Kleidung, Lederwaren, Unterhaltungselektronik, frische Lebensmittel, Flaschen: So unterschiedlich die Warenwelten, so unterschiedlich muss auch das Licht sein. Die verschiedenen Oberflächen können das Licht „schlucken“ oder auch reflektieren. Vor allem die vorherrschenden Farbspektren innerhalb der Warengruppen sind recht unterschiedlich, und das Licht muss darauf Bezug nehmen. „Wir sprechen hier von der Eigenfarb-Optimierung, also davon, die vorherrschenden Farben durch das eingesetzte Licht hervorzuheben und unnatürliche Farbverschiebungen zu vermeiden“, erklärt Jan Oberfranc von Bäro.

Lush, hier in Köln, bietet handgefertigte Kosmetikprodukte an, die so sorgfältig beleuchtet werden müssen wie Frischwaren. (Foto: Bäro)

Lush, hier in Köln, bietet handgefertigte Kosmetikprodukte an, die so sorgfältig beleuchtet werden müssen wie Frischwaren. (Foto: Bäro)

Gelten bis dato noch die Halogenmetalldampflampen als die beste Lichtlösung für die Akzentuierung von Waren, so rückt die digitale LED-Technik auch hier immer stärker in den Fokus. In ihrer Systemleistung bieten sich LED und klassische Technik derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Eine große Zahl von Projekten wird dabei allerdings weiterhin komplett oder teilweise mit Halogenmetalldampflampen (HIT) durchgeführt. Aus Sicht von Lichtplaner Oberfranc eine nachvollziehbare Entscheidung: „Das Thema LED ist keine Frage des Entweder-Oder. Die LED ersetzt für mich keine der bekannten Lichtquellen, sondern erweitert meinen Gestaltungsspielraum.“

Dabei sind Effizienz, Lichtqualität und Lebensdauer die Hauptkriterien, an denen sich sowohl konventionelle als auch digitale Lichttechnik messen lassen müssen. Während die LED-Technik die Kompaktleuchtstofflampen in puncto Effizienz überholt hat, liegen HIT und LED auf vergleichbarem Effizienzniveau, heißt es bei Ansorg. Je nach Gesamtkonzept sei auch hier die LED-Technik schon effizienter. Der HIT-Technik wird derzeit noch eine etwas bessere Brillanz auf der Ware nachgesagt, aber auch hier holen LED aus Sicht von Ansorg auf.

Licht und Schatten

Markus Weindl, Geschäftsführer von Ruco Licht, weist auf eine Unbekannte in der Gleichung hin: „Wie sich Lichtmenge und Lichtqualität bei Erreichung der Lebensdauer bei LED verändern, bleibt noch abzuwarten.“ Bei konventionellem Licht sind hier keine Überraschungen zu erwarten. Allerdings haben LED eine bekannte Eigenschaft: Ihr Licht erzeugt eine klarer definierte Abgrenzung von Licht und Schatten, was in manchen Bereichen der Warenpräsentation sinnvoll und gewünscht sei. Waren könnten, so Weindl, mit LED besser akzentuiert werden. Weil sich die Systemleistungen immer stärker angleichen, entscheidet derzeit noch häufig der Preis über die Wahl des Lichtkonzepts – und da kann die konventionelle Technik im Handel mit rund 20 Prozent niedrigeren Kosten einfach noch die Trumpfkarte zücken.

Der neue Markt der Edeka Minden-Hannover in Hildesheim setzt auf LED-Beleuchtung. (Foto: Edeka (Leuchten: Philips))

Der neue Markt der Edeka Minden-Hannover in Hildesheim setzt auf LED-Beleuchtung. (Foto: Edeka (Leuchten: Philips))

Die Akzeptanz von LED wächst indes in allen Retail-Branchen, im LEH aktuell nach Beobachtung von Lichtexperten schneller als im Textil- und Modeeinzelhandel. Für Karsten Vierke, Commercial Direktor Retail bei Philips Lighting, ist der Fall klar: „Die Vorteile der LED hinsichtlich Energieeffizienz, Lichtqualität und Steuerbarkeit sind gegenüber den bislang im LEH dominierenden konventionellen Lichtlösungen einfach unschlagbar“. Im Textil- und Modeeinzelhandel stehe die Beleuchtung mit LED demgegenüber erst am Anfang. Ein Grund dafür seien die geforderten hohen Beleuchtungsstärken zur Akzentbeleuchtung. Vierke: „Dafür sind keramische Halogenmetalldampflampen nach wie vor eine sehr wirtschaftliche Lösung.“ Diese werden nach Einschätzung der Branchenexperten auch noch einige Jahre ihre Berechtigung haben. Weiterentwicklungen der Entladungslampen in Sachen Lichtausbeute, Lebensdauer sowie Optimierung der Lichtfarben für unterschiedliche Warengruppen können also durchaus sinnvoll sein. Bei Bäro begrüßt man daher die Fortschritte im Bereich der konventionellen Lichttechnik, „die sicher auch der Konkurrenzsituation zur LED zu verdanken sind“.

