben, enthält ihre Bargeldbestände und ist an ihre IT-Systeme angebunden. Zusammen mit Cash-Recycling- Systemen des Handels entsteht in der Filiale ein geschlossener Bargeldkreislauf.
Der Händler muss dafür seine Kassen mit Frontoffice-Bargeld-Recyclern ausstatten. Moderne Geräte unterstützen alle Kassierarten bis hin zum reinen Self-Checkout durch den Kunden, bei dem dieser das Geld direkt einzahlt. Die Filialmitarbeiter kommen dann zu keiner Zeit mit dem Bargeld in Berührung. Die Bargeldbestände des Händlers werden in Kassetten vorgehalten, welche die Banken aufgrund ihrer Zugriffs- und Manipulationssicherheit schon seit Langem als Speichermodule in Geldausgabeautomaten verwenden. Dadurch ist das System sehr sicher und effizient. Zahlungsdifferenzen und manuelles Abzählen von Wechselgeld gehören dann der Vergangenheit an.
Monitoring Software
Die Bargeldbestände kann der Händler jederzeit über eine Monitoring-Software einsehen. Der Tagesabschluss wird einfach per Mausklick erstellt. Auch die Kontowertstellung der Umsätze wird beschleunigt. Durch den Einsatz von Transferkassetten, die auch in das Recycling-System der Bank passen, können Händler ihr Bargeld direkt „mitentsorgen“. Einnahmen werden auf diese Weise schnell dem Konto des Händlers gutgeschrieben.
Bei allen Vorteilen, die ein geschlossener Bargeldkreislauf dem Händler bietet, entscheiden vor allem die Kunden darüber, wie schnell sich eine Lösung durchsetzt. Je nach Handelssegment und Filialtyp kann es ratsam sein, das Bargeldmanagement Schritt für Schritt zu automatisieren. Der Anbieter Glory Global Solutions bietet beispielsweise mit seinem Bargeldmanagementkonzept „Cashinfinity“ eine skalierbare Lösung an, in der Elemente des geschlossenen Bargeldkreislaufs bedarfsgerecht mit der manuellen Handhabung kombiniert werden können. In der Regel benötigen Verbraucher eine Eingewöhnungsphase, bis sie neue POS-Technologien akzeptieren. Der geschlossene Bargeldkreislauf kann Banken und Handel einen Mehrwert bieten: Die Kosten werden geteilt, und die Banking-Funktionen tragen zur Kundenbindung bei.
Fotos (3): Glory
Edeka Grümmi: Im Markt Geld abheben
Seit einigen Monaten können die Kunden bei Edeka Grümmi in Neumünster verschiedene Bankdienstleistungen nutzen. Der Banking-Service steht in zwei Filialen des Edeka-Kaufmanns Gerd Grümmer zur Verfügung. Weitere sollen in Kürze folgen.
Das Projekt wurde umgesetzt in Kooperation mit einer deutschen Retailbank sowie dem Lösungsanbieter Micros. In der Filiale steht ein Servicepoint, an dem das Backoffice-Bargeld-Recyclingsystem „CI-100“ von Glory Global Solutions installiert ist. Die Kunden müssen nicht einen Einkauf tätigen, um den von der Bank betriebenen Servicepoint nutzen und Geld abheben, auf ihr Konto einzahlen oder Bar-Überweisungen vornehmen zu können.
Die durchgehend als Self-Checkout konzipierten Kassen sind mit dem Cash- Recycling-System „CI-10“ von Glory Global Solutions ausgestattet. Durch den Einsatz von Transferkassetten entsteht in der Filiale ein geschlossener Bargeldkreislauf. Kassenbestände und Wechselgeld müssen nicht mehr manuell gezählt werden. Dadurch werden die mit der Bargeldhandhabung verbundenen Risiken gesenkt, da kein direkter Zugriff mehr möglich ist. Falschgeld weist das System automatisch zurück. „Die Lösung überzeugt im praktischen Einsatz. In der Einführungsphase benötigten unsere Kunden noch Unterstützung durch die Filialmitarbeiter, um den Self-Checkout durchzuführen, nach kurzer Zeit kommen sie aber sehr gut damit zurecht,“ sagt Gerd Grümmer, der Inhaber von Edeka Grümmi.