Die Liberalisierung des Messwesens machte es möglich, dass die EHA Energie-Handels-Gesellschaft seit Februar 2011 in 2.200 Liegenschaften der Rewe Group eigene Zähler installiert hat. Bis Ende dieses Jahres sollen deutschlandweit rund 6.000 sogenannte registrierende Leistungsmessungen betrieben werden. Ziel ist die Optimierung der Energiedaten-Versorgung.
Die EHA Energie-Handels-Gesellschaft, Hamburg, ist als Einkaufsdienstleister und Energieeffizienzberater für die Rewe Group tätig. Der Handelskonzern erweiterte Anfang 2010 den Auftrag an die EHA um den Betrieb für alle Messstellen mit einer sogenannten registrierenden Lastgangmessung über 100.000 Kilowattstunden. Ziel der Rewe ist eine bessere Versorgung mit Energie-Daten. Diese sollte zu den gleichen Rahmenbedingungen und mit geringeren Messkosten erreicht werden.
Der Hintergrund: Während der komplizierten Übergabeprozesse zwischen Lieferanten, Netzbetreibern und Stromkunden durchlaufen die Daten diverse Systeme, wodurch Messfehler entstehen. Mit den Originaldaten lassen sich Effizienzmaßnahmen gezielter umsetzen.
Die Messdienstleistung der EHA umfasst Einbau, Betrieb und Wartung der Messeinrichtungen sowie die Ablesung, Auslesung und Weitergabe von Messdaten an den jeweiligen Netzbetreiber sowie in aufbereiteter Form an die Rewe. Bei der Messeinrichtung und der technischen Installation setzt die EHA einen einheitlichen Standard ein. Alle Messstellen sind mit einer sogenannten Kommunikations-Komponente zur Zähler-Fernauslesung ausgestattet.
Umsetzung
Voraussetzung für den Einstieg der EHA in den Messstellenbetrieb war die Vorgabe der Bundesnetzagentur zum „Vertragswesen bei den Wechselprozessen im Messwesen“ (WiM). Ohne Standardverträge wäre die Dienstleistung nicht wirtschaftlich. Denn die Liegenschaften der Rewe sind über ganz Deutschland verteilt, daher mussten Hunderte von Verträgen mit Netzbetreibern geschlossen werden.
Bei der vertraglichen Abwicklung machte die EHA die Erfahrung, dass sich die Zusammenarbeit mit den großen Netzbetreibern meist einfacher gestaltete. Der Grund: Innerhalb dieser Unternehmen sind verschiedene Abteilungen oder sogar Gesellschaften für Netzbetrieb und Messwesen zuständig. Schwierigkeiten mit der neuen „Rollenverteilung“ durch die WiM und daraus resultierender Mehrarbeit hatten manche kleineren und weniger arbeitsteiligen Stadtwerke.
Eine weitere Herausforderung ist die technische Umsetzung des Zählertausches in ganz Deutschland. Die EHA beschaffte zunächst mehrere Tausend baugleiche Zähler. Mit der Montage wurde ein spezialisiertes Partnerunternehmen beauftragt. Bei den Messeinrichtungen handelt es sich um technisch anspruchsvolle Anschlusspunkte, die in den einzelnen Liegenschaften sehr unterschiedlich aufgebaut sind.
Teils schwieriger Zugang
Schon der Zugang zum Zähler ist häufig schwierig. Viele Geräte sind außerhalb der eigentlichen Abnahmestelle angebracht, oft hat nur der Netzbetreiber und bisherige Messstellenbetreiber eine Zutrittsmöglichkeit, was Administrationsaufwand nach sich zieht. Außerdem entsprechen die vorgefundenen Messaufbauten nicht immer dem Stand der Technik. Oftmals müssen Verdrahtungen gewechselt oder unzulässige Klemmstellen entfernt werden. Dabei zeigt sich dann auch, dass manche Messungen fehlerhaft waren. Zum Beispiel wurden Abnahmestellen von den Netzbetreibern auf Mittelspannungs- statt auf Niedrigspannungsebene gemessen, was per se drei Prozent Mehrkosten für den Kunden bedeutet.
Daten-Integration
Eine Herausforderung des Messstellenbetriebs ist die zentrale Datenhaltung und die Integration der Metering-Prozesse. Grundlage dafür ist eine leistungsfähige EDV-Struktur und spezielles IT-Know-how. Für die Fernauslesung zum Beispiel wird eine Software genutzt, die die Kommunikation mit Hunderten von Netzbetreibern ermöglicht. Sämtliche Daten zu Verträgen, Anschlussnutzern und Marktpartnern werden automatisch an die EHA-Systeme übermittelt.
Vorteile für Rewe
Die Rewe Group profitiert von der systematischen Übermittlung der aktuellen Energieverbrauchs-Informationen, die eine automatische Auswertung und ein Benchmarking für die einzelne Liegenschaft ermöglichen. Dank der zuverlässigen Energiedaten kann die Rewe zunächst einmal ohne Investitionen in die Infrastruktur die Energiekosten optimieren. Denn es ist möglich zu erkennen, wann wie viel Energie verbraucht wurde.
So lassen sich zum Beispiel falsch gesteuerte Lüftungsanlagen identifizieren, die außerhalb der Ladenöffnungszeiten laufen oder Abtauheizungen an Kühlaggregaten, die während der Öffnungszeiten zu teuren Leistungsspitzen arbeiten. Auch die Beleuchtungssteuerung kann optimiert werden: Anstatt zum Beispiel nur ein Drittel der Beleuchtung für die Regalbefüllung einzusetzen, werden häufig alle Lampen angestellt, auch wenn noch keine Kunden im Markt sind. „Durch den Messstellenbetrieb schaffen wir die notwendige Datenbasis für ein weiter verbessertes Energieeffizienzmanagement. Das ist auch im Sinne unserer Nachhaltigkeitsstrategie“, sagt Harald Fischer, der bei der Rewe Group den Bereich Bauwesen Vollsortiment national verantwortet.
Weitere Informationen: www.eha.net