Bargeld im Chip | stores+shops
{{{name}}}

Vorgeschlagene Beiträge

Anzeige

Mit dem „S Kontaktlos Reader“ können sich Kunden die letzten Bezahl- und Ladevorgänge anzeigen lassen

Bargeld im Chip

Das kontaktlose Bezahlverfahren „girogo“ der deutschen Kreditwirtschaft zielt vor allem auf Kleinbetragszahlungen an den Kassen des Einzelhandels ab. Erste Erfahrungen aus Pilotregionen klingen vielversprechend. Hat Bargeld künftig noch eine Chance?

An den Kassen des Einzelhandels wird zunehmend bargeldlos bezahlt. Nach aktuellen Marktforschungszahlen des EHI Retail Institute werden mittlerweile knapp 40 Prozent aller Zahlungsvorgänge mit Debit- und Kreditkarten getätigt, 1994 lag der Anteil noch bei 21 Prozent. Gleichwohl fließen heute immer noch 57 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Form von Bargeld in die Handelskassen. Zurzeit deutet allerdings vieles darauf hin, dass der Abschmelzungsprozess der Bargeldzahlung an Fahrt aufnehmen wird.

Der jüngste Rückzug der Bundesbank aus der Bargeldverarbeitung hat die Bargeldlogistik für den Handel noch einmal verteuert. Die Sparkassen-Finanzgruppe kostet die Bargeldlogistik jährlich rund eine Milliarde Euro. Auch die Zahlungsdienstleister des Handels hätten nichts dagegen einzuwenden, wenn der elektronische Zahlungsverkehr deutlich schneller wachsen würde zu Lasten der Bargeldzahlung. Aktuell zielen die Strategien der Branchenakteure auf die Kleinbetragszahlungen ab. Für Mark Freese, Geschäftsführer der Telecash GmbH & Co. KG hat Bargeld nur dann eine Zukunft, „wenn es uns nicht gelingt, attraktive Zahlungsmodelle für die kleinen Einkaufsbons zu finden.“

Bargeld hat nur dann eine Zukunft, wenn es uns nicht gelingt, attraktive Zahlungsmodelle für die kleinen Einkaufsbons zu finden.

Mark Freese

Geschäftsführer Telecash GmbH & Co. KG

Die Dominanz der Kleinbetragszahlungen im Einzelhandel ist in der Tat überwältigend. Zahlungen bis 5 Euro Einkaufsbetrag werden praktisch nur mit Bargeld abgewickelt, bei Einkaufsbeträgen zwischen 5 und 20 Euro beträgt deren Anteil immer noch knapp 94 Prozent. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband, von dem diese Zahlen stammen, hat ein elektronisches Zahlungsverfahren entwickelt, das derzeit im Großraum Hannover eingeführt wird.

Mit dem „S Kontaktlos Reader“ können sich Kunden die letzten Bezahl- und Ladevorgänge anzeigen lassen

„girogo“ ist ein kontaktloses, auf der Bank- oder Sparkassenkarte basierendes Zahlverfahren, mit dem die Kunden an mittlerweile rund 320 Akzeptanzstellen in der Pilotregion sozusagen im Vorbeigehen bezahlen können. Die Karte wird beim Bezahlvorgang an der Kasse kurz vor ein Lesegerät gehalten und der Zahlbetrag wird vom Guthaben auf dem Chip abgebucht. 900 Terminals sind in der Pilotregion bislang auf die kontaktlose Technologie umgerüstet, beispielsweise bei Edeka, dm, Douglas, Thalia, Sanifair und Esso.

