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Bei Golfino in Düsseldorf wurde ein LED-Beleuchtungskonzept umgesetzt

Auf dem Weg zur Allgemeinbeleuchtung

Energieeffiziente LED werden ständig weiterentwickelt und finden immer öfter auch in der Allgemeinbeleuchtung Anwendung. Wo liegen ihre spezifischen Vor- und Nachteile? In welchen Bereichen bietet sich ihr Einsatz an und wo (noch) nicht? Und was ist bei der Umrüstung zu beachten?

Beleuchtung ist mit einem Anteil von 65,1 Prozent im Nonfood-Einzelhandel der „Stromfresser“ Nummer eins. Im Food-Einzelhandel liegt ihr Anteil am Stromverbrauch immerhin bei 27,6 Prozent, nur die Kühlung schlägt hier stärker zu Buche, wie die EHI-Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2010“ ermittelte. Kein Wunder also, dass die Beleuchtung in puncto Energiekosten-Minimierung eine große Rolle spielt. Großes Potenzial wird seit Jahren im Einsatz von LED gesehen. Die Licht emittierenden Dioden haben spezifische Vorteile. Hier ein detaillierter Überblick:

  • Zu den größten Trümpfen zählt die extrem lange Lebensdauer, zudem sind sie nahezu wartungsfrei. Bei optimalen Umgebungsbedingungen geht man von 50.000 Betriebsstunden aus, was manchen Lampenwechsel erspart. Herkömmliche Beleuchtungsarten erreichen durchschnittlich 10.000 Betriebsstunden.
  • LED sind hocheffizient (siehe Interview).
  • LED strahlen kaum Wärme nach vorne in den Raum hinein ab, sodass die Klimatisierung heruntergefahren werden kann (rechtzeitig Anlagenbetreiber hinzuziehen), wodurch in der Folge Verbrauch und Kosten der Klimatisierung sinken. Weniger Klimatisierung kommt zugleich auch dem Wohlbefinden von Kunden und Mitarbeitern entgegen. Doch Achtung: In den Leistungsklassen, die für die LED-Grundbeleuchtung benötigt werden, sind auch LED nicht mehr kühl. Sie geben ihre Wärme nach hinten, auf die Platine ab. Hier gilt es, mit aktiver oder passiver Kühlung Hitzestaus zu vermeiden.       
  • LED sind frei von IR- und UV-Strahlung, was zu geringerem Warenverlust durch Lichtschäden führt, zum Beispiel Ausbleichen von Textilien, Nachreifen von Obst oder Vergrauen von Fleisch und Fisch. 
  • LED bieten flackerfreies Licht, das mit dem Einschalten sofort 100 Prozent Leistung erreicht.
  • LED sind stufenlos dimmbar.
  • LED lassen sich einfacher als konventionelle Lichtquellen in digitale Steuerungssysteme integrieren und können mit einer RGB-Farbsteuerung ausgestattet werden, wodurch sie dynamisch wechselnde Lichtakzente setzen können.
  • LED sind klein und „oho“. Nie zuvor kam so viel Licht aus so kompakten Bauformen, was LED vielfältig einsetzbar macht. „Zum Beispiel in dünnen Regalböden, wodurch die Produkte optimal ausgeleuchtet und perfekt in Szene gesetzt werden können“, sagt Peter Schall, Leiter Vertrieb und Marketing beim Beleuchtungssysteme-Anbieter Hera aus Enger und verweist darauf, „dass bei einer verstärkten Produktbeleuchtung die Deckenbeleuchtung reduziert werden kann.“
  • LED sind unempfindlich gegen Vibrationen bzw. Stöße. Die Konstruktion hat keine Hohlkörper, die implodieren können.
  • LED sind quecksilberfrei und damit am Ende der Lebensdauer einfach zu entsorgen.

In der Lichtbranche ist man sich überwiegend einig: Der LED-Technologie gehört die Zukunft. Doch es gibt noch ein paar Einschränkungen, weshalb sie bislang vorwiegend zur Effekt- und Akzent-
beleuchtung eingesetzt werden:

  • Ihre gegenüber anderen Leuchtmitteln geringere Lichtmenge (Helligkeit). Die Lichtausbeute bei LED wird jedoch stetig mehr.       
  • Mangelnde Realisierung weißen, farbneutralen Lichtes, was inzwischen aber immer besser gelingt.
  • Fehlende Standards, sodass LED noch nicht herstellerübergreifend ausgetauscht werden können. In der Initiative „Zhaga“ haben sich Hersteller zusammengeschlossen, um Standards zu erarbeiten.
  • Höhere Investitionskosten, doch im Markt der Chip-Hersteller herrscht Wettbewerb bei Preis und Qualität.

