Standard zur Unterstützung der Planungsarbeit sind heute CAD-(Computer Aided Design-) Pro-
gramme, die bei 83 Prozent der befragten Handelsunternehmen im Einsatz sind, bei rund einem Viertel das Produkt „AutoCAD“ des Weltmarktführers Autodesk.

Mit allen CAD-Programmen lassen sich Ladenpläne heute problemlos in 3-D darstellen bis hin zum Modellieren einzelner Objekte wie Einrichtungsgegenstände und Ware. CAD-Standardprogramme dienen daher häufig auch als Basis für unternehmenseigene Entwicklungen, die an die jeweiligen Bedürfnisse des Handelsunternehmens angepasst werden (Customizing).

Eine Reihe von Handelsunternehmen ergänzt den Einsatz von Planungssoftware durch spezielle Produktkonfiguratoren, die Daten aus Ladenplanung, Flächenoptimierung und Sortimenten so miteinander verknüpfen, dass eine dreidimensionale Darstellung des Warenangebots entsteht. Neben „Spaceman“ als klassischem Sortiments- und Regaloptimierungs-
programm sind vor allem spezielle Branchen-
lösungen für den Textilhandel im Einsatz. 

CAD-Planungsprogramme und Produktkonfiguratoren werden häufig gemeinsam eingesetzt, zumal je nach Anbieter CAD-Programme auch bereits über integrierte Produktkonfiguration verfügen. Unabhängig von der Branche nutzen vor allem jene Handelsunternehmen beide Tools, die in ihrer Planung festen Abläufen und Einrichtungsstandards (CI-Handbücher) folgen.

Produkt-Konfiguratoren

Darüber hinaus bieten alle modernen CAD-Programme dem Anwender die Möglichkeit, gerenderte Modelle, Detailpläne oder Stücklisten zu generieren. Umso erstaunlicher erscheint daher das Befragungsergebnis, dass lediglich die Hälfte jener Handelsunternehmen, die CAD-Planungsprogramme einsetzen, diese auch zur Erstellung von Stücklisten nutzen.

Bei den übrigen Unternehmen erfolgt ein „Auszählen“ aus der CAD-Zeichnung heraus als rein manueller Prozess. Insgesamt trifft dies auf rund 42 Prozent der befragten Unternehmen zu einschließlich der manuellen Ermittlung über ein internes Regaltypenbuch/Katalog. Der auf diesem Wege festgestellte Bedarf an Einrichtungsgegenständen wird anschließend in Stücklisten oder Bestellformulare übertragen, die an den Lieferanten gehen.

Weitgehend automatisiert erfolgt die Ermittlung des Einrichtungsbedarfs bei rund 44 Prozent der befragten Handelsunternehmen, wozu auch intern entwickelte Systeme gehören. Die meisten Händler nutzen aber die entsprechenden Funktionalitäten in CAD-Programmen wie auch in einigen wenigen Fällen über Produktkonfi-
guratoren und ERP-Software, bei Letzterer einschließlich der Artikelverlistung mit dem Lieferanten (nach Generierung der Stückliste).

ERP(Enterprise Resource Planning)-Systeme dienen der funktionsübergreifenden Unter-
stützung sämtlicher in einem Unternehmen ablaufenden Geschäftsprozesse, die über eine gemeinsame Datenbasis miteinander verbunden sind. Das wohl bekannteste und am weitesten verbreitete System stammt von SAP. 9 von 10 ERP-Anwendern setzen daher auch in der vorliegenden Studie auf SAP R/3.

ERP-Systeme sind im Handel bislang vor allem bei großen Filialisten im Einsatz, die zudem oft Teil eines größeren Konzerns sind. Ansonsten ist ein IT-gestütztes Projektmanagement trotz steigender Projektkomplexität noch keineswegs Standard. Vielfach arbeitet man mit unternehmenseigenen Entwicklungen: selbst erstellte Projektdatenbanken, häufig basierend auf Excel-Tabellen, die in verschiedenen Datei-Ordnern verwaltet werden.

Ganzheitlich vernetzt?

Insgesamt werden in 27 Prozent der befragten Handelsunternehmen sämtliche Prozesse der Planung, Umsetzung und Bestellung durch Spezial-Software technisch unterstützt. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die einzelnen Prozessschritte auch über ein ganzheitliches System miteinander vernetzt sind und gesteuert werden.

Dies gilt auch für jene 14 Prozent der befragten Handelsunternehmen, die nach eigenen Angaben über ein IT-basiertes Projektmanagement verfügen, über das Planung und Abstimmung eines Ladenbauprojekts organisiert werden.

Bei einer genauen Gegenüberstellung der Angaben dieser Unternehmen zur technischen Unterstützung von Ladenbauprojekten, zu den von ihnen dazu eingesetzten Produkten und zu einer möglichen Vernetzung ist festzustellen, dass nur zwei Händler tatsächlich über ein ganzheitliches, IT-basiertes Projektmanagement verfügen, das über entsprechende Schnittstellen sämtliche Projektphasen abbildet und allen beteiligten Abteilungen während des gesamten Projektzeitraums einen direkten Zugriff ermöglicht, sodass alle stets den gleichen Informationsstand haben. Bei den übrigen Händlern erfolgen Projektabsprachen innerhalb einer Arbeitsgruppe nach einem festen Turnus oder eben nach wie vor noch informell („auf Zuruf“).

Der noch vergleichsweise geringe Automatisierungsgrad bei der Abwicklung von Ladenbauprojekten war in dieser Form doch sehr überraschend, zumal die Zusammenarbeit unterschiedlicher Unternehmensabteilungen, Gewerke und jeweils projektspezifisch zusammengestellter Netzwerke aus weiteren Dienstleistern (u. a. Merchandiser, Kommunikations- und Werbeagenturen) bei deutlich kürzeren Projektlaufzeiten eine immer intensivere, regelmäßige Abstimmung erfordert.

Der zielgerichtete Einsatz von Planungs- bzw. Projektmanagementsoftware bietet daher in den meisten Handelsunternehmen noch erhebliche Optimierungspotenziale bei der Planung und der Umsetzung von Ladenbauprojekten, insbesondere, wenn die interdisziplinäre Planung und Entwicklung von Store-Konzepten weiter an Bedeutung gewinnt und so neue Schnittstellen entstehen.

Die vollständigen Ergebnisse der Befragung finden sich im EHI-White Paper „Ladenplanung 2012: Aufgaben, Prozesse und technische Unterstützung“, das EHI-Mitgliedern über den Download-Service zur Verfügung steht.

Foto: Palette CAD GmbH

Kontakt: horbert@ehi.org