Die Deutsche Kreditwirtschaft forciert die Einführung von „girogo“ mit einer aufwändigen Informations- und Marketingkampagne in der Pilotregion. „Die leichteste und lässigste Art des Bezahlens“ verkünden Werbebanner an zahlreichen Info- und Event-Stationen. Im Rahmen einer Roadshow mit Danceacts, interaktiven Hightech- Walls und anderen Attraktionen werden die Verbraucher auf das neue Zahlverfahren eingestimmt. Mittlerweile sind 1,3 Millionen neuer Bank- und Sparkassenkarten mit „girogo“-fähigem Chip zum kontaktlosen Bezahlen in der Pilotregion ausgegeben.

Im August fiel der Startschuss für den bundesweiten Rollout von „girogo“ in den „Metropol-Regionen“ Hamburg, Rheinland und Rhein-Main. München soll in Kürze folgen. Jede neu ausgegebene Girocard ist mit einer Kontaktlos-Funktion ausgestattet. Bis Ende 2012 sollen 14-16 Millionen von 45 Millionen Sparkassenkunden eine „girogo“-Karte in der Brieftasche haben.

Rollout von „girogo“

Trotz der hohen Kartenkonzentration und hohen Akzeptanzabdeckung wird sich das kontaktlose Bezahlen nur dann flächendeckend durchsetzen können, wenn auch andere Banken und Bankenverbände mitziehen. Telecash-Geschäftsführer Mark Freese zählt zu denen, die sich mehr Initiative aus dem Bankenumfeld wünschen: „Solange nur die Sparkassen-Finanzgruppe das kontaktlose Bezahlen unterstützt, wird es schwer, beim Konsumenten auf breiter Basis Akzeptanz zu schaffen.“

Ein weiteres Hemmnis bedeutet die Begrenzung auf 20 Euro. Nur bis zu diesem Einkaufsbetrag ist das kontaktlose Bezahlen derzeit möglich. Frühestens Ende 2014 sollen auch Beträge über 20 Euro kontaktlos mit der „Sparkassen Card“ möglich sein – mit Eingabe der PIN. Freese: „Sofort profitieren können Branchen, die mit kleinen Tickets unterwegs sind wie Fastfood-Ketten oder Coffee-Shops.“ Gerade zu Spitzenzeiten könnte kontaktloses Bezahlen einen schnelleren Checkout ermöglichen und somit die Präferenz der Kunden für eine Einkaufsstätte erhöhen.

Die Bargeldlogistik kostet die Sparkassen-Finanzgruppe jährlich
rund eine Milliarde Euro.

Oliver Hommel

Abteilungsdirektor Kartenstrategie und Kartenprodukte Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V.

Die niedrigen Händlerentgelte für die elektronische Geldbörse mit „girogo“-Funktion macht diese Zahlungsart aber auch für andere Branchen interessant. Bis zu einem Einkaufsbetrag von 5 Euro kostet den Händler die Transaktion 1 Cent, bis 10 Euro 2 Cent und bis 20 Euro 3 Cent. Hinzu kommen die tendenziell deutlich niedrigeren Netzbetreiberentgelte gegenüber vergleichbaren Zahlungsverfahren. Um in den Genuss der Vorteile zu kommen, müssen die Akzeptanzstellen ihre Kassensysteme zunächst „girogo-fähig“ machen, zum Beispiel durch Aufrüstung bestehender Terminaltypen oder die Investition in externe Lesegeräte.

Den Anschluss externer Reader empfiehlt Mark Freese vor allem solchen Handels- und Gastronomiebetrieben, die sofort vom Contactless Payment profitieren können, weil sie das passende Profil mitbringen. Für den Großteil der potenziellen Anwender mache es eher Sinn zu warten, bis ohnehin ein Austausch der Zahlungsterminals ansteht. Dann sei ein „All-in-Gerät“, das neben den etablierten Zahlungsverfahren auch die Kontaktlos-Varianten unterstützt, die kosteneffizientere Alternative.

