Den Überblick bewahren

Mit Stimmungsbildern am Regal und einer Dekoration aus Birkenstämmen und Deckensegeln kann ein Kaufmann seinen individuellen Anspruch dokumentieren

Die Einrichtung einer Wohnung ist ein Spiegel der Menschen, die dort wohnen. Und die Einrichtung eines Ladens ist ein Spiegel des Kaufmanns, der den Laden betreibt. Sie sagt etwas über die Ambitionen des Kaufmanns, seine Zuverlässigkeit, seine Glaubwürdigkeit und über sein Image. Viele Händler setzen daher auf ein Ambiente, mit dem sie sich in den Köpfen und Herzen der Kunden durch Individualität und Wiedererkennung verankern. Der erste Baustein hierzu ist die planerische Komposition, mit der die Kompetenzbereiche positioniert werden. Dies gilt auf jeden Fall für die Frischebereiche, Obst & Gemüse sowie den Wein, je nach Markt und Region aber auch für andere Warensegmente. Die Planung definiert ebenso eine durchdachte Wegeführung, an der renditestarke Impulswaren im gesamten Markt in den Laufweg der Kunden „geschoben“ werden. Oftmals ist das Ladenlayout so beschaffen, dass der reale Weg der Kunden vom eigentlich optimalen Weg abweicht. Mit interessant gestalteten Deckenabhängern, spannenden optischen Perspektiven und dem gezielten Einsatz von Sekundärbeleuchtungen kann bei den Kunden Neugierde geweckt werden und deren Weg durch den Markt beeinflusst werden. Emotionale Bildmotive, wertige Holzverkleidungen und starke Farben sorgen für eine offene, ansprechende Atmosphäre und sind dazu geeignet, dem Kunden optische Fixpunkte zu bieten, die sich positiv auf die Verweildauer auswirken. Mit diesen Techniken ist es zum Beispiel in Ungarn gelungen, einen ausgeprägt L-förmigen Grundriss in einen hervorragend funktionierenden Markt zu verwandeln: An den beiden äußeren Punkten des L sowie an dessen rechtem Winkel befinden sich die Kompetenzbereiche und die Plankauf-Produkte wie Mopro, Obst & Gemüse und Brot. Der Kunde erhält jeweils einen Ausblick auf den nächsten Plan- oder Kompetenzbereich, auf dem Weg strecken sich ihm in den langen Gängen die Impulswaren entgegen. Der bauliche Nachteil wurde so in einen Vorteil verkehrt.

Gebogene Regalreihen

Regal mit Schwung – hiermit wäre jeder Feng-Shui-Meister einverstanden

In schwierigen Verkaufsumgebungen können Drahtregale ihre Vorteile ausspielen. Drahtregale sperren das Licht weniger aus als Blechregale. Drahtregale sorgen dafür, dass Warenlücken optisch wenig auffallen, da sie den Blick auf die Etage darunter freigeben. Sie  stellen die Waren in den Vordergrund und sorgen für eine wertige Produktpräsentation und dafür, dass die Verpackungen im Blick der Kunden sind. Auch bei Drahtregalen gibt es Unterschiede: Kunden lassen sich gerne in gebogene Regalreihen locken, deren Schwung interessante Ein- und Ausblicke bietet. Ein solcher Gang wird von einem über die gesamte Höhe konvex gebogenen Regal auf der einen und einem ebenso konkav gebogenen Regal auf der anderen Seite gebildet. Derartige Biegungen bilden Laufwege zwanglos, wenn sich die Höhe der Regale in Grenzen hält. Diese ist entscheidender als man denken mag: Schon 1,80 m sind ein Maß, neben dem die meisten Kundinnen und Kunden klein wirken. Bei 1,60 m hat König Kunde das Gefühl, dass er den Überblick bewahrt. Das ist der Sinn der Sache, denn König Kunde soll erhobenen Hauptes alle Winkel seines Reichs  abschreiten können.

Gelungenes Visual Merchandising im Supermarkt mit stimmungsvoller Themen-Inszenierung

Wer einmal aufmerksam in seinem Urlaub in Ländern wie Italien, Kroatien und vor allem Spanien durch traditionelle Supermärkte mit hohen Regalschluchten lief und danach einen Laden mit 1,60 m hoher Regalierung betrat, weiß, wann sich der Kunde beinahe wie ein Gefangener fühlt und in welchen Läden er erhaben von Produkt zu Produkt schreiten kann. Und 1,60 m hohe Regale stellen, wenn sie intelligent konstruiert sind, keinen Verlust von Präsentations- und Warenfläche dar. Allerdings muss der Bereich oberhalb von 1,60 m nicht grundsätzlich frei bleiben. Wenn er genutzt wird, sollte er bewusst eingesetzt und für die Fernwirkung genutzt werden im Sinne des Category Managements. Von Weitem schon lassen sich so Ankermarken präsentieren. Eine entsprechende werbliche Begleitung an den Regalaufsätzen unterstreicht die Lieferantenmarke, ohne dass dies peinlich wirken muss – im Gegenteil. Professionell geplante Ladeneinrichtungen wirken sich also entscheidend darauf aus, wie der Kunde den Händler wahrnimmt.

Fotos(4): Wanzl Ladenbau

Weitere Informationen: www.edekawerner.de