Allerdings zeichnet sich derzeit ab, dass nur noch wenige Hersteller diesen Bereich vorantreiben. Die Weiterentwicklung konzentriert sich inzwischen fast ausschließlich auf LED. Forschung und Entwicklung bemühen sich bei LED vorrangig um weitere Effizienzsteigerungen auf ca. 115 Lumen/Watt in Warmweiß sowie Optimierungen der Lichtqualität und Brillanz. Hinzu kommen nach Expertenaussagen weitere Verbesserungen des Thermo-Managements durch eine optimale Kombination von Lightengines und Treiber. Parallel konzentrieren sich Leuchtenhersteller wie zum Beispiel Ansorg beim Leuchtendesign auf LED-spezifische Lösungen, um die Stärken dieser Technik möglichst effizient ausnutzen zu können.

Frischwarenbeleuchtung

Was die intelligente LED-Lichtsteuerung vermag, zeigt eine EHI-Studie am Beispiel der Frischwarenbeleuchtung im Supermarkt. Untersucht wurde die Wirkung eines (noch nicht auf dem Markt befindlichen) LED-Beleuchtungssystems, dessen Lichtspektrum automatisch auf die unterschiedlichen Produktfarben reagiert. Das Beleuchtungssystem wurde dazu mit einer Farberkennungssoftware aus dem Philips Research Center ausgestattet. Das System soll den Handel bei der sortimentsindividuell optimierten Warenpräsentation unterstützen, zum Beispiel durch den Wegfall des aufwändigen Filteraustausches bei einem Warenwechsel. In der Obst- und Gemüseabteilung können wechselnde Tagesangebote und unterschiedliche Produkte sich so immer bestmöglich ausgeleuchtet werden.

Gerade für Frischwaren ist die richtige Beleuchtung das A und O, hier bei Rewe Büsken in Raesfeld. (Foto: Ansorg)

Gerade für Frischwaren ist die richtige Beleuchtung das A und O, hier bei Rewe Büsken in Raesfeld. (Foto: Ansorg)

Insgesamt bedeutet Lichtplanung viel mehr als die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Lichttechnik. Ladenbau und Lichtplanung müssen konzeptionell aufeinander abgestimmt sein. Dabei entscheiden neben den Besonderheiten der zu beleuchtenden Ware (z. B. Farben, Wärme-, UV-Lichtempfindlichkeit) viele andere Faktoren wie Branding, Ladenarchitektur, Einbindung von Tageslicht oder Wartung der Lichtanlage über das Gesamtlichtkonzept. Ruco-Chef Weindl plädiert dafür, bei der Lichtplanung wieder weg von der flächigen Beleuchtung hin zu einer reduzierten Allgemeinbeleuchtung zu gehen, um die Ware stärker in den Fokus zu rücken.

Bäro vertritt die Philosophie: Es muss darum gehen, gemeinsam mit dem Handelskunden dessen individuellen Favoriten herauszuarbeiten, zum Beispiel durch Bemusterungen. Bei LED müsse der Händler dabei keine Einbußen bei der Lichtqualität mehr hinnehmen, sondern höchstens noch leichte Abstriche bei der Beleuchtungsstärke akzeptieren. „Aber das ist bei guter Planung eher Gestaltungsmittel als Mangel“, meint Jan Oberfranc. Auch Ansorg unterstreicht die Bedeutung von „realitätsnahen Konzeptvergleichen“, um dem Anwender „die für seine Bedürfnisse bestmögliche Wareninszenierung“ zu ermöglichen und dabei auch wirtschaftliche Aspekte einzubeziehen.

Fotos: Ansorg (2), Bäro (1), Edeka (1)

Taschenlampen-Effekte vermeiden

Sven Bleich, Geschäftsführender Gesellschafter von Object & Store Retail Light Solutions, hält HIT-Lampen derzeit noch für die bessere Alternative für die Beleuchtung im Textilhandel.

Alles scheint sich derzeit nur um LED zu drehen – kann konventionelle Lichttechnik im Ladenbau nicht mehr mithalten?

Oh doch. Gerade im Fashion-Handel kommt es auf Farbwiedergabe und Brillanz bei maximaler Energieeffizienz an, und da ist die weiterentwickelte konventionelle Lichttechnik aus meiner Sicht derzeit weiter überlegen.

Was ist der Unterschied zwischen LED und Halogenmetalldampflampen in der Lichtwirkung?

Das optische Ergebnis bei der LED ist beim heutigen Stand der Technik ein eher gelbes Weiß. Die Chip-Hersteller arbeiten hier fieberhaft an einer verbesserten Weißwiedergabe. Weiterhin wird bei LED im Ladendesign ein möglichst spannungsreiches Licht- und Schattenspiel propagiert – mit hoher Lichtkonzentration auf gezielten Punkten. Man erzielt hier eine Art Taschenlampen-Effekt mit einem sehr kleinen Lichtkreis. In Geschäften mit hoher Frequenz trifft das Licht dann schnell neben der Ware auf, weil Kunden die Ware bewegen. Außerdem fehlt bei LED außerhalb dieser Lichtpunkte oft die Grundhelligkeit. Wenn aber größere Flächen im Dunkeln bleiben, kann das Auge die Farben nicht mehr richtig unterscheiden. Das menschliche Auge braucht einfach eine bestimmte Lichtstärke und Grundhelligkeit, um zum Beispiel dunkles Blau und Schwarz zu unterscheiden.

Wie lässt sich das beim Einsatz von LED vermeiden?

Nur durch mehr LED-Leuchten, die entsprechend dichter positioniert werden, doch das beeinflusst dann wiederum die Energiebilanz negativ.