Mobile Payment: noch viele Fragen offen

Die Kreditkartenunternehmen Visa („payWave“) und Mastercard („PayPass“) haben den Einstieg in die kontaktlose Kartenzahlung schon vor einigen Jahren mit eigenen Lösungen vorangetrieben. Diese unterscheiden sich von der DSGV-Lösung grundlegend: Während „girogo“ bei der Bezahlung offline funktioniert, benötigen „PayPass“ und „payWave“ teilweise einen Online-Zugang, um die Transaktion zu autorisieren. Für die Zahlung von Kleinstbeträgen verspricht „girogo“ aufgrund seines Händlerentgeldmodells die kosteneffizientere Alternative zu sein. Ein Vorteil von „PayPass“ und „payWave“ ist hingegen, dass diese Systeme im Gegensatz zu „girogo“ international ausgerichtet sind. Wer sich in Deutschland daran gewöhnt hat, kontaktlos bezahlen zu können, erwartet gleiche Bedingungen auch im Ausland. Daher wird es laut Freese auch in Zukunft eine Koexistenz der unterschiedlichen Contactless-Verfahren geben.

Neben dem kartenbasierten Ansatz der Kontaktlostechnologie wird dem Mobile Payment auf der Basis von Smartphones von den Branchenakteuren ein immenses Marktpotenzial zugesprochen. Die Innovationstreiber sind die großen Mobilfunkanbieter und Internetprovider, die gemeinsam mit Partnern aus der Paymentbranche und Finanzdienstleistern an internationalen Lösungen arbeiten. Ein Beispiel für ein solches Projekt ist „Google Wallet“, das Google gemeinsam in einer Allianz mit Mastercard, der Citibank, Sprint, First Data und weiteren Unternehmen in den USA durchführt.

Wieviel Potenzial die Mobilfunkbetreiber dem Mobile Payment beimessen, zeigt auch die Ankündigung der Deutschen Telekom, bis Ende dieses Jahres gemeinsam mit Mastercard eine SIM-kartenbasierte „Telekom-MasterCard“ anzubieten. Beide Beispiele zeigen, dass erfolgsversprechende Mobile Payment-Modelle auf Kartenprozessen aufbauen. Oliver Hommel, Abteilungsdirektor Kartenstrategie und Kartenprodukte beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband prognostiziert: „Die haptische Karte wird noch viele Jahre erhalten bleiben, da viele Prozesse nicht über virtuelle Karten gesteuert werden können.“ Die neue, kontaktlose „Sparkassen Card“ sei die richtige Positionierung der Finanzgruppe auch bei Mobile Payment, da sie in Verbindung mit einem NFC-fähigen Handy sowohl das Auslesen bzw. Laden der Geldbörse als auch das Bezahlen ermöglicht.

Fotos: Euro Kartensysteme (1), DSGV (1)

Bratwurst nur bargeldlos

Nach 50 Jahren Bundesliga setzen immer mehr Vereine auf kontaktlose Zahlkarten in den Innenräumen der Stadien.

Stadionkarte ist nicht gleich Stadionkarte. Während einige Betreiber mit kontaktlosen Karten an Imbissständen, Kiosken und in Fan-Shops die Bargeldzahlung ersetzen, kommen bei den Erstligisten Mainz 05 und Bayer 04 Leverkusen kombinierte Lösungen mit e-Ticket, Bezahlfunktion und Stadionkarte zum Einsatz. Da das System auf Basis des Chips der Deutschen Kreditwirtschaft funktioniert, können die Karteninhaber auch außerhalb des Stadions ihr Guthaben vielfältig einsetzen, zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr oder beim Parken. Das kommt bei den Fans offenbar gut an. 78 Prozent sind mit ihrer Stadionkarte sehr zufrieden, so ein Ergebnis einer Online-Befragung von „EARSandEYES“ im Auftrag der Euro Kartensysteme im Juli und August 2012. Vier von fünf Stadiongängern wünschen sich ein einheitliches System für alle Stadien.

Weitere Informationen: www.geldkarte.de

Foto: Euro Kartensysteme

Produkt-News