Aktionsdisplays am POS haben zumeist keine lange Lebensdauer, verursachen aber Aufwand für Material, Herstellung, Logistik und Entsorgung. Das heißt, jedes Display hinterlässt einen CO2-Fußabdruck in der Umwelt. So stellt sich den Herstellern heute die Frage, wie man Displays möglichst nachhaltig und Ressourcen schonend produzieren und an den POS bringen kann. Dieses Thema ist in der Branche angekommen.
Zunächst einmal ist festzustellen, dass zwar nicht alle, aber der größte Teil der POS-Zweitplatzierungen aus Pappe besteht. Dieser Werkstoff kann für sich in Anspruch nehmen, grundsätzlich relativ umweltfreundlich zu sein, weil er bereits zu größeren Anteilen aus Recycling-Papier besteht und weil die Displays nach ihrer Lebenszeit wieder in den Recycling-Kreislauf zurückgehen. Was tun Hersteller und Markenartikler heute, um den CO2-Fußabdruck von POS-Displays und Verpackungen weiter zu reduzieren?
Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit der Thimm Consulting und dem Bremer Schokoladenhersteller Hachez. Die Schokoladenwarenund Confiseriebranche kann man als Heavy User von POS-Displays ansehen. Hier gibt es zahlreiche saisonale Anlässe und beinahe eine Unmenge verschiedener Produkte.
Thimm zählte bei der Bestandsaufnahme 83 verschiedene Displaytypen bei Hachez. Auch von sehr ähnlichen Produkten gibt es zahlreiche Varianten. Die Analyse ergab, dass bei 65 Prozent aller Artikel die Stückzahl der Displays unter 500 lag. Und es geht nicht nur um die Displays, die entsorgt werden müssen. Hinzu kommt Füllstoff für den Transport, der entsorgt werden muss, daraus entstehen die sogenannten Vernichtungskosten. Es kam auch vor, dass Hachez nicht gebrauchte Displays an den Hersteller zurückgab, um sie für andere Produkte umrüsten zu lassen. Hier stellt sich die Frage, ob dies tatsächlich nachhaltig ist.
Die Aufgabe bestand darin, die Komplexität der Displaytypen zu reduzieren und die Vernichtungskosten zu senken. Bei Hachez wurden alle Abteilungen in die Analyse und die Neukonzeption mit einbezogen: Einkauf, Produktion, Vertrieb, Marketing, Logistik. Die Lösung lautet: Standardisierung, vor allem durch hohe Modularität. Es gibt nun ein Standard- Displaykonzept, das Möglichkeiten für individuelle Gestaltung durch Plakate bietet. Stege und Topper können ausgetauscht und wiederverwendet werden. Auch die Polsterfolie wurde modularisiert. Die Vorteile bestehen laut Eike Borau, Nationaler Key Account Manager bei Hachez, in: aufgeräumterem Erscheinungsbild, einfacherem Handling und geringerer Komponenten-Anzahl. Es gibt jetzt nur noch eine Display-Familie aus Standardprodukten. Alle Displays haben eine einheitliche Höhe, egal ob mit Bodenaufsteller oder auf Viertel-Chep-Palette. Im Ergebnis konnte Hachez geringere Einkaufskosten durch größere Order-Mengen sowie deutliche Materialeinsparungen verzeichnen.
Standardisierung
Der Displayhersteller Seyfert erklärt, worauf es bei der Konzeption eines modernen nachhaltigen Displays ankommt: „Mit möglichst wenig Materialeinsatz, möglichst wenigen Teilen und Klebungen und möglichst geringem Abfallaufkommen eine aufmerksamkeitsstarke Lösung zu entwickeln, die optimale Eigenschaften für den Logistikprozess besitzt.“ Die Formel lautet: „So leicht wie möglich und so stabil wie nötig.“ Seyfert bietet als Lösung ein einteiliges Display, das auf diese Anforderungen hin konstruiert ist. Ein ideales Standard-Display ist laut Seyfert eines, das mit verschiedenen Produkten und Mengen bestückt werden kann und einen einheitlichen Marktauftritt gewährleistet.
Die von stores+shops befragten Displayhersteller geben an, dass die eingesetzte Pappe und Wellpappe bis zu 80 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Alle Anbieter haben sich vom Forest Stewardship Council FSC-zertifieren lassen und können die Displays in FSC-Qualität anbieten. „Mit dem Einsatz des FSC-Logos auf Verpackungen und Displays ist sichergestellt, dass nur Fasermaterialien aus nachhaltiger Waldwirtschaft und kontrollierten Recycling-Prozessen zum Einsatz kommen“, so der Display-Anbieter SCA Packaging. Es kommen also nachhaltige Rohstoffe zum Einsatz. Es wird laut SCA sichergestellt, dass keine Faserstoffe aus fragwürdigen Quellen zum Einsatz kommen bzw. die Verpackung aus Post-Consumer-Recyclingmaterial hergestellt wurde. Teil des Programms ist eine Produktketten-Zertifizierung, bei der jedes Unternehmen in der Produktionskette ein innerbetriebliches Verfahren mit Kontrollsystem aufbauen muss, das sicherstellt, dass nach den FSC-Standards gearbeitet wird.