Weitere Entwicklung

An allen „Baustellen“ ist also Bewegung. Zum aktuellen Status quo sagt Christof Volmer, Leiter Marketing bei Bäro in Leichlingen: „Grundsätzlich lässt sich die LED-Technik bereits gut für die Allgemeinbeleuchtung einsetzen. Wir sind sicher, dass sich ihr Anteil im Handel in den kommenden 24 Monaten deutlich erhöhen wird.“ Volmer rät: „Zunächst einmal sollte sich ein Händler einen umfassenden Marktüberblick verschaffen und verschiedene Angebote einholen. Die Qualitätsunterschiede sind bei LED zum Teil enorm. Die Berechnungen sollte der Händler von einem unabhängigen Energieberater prüfen lassen. Wichtig ist neben dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit die Wirkung des LED-Lichts auf die Ware, die ebenfalls mit in die Entscheidung einfließen sollte.“

Das Unternehmen RD Leuchten aus dem Schweizer Bad Zurzach hat einen Hochleistungsreflektor mit einer speziellen Metallisierung entwickelt und kombiniert diesen Reflektor mit der jeweils neuesten Generation von LED-Chips. Die Warenhauskette Manor hat das Leistungsvermögen bereits 2009 überzeugt. Nach der Pilotphase im Züricher Flaggschiff leitete das Unternehmen in Zusammenarbeit mit RD Leuchten den Rollout ein. „Der Wirkungsgrad liegt über 90 Prozent, und das Licht ist brillant weiß mit kräftiger, homogener Lichtdichteverteilung“, so Antonio Giangreco, Head of Facility & Security Management bei Manor. „Es ist mit Halogenmetalldampf-Leuchtmitteln ohne Weiteres vergleichbar, ihr in Teilbereichen, wie der Farbwiedergabe, sogar überlegen.“  

Doch das ist nicht alles. „Die Stromeinsparung liegt im Bereich Beleuchtung Nonfood bei mindestens 30 Prozent im Vergleich zu unseren bisher eingesetzten 70 W-CDM-R/T-Spots“, so Giangreco weiter. „Im Food-Sektor erreichen wir mit LED 50 W eine Einsparung von mindestens 50 Prozent im Vergleich zu den bisherigen 100 W-SDW-T/G-Spots. Zusätzlich kommen 35 Prozent Einsparung im Bereich Klima hinzu. Die Temperatur der Ware konnte bei den Lebensmitteln um bis zu zwei Grad gesenkt werden. So konnten wir unsere offenen Kühlmöbel behalten. Mit den konventionellen Spots hatten wir Schwierigkeiten, die vorgeschriebenen Temperaturen der Ware zu halten.“ Manor hat inzwischen 36.000 qm Nonfood- und 14.000 qm Food-Flächen (Supermärkte und Restaurants) auf LED umgerüstet.

Auch das Modehaus Jost stattete seine im März in Bruchsal neu eröffnete, 5.300 qm große Filiale komplett mit LED-Beleuchtung von RD aus. Inhaber Steffen Jost überzeugte „die Summe vieler Vorteile“, besonders die geringeren Wartungskosten durch die längere Lebensdauer. Jost: „In unseren Filialen führen wir alle zwei Jahre einen Leuchtmittelwechsel durch, der hohe Kosten für Leuchtmittel und für die Manpower verursacht. LED haben zudem keine Schutzscheiben, die alle zwei Jahre gereinigt werden müssen. Dank der geringeren Hitzeentwicklung brennt der Schmutz auch nicht in die Reflektoren ein, sondern lässt sich mit einem Staubwedel entfernen.“ Weitere Pluspunkte laut Jost: „Die Blendwirkung ist bei LED geringer, und die Farben Schwarz und Dunkelblau lassen sich besser unterscheiden, was sich besonders in unserer Herrenmode-Abteilung bemerkbar macht.“ Skeptisch ist der Modehändler, ob auch die Vorschaltgeräte 50.000 Stunden halten werden. Und er rät dazu, einen Überspannungsschutz vorzusehen, „da die Schwankungen bei Stromeinspeisungen meist höher sind, als es die Werke zugeben“.  

Seit Anfang 2010 zählt die Parfümeriekette Douglas zu den LED-Nutzern. Die Filiale in Frankenthal wird ausschließlich mit LED von Zumtobel Lighting, Dornbirn/Österreich beleuchtet. 45 Prozent weniger Primärenergiebedarf sind das Ergebnis im Vergleich zu einer gleich großen Referenz-Filiale mit HIT-Leuchten mit 150 und 70 Watt. „Aktuell statten wir in Karlsruhe den zweiten Douglas-Store komplett mit noch effizienteren LED aus“, sagt Douglas-PR-Managerin Nadja Frank. Weitere LED-Referenzkunden von Zumtobel sind die Spar-„Klimaschutz-Supermärkte“ im österreichischen Murau und Wien sowie in Wetzikon/Schweiz, drei Body Shop-Geschäfte in den Schweizer Städten Emmen, Zug und Zürich sowie der Levi’s Green Store in Paris. Hier dimmt ein Tageslichtsensor das Licht je nach Sonneneinstrahlung, wodurch der Energieverbrauch weiter gesenkt wird.  

