Der Standort Champs-Élysées an einer der größten Prachtstraßen Europas ist definitiv ein besonderer. Wie aber lenkt man die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden von der Straße und anderen reizvollen Angeboten auf den MAC-Flagshipstore? Mit dieser Frage beschäftigten sich Designer von Estée Lauder und Entwickler der Dula-Werke bereits ein Jahr vor der Eröffnung am 4. März 2013. Das Management aus New York und Paris bezog Dula so früh in die Planungsphase ein, weil das Ladenbauunternehmen aus Dortmund seit dem Jahr 2010 rund 300 MAC-Stores im eigens für MAC entwickelten Systembau-Stil eingerichtet hat. Wo sich Produkte verändern, ist es somit einfach, auch Module zur Produktpräsentation auszutauschen. Was den MAC-Flagshipstore interessant macht, ist jedoch zu 100 Prozent nicht Standard:

Dieser Bau gleicht einem schwarzen Aluminiumgerippe und ist eine schwebende Konstruktion. Dafür galt es, tragfähige Aluminiumprofile zu entwickeln, die die Last von 1.000 Spiegeln aufnehmen können und alle Sicherheits- sowie Brandschutzbestimmungen erfüllen. Statisch wirkt im Prinzip alles wie ein Kronleuchter – nur mit dem leichten Unterschied, dass die Gesamtkonstruktion etwa 10 Tonnen wiegt.

Flagshipstores sind meistens hochgradig individuell.

Heinz-Herbert Dustmann

Geschäftsführer, Dula Werke Dustmann & Co. GmbH

Dadurch stieg der Arbeitsaufwand um ein Vielfaches: Ähnlich wie bei anderen Aufträgen verhielten sich lediglich die Aufgaben, ein Konzept zu entwickeln und entsprechende Terminpläne zu erstellen. Bevor allerdings ein Prototyp mit Design-Teams aus New York und Paris im Dula-Produktionswerk in Ahaus besprochen werden konnte, mussten drei ganz neue Herausforderungen gemeistert werden: Sechs Meter lange Aluminiumprofile herzustellen, das Material gleichmäßig sowie über eine hohe Kante zu biegen und eine Chromoberfläche aufzubringen. Schließlich sollen die Träger widerstandsfähig bleiben. „Es ist nicht nur so, dass die gezogenen Profile gerade aus dem Extruder herauskommen – wir mussten auch Chrombäder finden, in die diese langen Elemente passten“, betont Dirk Breite, der als Projektmanager je zwei Tage pro Woche vor Ort war.

Konstruktion wiegt 10 Tonnen

Die Form der Stahlkonstruktion und damit der Raumdecke wurde durch die gebogenen Aluminiumprofile und deren Anordnung im Grundriss vorgegeben. Die ellipsenförmige Decke hängte Dula mit einer hinterleuchteten „Barrisol“-Folie ab. Die nach dem Hersteller benannte Folie soll den Eindruck einer Tageslichtdecke vermitteln. Umlaufend um diese Decke wurde die Beleuchtung mit Halogen- und Metalldampflampen umgesetzt, um die 5-Meter-Deckenhöhe zu überbrücken. „Uns interessierte dieses Projekt besonders, weil es sich um ein Geschäft inklusive komplett gebogener Wände handelt, das es in dieser Form und Größenordnung noch nicht gegeben hat“, bekräftigt Dula-Geschäftsführer Heinz-Herbert Dustmann.

Für die Lichtdecke bestand die Anforderung, dass alle verwendeten Materialien nicht brennbar sind. Hierfür wurden entsprechende Zertifikate erwirkt und vorgelegt. Zusätzlich mussten die statischen Gegebenheiten im MAC-Flagshipstore mit einer Verkaufsfläche von 177 qm geprüft werden – wobei dieser einen viel kompakteren Eindruck vermittelt. Letztlich erwirkte Dula auch Freigaben zur mechanischen Sicherheit der unterschiedlich großen Spiegel von der Stadt Paris.

