Eltern haben es oftmals nicht leicht. Da empfiehlt es sich, sie nicht noch zusätzlich auf komplizierte Entdeckungsreisen zu locken, an deren Ende sie schließlich mit überteuerten Spielsachen und Produkten für Kinder konfrontiert werden. Das war Dr. Oliver Lederle als jungem Unternehmensberater nach der Geburt seiner Tochter schlagartig klar. Erwachsene wie er müssten günstiger, einfacher und vor allem unterwegs an Spiele kommen können. Aus diesem Grund entwickelte er gemeinsam mit Freunden einen Geschäftsplan, fand Kapitalgeber und Investoren, gründete eine GmbH und ging im Oktober 1999 mit dem Shop www.myToys.de online.
Spieß einmal umgedreht
Anfangs bot der Onlineshop 5.000 Spielwarenartikel zum Kauf an und kümmerten sich knapp 20 Mitarbeiter um Anfragen, das Bestellmanagement sowie den Versand. Beim ersten Weihnachtsgeschäft spürte Lederle prompt, dass sich die Flucht nach vorn gelohnt hatte. Außerdem sprang der Funke einmal mehr auf die Hamburger Otto Group über, die ihre bereits erworbenen Anteile am jungen Internetunternehmen auf 74,8 Prozent aufstockte. Die restlichen 25,2 Prozent halten nach wie vor die Gründer.
Kanalspezifische Finessen
Dabei könnte der Zauber des „Wundermediums“ Internet auch einmal vorbei sein. Das war jedoch nicht der ausschlaggebende Punkt für Geschäftsführer Oliver Lederle, sieben Jahre nach der Unternehmensgründung stationäre Ladengeschäfte zu eröffnen. „Viele nannten und nennen das immer noch eine ungewöhnliche Entscheidung, weil die meisten Händler umgekehrt vorgehen“, sagt Lederle. Er wagte diesen Schritt aus genau zwei Gründen: „Erstens, weil wir mit der Marke myToys.de ganzheitlich in der Lebenswelt von Eltern präsent sein wollten und zweitens, weil wir immer an den stationären Einzelhandel geglaubt haben.“ Denn obwohl anzunehmen ist, dass der E-Commerce weiter wachsen wird, werden Menschen seiner Ansicht nach auch weiterhin in Ladengeschäften einkaufen wollen.
Tür und Tor öffnete das Berliner Startup-Unternehmen Kaufinteressenten 2006 zunächst in Kassel und Worms, danach auch in Berlin (2x), Köln (3x), Lübeck, Lüdenscheid, Neuss, Nürnberg, Siegen, Stuttgart sowie Wildau. Doch trotz aller guten Standorte in Fußgängerzonen oder hochfrequentierten Einkaufspassagen lässt sich in den 400 bis 1.500 qm großen Filialen nur ein Bruchteil dessen anbieten, was aktuell unter 100.000 Artikeln im Onlineshop zur Auswahl steht. Im virtuellen Bereich sollen Navigationsleisten mit Auswahlkriterien wie Marken oder Lieblingsstars bestimmter Altersgruppen Orientierung schaffen. Außerdem gibt es einen ausführlichen Kaufberatungsbereich, insbesondere in der Kategorie „Baby“, sowie kostenlosen Content unter anderem zum Thema „Kinderparty“, unter dem saisonal passende Spielanleitungs-, Rezept- und Dekorationstipps warten.
Beim stationären Angebot konzentriert sich das Unternehmen dagegen auf Produkte, die traditionell besonders gefragt sind. Dazu zählen beispielsweise Evergreens für Kinder wie Lego, Playmobil, Mattel oder Gesellschaftsspiele für die ganze Familie. „Sogenannte Mitnahmeartikel verkaufen sich stationär viel besser als online“, schildert Lederle. Damit Kunden vom Onlineangebot aber auch am Point of Sale profitieren, seien in beinahe allen deutschen Filialen Internet-Terminals eingerichtet, mithilfe derer auf mehr als 20 Produktkategorien im Onlineshop zugegriffen werden kann – angefangen von der Babyerstausstattung über eine riesige Auswahl an Kindermode (mehr als 180 Marken) bis hin zu Schul- und Bastelbedarf, Multimedia für Kinder sowie Equipment für Garten- oder Hausarbeit mit den Kleinen. Eltern scheint das zu gefallen: Denn betrachtet man das Ranking in der Studie „E-Commerce-Markt Deutschland 2012“ des EHI Retail Institute und von Statista in Bezug auf Onlineshops im Segment „Spielwaren/Baby“, ist myToys.de hierzulande der führende Onlineshop für Spielzeug und Produkte rund ums Kind.