Prof. Iska Schönfeld, Senior Market Manager für den Bereich Retail, Healthcare and Hospitality bei Philips Lighting, schätzt die Perspektiven der LED-Technik so ein: „Die Branche befindet sich im Jahr 2011 noch in einer Übergangsphase. Die LED-Beleuchtung kann schon Vieles besser als manches konventionelle Beleuchtungssystem, aber noch nicht alles. Überall dort, wo sehr hohe Beleuchtungsstärken erforderlich sind oder die Beleuchtung aus großer Höhe erfolgen muss, sind Hochdruck-Metallhalogenlampen, deren Potenzial ebenfalls nicht erschöpft ist, noch die wirtschaftlich bessere Lösung.“ 

Fotos: Philips (1), Zumtobel (2), RD Leuchten (1), Blocher Blocher Partners (1)

Differenzierte Analyse notwendig

Roman F. Skupin, Sales Manager beim Leuchtenhersteller Self Electronics Germany aus Köln, vertieft das Thema LED.

Es ist viel von der Energieeffizienz der LED die Rede. Andererseits heißt es, noch benötige man mehr Energie als bei Entladungslampen, um dieselbe Lichtqualität bzw. Helligkeit zu erzielen? Wie passt das zusammen?

SKUPIN: Die Effizienz eines Leuchtmittels wird in Lumen pro Watt angegeben. Wenn wir allein die Leistungsfähigkeit der LED bewerten, liegt diese mit Werten von durchweg mehr als 130 Lm/W bereits weit vor allen anderen Leuchtmitteln. Soweit die Theorie. Relevanter ist der Vergleich, wenn die Leuchtmittel in die Leuchte verbaut sind. So haben alle Leuchten, die sich eines Reflektors bedienen, meist einen etwa zehnprozentigen Verlust. LED werden zudem aus Gründen der Haltbarkeit mit einer Leistungsbremse versehen. Kurz gesagt: Wenn Metalldampf-Entladungslampen heute in der Leuchte einen effektiven Lichtstrom von 100 Lm/W erbringen, sind sie gut. Gute LED erreichen bereits 90 Lm/W.

Wie geht es weiter?

SKUPIN: Die Tendenz ist klar steigend. Zur kommenden Light + Building werden wir LED-Leuchten präsentieren, die sich in den messtechnischen Werten als mindestens ebenbürtig mit den Metalldampf-Entladungslampen erweisen werden. Mittelfristig gelten 120 Lm/W in der Branche als Ziel.

Es ist nicht zuletzt ein Rechenexempel, welche neue Beleuchtung eingesetzt wird.

SKUPIN: Ja, dabei müssen nicht nur die Anschaffungs-, sondern auch die Betriebskosten betrachtet werden. Kalkulationen benennen nicht nur die Kosten der neuen Beleuchtungsanlage, sondern zeigen auch auf, in welchem Umfang die Lampenleistung reduziert werden kann, welche Lampenwechsel-Intervalle welche Kosten verursachen, wie stark die Klimaanlage entlastet wird und wie es um die CO2-Bilanz steht. Es wird sichtbar, wann sich das Investment durch eingesparte Folgekosten rentiert.

Welche Aspekte sollten darüber hinaus in die individuelle Entscheidung LED oder konventionelle Technik einfließen?

SKUPIN: Erste Frage: Womit wird gehandelt? Sind die Produkte licht- oder temperaturempfindlich wie Textilien, Lederwaren, Kosmetik, Kunst? Muss oder soll die Beleuchtung nah an die Waren heran? In diesem Bereich spielt die LED ihre Vorteile bereits heute klar aus. Welches Lichtvolumen wird erwartet? Wer sich einen gleißenden Pracht-Tempel wünscht, sollte schon aus Kostengründen mit konventioneller Technik weitermachen. Niedrige Wattagen kann man mit LED ersetzen, hohe noch nicht wirtschaftlich. Nächste Frage: Wie lang sind die Umbauzyklen im Durchschnitt? Kürzere Umbauzyklen sprechen eher für LED, weil deren noch vorhandene Chargen-Toleranzen bzw. Innovationsschübe mangels notwendiger Nachrüstung dann gar nicht erst zum Thema werden.

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