MAC-Flagshipstore

Eröffnung: 4.März 2013

Adresse: Avenue de Champs Élysées 78, 75008 Paris

Verkaufsfläche: 177 qm auf zwei Etagen

Sortiment: Kosmetikartikel

Mitarbeiter: 50

Storedesign: Dula (Dustmann Ladenbau)

Intern arbeitete der auch im Schiffsinnenausbau erfahrene Betrieb mit einem Team der Einkaufsabteilung und 15 Mitarbeitern der Entwicklungsabteilung zusammen. Sonst hätten 3-D-Zeichnungen nicht rechtzeitig angefertigt werden können, um Probleme zu erkennen und mit entsprechenden Lösungen während der Bauphase darauf zu reagieren. Für den Hochbau zeichneten zwar französische Projektleiter verantwortlich, doch mutete die Befestigung des Deckenrings und der Profile schon fast wie eine Hochbau-Leistung an. „10 Tonnen in einer Konstruktion aufzuhängen, die den Eindruck einer Kathedrale vermittelt, ist eigentlich kein Ladenbau mehr“, schmunzelt Breite. Am Boden seien die Elemente fixiert worden, um alle in der vorgesehenen Position zu verankern.

Großer Auftritt für kleine Produkte

Für den Raum zwischen den Aluminiumträgern fertigte Dula in Ahaus 8 passende Schminkmöbel aus Holz. Die schwarz beschichteten Inneneinrichtungsmodule halten das kleinteilige Kosmetiksortiment für rund 50 im Schichtbetrieb beschäftigte Make-up-Artists bereit. In die Möbel sind LED-Beleuchtungselemente eingelassen, da das Licht Kunden bei der Beratung vor den Spiegeln nicht blenden darf und eine korrekte Farbwiedergabe – gemäß Tageslichteindruck – gewährleistet sein muss. Für den weißen Fußboden wurde Estrich eingebracht, der abgeschliffen einen Gegenpol zu den bunten Kosmetikartikeln setzt.

Zwischen den Aluminiumträgern befinden sich Schminkmöbel mit LED-Beleuchtungselementen.

Zwischen den Aluminiumträgern befinden sich Schminkmöbel mit LED-Beleuchtungselementen.

Im zweiten Obergeschoss richteten die Ladenbauer einen Trainingsraum ein, in dem Make-up-Artists geschult und seitens MAC auf aktuellem Informationsniveau gehalten werden. Im ersten Obergeschoss gibt es zudem ein kleines Zwischenlager. Daraus werden die Regale über Nacht mit Waren bestückt. So können Kunden diese werktags zwischen 10 und 24 Uhr an einer zentralen Kasse mit 7 Kassenplätzen erwerben. Hinter der Kasse wurde außerdem eine große Posterbox vorbereitet, die MAC ermöglichen soll, regelmäßig marketingrelevante Aktionen auf Textilfolien zu fahren.

Als erster MAC-Flagshipstore in Europa ist die Pariser Filiale an der Champs-Élysées derzeit der Wichtigste. Aus Sicht von Dula ist aber schon eine Tendenz zu erkennen, dass bald mehrere Flagshipstores unter dem Label MAC existieren werden. „Zeitgleich haben wir zum Beispiel in Rom einen kleineren Flagshipstore gebaut, der sich etwas mehr an das bestehende System anlehnt und sich auch über zwei Geschosse erstreckt“, fügt Dustmann hinzu.

Die Systembauweise biete dem Kunden auch wirtschaftliche Vorteile. Das macht sich etwa darin bemerkbar, dass MAC 30 Prozent der Einrichtungskosten sparen konnte. Estée Lauder plante ursprünglich, das Geschäft in Rom nach dem Store in Paris zu eröffnen, aber im Ladenbau muss man flexibel bleiben.

Fotos (2): Estée Lauder

Weitere Informationen: www.maccosmetics.de

Dula-Werke Dustmann & Co. GmbH

Gründung: 1953 von Heinrich Dustmann

Geschäftsführung: Heinz-Herbert Dustmann (seit 1990)

Adresse: Harkortstraße 25-27, Dortmund

Produktionsstätten: 3 in Deutschland, 1 in Spanien, 4 in Russland

Mitarbeiter: knapp 1.000