Bestellte Waren werden von der Lagerlogistik im hessischen Langenselbold dann entweder zum Kunden nach Hause oder in die jeweils nahe liegende Filiale geliefert. Die ausgestrahlte Innovationskraft sowie die hohe Kundenorientierung sorgten kürzlich auch dafür, dass der Brancheninformationsdienst „Der Versandhausberater“, die FID Verlag GmbH und der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) myToys.de mit dem Titel „Versender des Jahres 2012“ auszeichneten.
Das Angebot hat längst auch internationale Züge angenommen, denn neben dem deutschen Onlineauftritt verfügt myToys.de über einen französisch-, einen russisch- sowie einen englischsprachigen Onlineshop. Um bei allen Entwicklungen auf den einzelnen Internetportalen den Überblick zu behalten und Erfolge entsprechend messen zu können, setzt myToys.de vornehmlich auf eigens entwickelte Softwaretools. Darüber hinaus liefert das Handelsunternehmen in alle EU-Länder und offeriert Kunden einen jährlichen Weihnachtskatalog mit einer Auflage von 1,2 Mio. Exemplaren. Über alle Kanäle hinweg gelang es jüngst, drei Millionen Kunden zu generieren. Der bodenständig gebliebene Gründer weiß aber nur zu gut, dass der wahre Erfolgsfaktor seine rund 630 engagierten Mitarbeiter sind. Das Team ist so motiviert, dass einer Steigerung der Verkaufszahlen noch lange nichts im Wege steht – erst recht, wenn sich auf dem selbst verordneten Expansionskurs noch neue Standorte in Städten mit mehr als 80.000 Einwohnern finden lassen.
Foto: myToys
Weitere Informationen: www.mytoys.de
Integration als Herausforderung
Eine der wichtigsten Antriebsfedern ist für Dr. Oliver Lederle, Geschäftsführer von myToys.de, die Kinder-Kompetenz seines Unternehmens weiter auszubauen.
Wodurch unterscheidet sich myToys.de im Wesentlichen von Wettbewerbern?
Kein anderer Onlineshop in Deutschland, der auf Kindersortimente spezialisiert ist, kann auf so viele Jahre Erfahrung zurückblicken wie wir. Unsere Einkäufer und Mitarbeiter im Kundenservice beschäftigen sich tagtäglich ausschließlich mit Kindersortimenten – und nicht gleichzeitig mit Elektrorasierern oder Aufsitzrasenmähern. Unsere Produkt- und Beratungskompetenz unterscheidet sich und hierauf legen Kunden zu Recht großen Wert. Mytoys zeichnet diese Kompetenz im Bereich Einkauf, im Detailgrad der Produktbeschreibungen und bei Kundenrezensionen zu allen Produkten aus. Wir möchten Kunden weiterhin glücklich machen und zwar, indem sie bei myToys.de genau die Produkte finden, die sie brauchen.
Welchen Gesamtumsatz erwirtschafteten Sie 2012 (nur in Deutschland und retourenbereinigt)?
Im Geschäftsjahr 2011/12 haben wir einen Gesamtumsatz von 240 Mio. Euro verzeichnet, der größte Anteil davon wurde mit rund 210 Mio. im E-Commerce erwirtschaftet. Für das Geschäftsjahr 2012/2013 rechnen wir mit einem Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich.
Was wird in diesem Jahr die spannendste Herausforderung im Multichannel-Bereich?
Die Herausforderung für uns liegt darin, unsere Verkaufskanäle optimal aufeinander abzustimmen beziehungsweise Mechanismen weiterzuentwickeln, die im jeweiligen Kanal am besten funktionieren.