Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten wird Energieeffzienz für den Erfolg des Mittelstands zunehmend wichtiger. Oft sind Investitionen zur Einsparung von Energie notwendig, um die wachsende Fixkostenbelastung zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. „Viele kleine und mittlere Handels- und Handwerksunternehmen haben hier noch Nachholbedarf – auch da es ihnen an Informationen und fachkundiger Beratung mangelt“, erklärt Wilfried Hollmann, Präsident des Mittelstandverbundes.
Den Mittelständlern werden geschulte Energieeffizienzberater an die Seite gestellt.
Jan SchmüserDie Verbundgruppen haben die Bedeutung des Themas erkannt. Laut einer Umfrage des Mittelstandsverbundes halten 60 Prozent der befragten Kooperationen die Senkung des Energieverbrauchs bei ihren Mitgliedsunternehmen für sehr wichtig. Mehr als die Hälfte wollen ihre Investitionen in diesem Bereich weiter ausbauen. Sie erkennen Potenziale zur Einsparung von Energie und sehen es als ihre Aufgabe an, die ihnen angeschlossenen 230.000 Mittelständler bei der Erkennung und Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen zu unterstützen.
Das Projekt „Mittelstand für Energieeffizienz“ des Mittelstandsverbundes, das mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, nutzt diese Schlüsselposition der Verbundgruppen und soll durch eine enge Zusammenarbeit in den 230.000 kooperierenden mittelständischen Unternehmen folgende Ziele erreichen:
- Reduzierung des CO2-Ausstoßes um mindestens 5,7 Mio.kg,
Unterstützung der Nationalen Klimapolitik der Bunderegierung - Senkung der Energiekosten um 30 Prozent,
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des kooperierenden Mittelstandes - Sensibilisierung der Betriebe und Mitarbeiter für das Thema „Energie sparen“
Über die zentralen Ansprechpartner in den Kooperationszentralen werden den Mittelständlern in einem ersten Schritt speziell geschulte und KfW-gelistete Energieeffizienzberater an die Seite gestellt. In einer kostenlosen „Potenzialerhebung“ prüfen diese, ob die formalen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Programm erfüllt sind. Auch bei der anschließenden Beantragung von Fördermitteln werden die Unternehmen durch die Berater unterstützt.
Wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, führen die Energieeffizienzspezialisten intensive Initial- und Detailberatungen durch, die über die KfW mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert werden. Für die Investitionen werden den Mittelständlern schließlich über das Projekt hinaus konkrete Fördermöglichkeiten aufgezeigt. „Aktuell stehen attraktive Programme zur Verfügung, die zinsgünstige Kredite und auch Investitionszuschüsse umfassen“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbundes Dr. Ludwig Veltmann.
Der Intersport-Markt in Heilbronn hat an dem Projekt „Mittelstand für Energieeffizienz“ teilgenommen und konnte seine Energiekosten durch die Umbaumaßnahmen um 20.000 Euro pro Jahr senken. Der Sporthändler hatte im vergangenen Jahr beschlossen, in sein Geschäft mit 1.800 qm Verkaufsfläche zu investieren. Wichtig war ihm dabei – neben der Verbesserung der Produktpräsentation und der Atmosphäre – die Energiekosteneinsparung. Auf der Suche nach möglichen Fördermitteln nahm der Intersport-Händler Kontakt zu seiner Verbundgruppenzentrale auf und wurde von der zuständigen Projektleiterin über das Projekt „Mittelstand für Energieeffizienz“ informiert.
Potenzialerhebung
Nach der „Potenzialerhebung“ durch den Energieberater war der geschäftsführende Inhaber Thomas Gauß zunächst nicht überzeugt. Dass er durch den Umbau seines Geschäfts im Ergebnis 20.000 Euro Energiekosten sparen würde, hatte er nicht erwartet. „Deswegen ist es wichtig, dass man besonders in der ersten Stufe der Beratung von seiner Kooperationszentrale begleitet wird“, sagt Gauß. Das Ergebnis der Initialberatung besagte, dass die gesamte Beleuchtungsanlage und das Heizsystem erneuert werden sollten.
Der Intersport-Händler beantragte Fördermittel für die erforderlichen Investitionen, die ihm auch bewilligt wurden. Er tauschte die Lichtanalage in der Eingangsetage seines Geschäfts aus, erneuerte die Klimatechnik und renovierte Wände, Böden und Decke zur Verbesserung der Wärmedämmung. Allein die neuen Leuchtmittel benötigen 50 Prozent weniger Strom und sorgen gleichzeitig für die gewünschte Inszenierung der Produkte. Nach sechs Wochen waren die Umbauarbeiten in dem Geschäft abgeschlossen und der Sporthändler konnte wieder eröffnen.
Durch den Schulterschluss zwischen Verband und Verbundgruppenzentrale besteht eine enge Zusammenarbeit. Der Mittelstandsverbund bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Beratung in Fragen der Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen an, die diese wiederum an ihre Anschlusshäuser weitergeben können. Beim Umbau seines weiteren Intersport-Geschäfts in der Innenstadt von Heilbronn vor rund zwei Jahren hat Thomas Gauß von der Fördermöglichkeit von Energieeffizienzmaßnahmen noch nichts gewusst. „Die Kommunikation der KfW- und BAFA-Fördermöglichkeiten ist unzureichend“, stellt er fest. Deswegen sei es für kooperierende Mittelständler umso wichtiger, dass sich der Mittelstandsverbund gemeinsam mit den dort organisierten 320 Verbundgruppen jetzt in dem Projekt „Mittelstand für Energieeffizienz“ um dieses Thema kümmere.
Co-Autoren des Beitrags sind Kristiana Balzer und Michaela Helmrich.
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Weitere Informationen: www.mittelstand-fuer-energieeffizienz.de