Eine wesentliche Stellschraube für mehr Nachhaltigkeit bei POS-Displays ist die Reduzierung des Transport-Volumens. Diesem Ziel dient vor allem auch das modulare Design standardisierter Displays. Es geht darum, die Palettenmaße optimal auszunutzen und Palettenüber- und -unterstände zu vermeiden. Durch das verringerte Transportvolumen der Displays und durch die Vermeidung von Leerräumen passen dann mehr Displays in einen Lkw oder einen Container. Dies führt im Ergebnis zu weniger Transporten und damit auch zu erheblichen CO2-Einsparungen.
Panther Packaging hat ein warentragendes Display entwickelt, das die Laderäume unterschiedlicher Transportträger optimal ausnutzt. Gerade bei bereits mit Ware befüllten Displays ist die Stapelbarkeit manchmal nicht einfach. Die Grundabmessungen dieses Zweitplatzierungs-Displays erlauben laut Hersteller ein hohlraumfreies Beladen der Ladeflächen, die Displays können zweifach hoch und kantenfrei neben- und hintereinander gestapelt bzw. geladen werden. Dieses für Ravensburger entwickelte Display für Puzzle-Spiele ist ein einfacher, praktischer Kubus, auf dem das Dekorationselement, in diesem Falle die Nachbildung des Eiffelturms, flachliegend transportiert wird. Der auffällige Turm kann am POS schnell aufgerichtet und fixiert werden.
Volumen-Verringerung
Das Thema Volumenverkleinerung zur optimalen Ausnutzung des Frachtraums gilt natürlich genauso wie für Displays auch für Produktverpackungen, das Prinzip ist gleich. An diesem Thema hat die STI Group mit dem Telefonhersteller Gigaset gearbeitet – mit guten Ergebnissen. Betrachtet wurde hier der gesamte Prozess entlang der Produktion und der Supply Chain – vor allem auch unter dem Aspekt des CO2-Fußabdrucks. Ziel war die Reduzierung der Komplexität in jedem Abschnitt, auch in der Produktstruktur.
Ganz wesentlich war die Reduzierung der Verpackungsgrößen. Der Karton für ein Telefon mit vier Nebenstellen konnte beispielsweise um die Hälfte verkleinert werden. Früher passten 36 Kartons dieser Vierer- Anlage auf eine Palette, heute, nach der Volumenverringerung, sind es 81 Stück, das entspricht einer Steigerung von 125 Prozent. Dies hat natürlich eine enorme Reduzierung des Materialverbrauchs und der Zahl der Lkw-Bewegungen zur Folge und trägt zu einer Verringerung des CO2-Fußabdrucks der Produkte bei. STI spricht von einer Optimierung um 63 Prozent.
Umweltfreundliches Material
Auch dieses Beispiel zeigt wie das von Hachez, dass es wichtig ist, dass der Markenartikler die Verpackungsspezialisten von Anbeginn der Planungen an mit an den Tisch holt.
Für Mars Chocolat Frankreich hat STI ein Display entwickelt, das ökologischen Kriterien Rechnung trägt. Es ist aus FSC-zertifiziertem Papier und Karton, bedruckt mit biologisch abbaubarer Farbe und lösemittelfreien Lacken. Die Basis für den verwendeten Leim sind Gemüsepflanzen. Die Breite des Displays kann mit einem Schiebemechanismus verschiedenen Produktabmessungen angepasst werden, die Regalböden lassen sich vergrößern bzw. verkleinern. Laut Claudia Rivinius, Leiterin Unternehmenskommunikation bei STI, kann so die komplette Produkt-Range von Mars Chocolat in diesem einen Display präsentiert werden, was sowohl ökologisch als auch ökonomisch von Vorteil ist.
Konkret zeichnet sich jetzt der nächste Schritt beim Thema „POS-Display und Nachhaltigkeit“ ab: das klimaneutrale POS-Display. Laut Claudia Rivinius liegt der STI Group ein erster Auftrag aus der Markenartikelindustrie vor. Hierbei geht es darum, durch den Erwerb eines Klimazertifikats die für die Herstellung des Displays anfallenden CO2-Emissionen zu kompensieren.
Foto: Panther Packaging
Stellschrauben für Nachhaltigkeit
Material: nachwachsende Rohstoffe, Recyclingmaterial als Grundstoff, Recyclingfähigkeit
Standardisierung Display: weniger Teile, weniger Varianten, Wiederverwendung von Teilen
Standardisierung Logistik: Einhaltung von ISO-Modulmaßen für optimale Paletten- und Frachtraumnutzung
Volumen-Verkleinerung: mehr Ware pro Kubikmeter
Verzicht auf überflüssige Elemente: Kann man Werbeschilder weglassen?