Die aktuelle EHI-Studie Energie Monitor 2012 basiert auf persönlichen Interviews mit Händlern aus
D-A-CH und wird in dieser Form nur alle drei Jahre durchgeführt. Ziel der persönlichen Befragung ist es, detaillierte Hintergrundinformationen und einen tiefen Einblick in die Unternehmensprozesse zu bekommen sowie die aktuell relevanten Themen, Trends und Erwartungen zum Energiemanagement im Einzelhandel abzufragen. 38 Prozent der befragten Unternehmen kommen aus dem Lebensmittelhandel und 62 Prozent aus dem Nonfood-Handel. LEH-Discounter wurden nicht berücksichtigt. Nachdem in den zurückliegenden Jahren die Energiekosten nur einen Weg kannten, nämlich nach oben, konnte die Mehrheit der befragten Unternehmen 2012 stabile Energiekosten im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Das liegt zum einen an der nur minimalen Erhöhung des EEG-Zuschlags von 2011 auf 2012 von 3,53 Ct/kWh auf 3,59 Ct/kWh und zum anderen an einem sehr günstigen Einkaufspreis für Strom.
Als Folge des günstigen Einkaufspreises haben alle befragten Händler die Chance genutzt und ihren Strombedarf für die kommenden Jahre gedeckt. Der Preis, den der Einzelhandel 2012 im Schnitt für eine kWh Strom aufwenden musste, beträgt 14,38 Ct/kWh, nachdem er im Jahr 2009 bei 12,96 Ct/kWh lag. Dabei handelt es sich um den Netto-Preis inklusive aller staatlichen Abgaben. Für den Unterschied von fast zwei Cent seit 2009 ist aus Sicht der befragten Händler der Staat verantwortlich, der als der größte Preistreiber angesehen wird. Der Anteil der staatlichen Abgaben (EEG/KWKG-Umlage, Konzessionsabgaben, Netznutzungsentgelte etc.) beträgt mittlerweile fast 50 Prozent des Preises.
Energiekosten
Aufgrund des stabilen Preisniveaus sind auch die Energiekosten pro qm/ VKF nur minimal gestiegen und befinden sich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Im Lebensmittelhandel liegen die Kosten bei 56,25 €/ VKF und im Nonfood-Handel bei 32,95 €/VKF. Trotz des niedrigen Einkaufspreises, der in 2012 erzielt werden konnte, rechnen die befragten Unternehmen mit steigenden Energiekosten innerhalb der nächsten Jahre. Der erwartete Anstieg beläuft sich auf 11,4 Prozent. Der Hauptgrund hierfür ist die EEG-Umlage. Wie kürzlich bekannt gegeben wurde, wird die EEG-Umlage für 2013 um 47 Prozent auf das Rekordniveau von knapp 5,277 Ct/kWh steigen. Nicht verwunderlich also, dass die Kosteneinsparung für 89 Prozent der Unternehmen der Haupttreiber für die Energie- und Umweltprojekte ist. Der Preis ist mit 63 Prozent das entscheidende Kriterium bei der Auswahl eines Stromlieferanten. Allerdings nicht nach dem Motto, das Billigste wird genommen, sondern der Preis im Sinne eines stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnisses, das heißt auch die Qualität eines Produktes muss immer gegeben sein. Dabei ist die Industrie nach wie vor der wichtigste Informationspartner für die Händler. So informieren sich 81 Prozent der Händler bei ihren Lieferanten über neue Entwicklungen.
Bau und Gebäudetechnik
Zertifikate für Gebäude wie DGNB, Leed etc. werden von 68 Prozent der befragten Händler als nicht relevant angesehen. Zum einen, weil man als Mieter Zertifikate als eine Sache des Vermieters ansieht und selber in diesem Bereich keine Eingriffsmöglichkeiten sieht, und zum anderen, weil man weg möchte von Prestige-Bauten und Zertifikaten hin zu einer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit, wo Ökologie und Ökonomie zusammen betrachtet werden und im Einklang stehen müssen. Der große Aufwand und die Kosten für die Zertifizierung stehen aus Sicht vieler Händler nicht im Verhältnis zum Nutzen. Ein weiterer Trend geht in Richtung zentraler Lösungen. 87 Prozent der Unternehmen sagen, dass sie entweder schon automatisierte Filialen haben oder diesen Ansatz planen. Dadurch sollen alle gebäudetechnischen Gewerke wie Beleuchtung, Klimatisierung etc. zentral und automatisch gesteuert werden, damit die Mitarbeiter vor Ort keinen Zugriff haben. Davon verspricht man sich Energieeinsparungen durch Vermeidung von Bedienfehlern.
Kältetechnik
Die Kältetechnik ist im Food-Handel der größte Verbraucher mit einem Anteil von über 40 Prozent am Stromverbrauch. Aus diesem Grund ist die Kältetechnik, neben der Beleuchtung, der erste Ansatzpunkt, wenn es um Projekte zur Energieeinsparung geht. Beim Ersatz von Kälteanlagen entscheiden sich die Händler direkt für solche, die hinsichtlich Energiebilanz und verwendeter Kältemittel modernen Anforderungen entsprechen, da eine umweltfreundliche Kälteerzeugung angesichts des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bei der Frage des Kältemittels haben die Unternehmen folgende Entscheidungen als Standard für alle Neu- und Umbauten getroffen:
- Bei 43 Prozent der Unternehmen wird CO2 in der Tiefkühlung und R134a in der Normalkühlung eingesetzt.
- 31 Prozent haben sich für transkritische Anlagen entschieden, also Einsatz von CO2 sowohl für Tief- als auch Normalkühlung.
- 26 Prozent setzen weiterhin auf konventionelle Kältemittel, insbesondere R404A und R134a.
Ein weiterer Ansatzpunkt bei der Kältetechnik sind die Abdeckungen der Kühlmöbel: Während die Abdeckungen bei der Tiefkühlung seit Jahren Standard sind, sind die Abdeckungen bei der Normalkühlung immer noch ein sensibles Thema. Insbesondere bei Molkereiprodukten und anderen Schnelldrehern verzichtet man auf geschlossene Kühlmöbel. Viele Händler befürchten, dass die Kunden sich durch Abdeckungen vom Einkauf abhalten lassen. Die Energie-Verantwortlichen in den Unternehmen, die eine Erhöhung der Energieeffizienz anstreben, stehen hier in einem Dilemma mit der Vertriebsabteilung, die einen Rückgang des Umsatzes befürchtet. 40 Prozent der befragten Unternehmen haben die Entscheidung getroffen, auch die Normalkühlung bei allen Neu- und Umbauten abzudecken. Einen Umsatzrückgang konnten diese Unternehmen nicht feststellen. Die Vor- und Nachteile der Abdeckungen aus Sicht der Unternehmen sind: Vorteile:
- kein Kälteaustritt
- längere Verweildauer vor den Kühlmöbeln
- Kunden nehmen die Warenqualität/Produktqualität als besser wahr
- Keine Unordnung in den Möbeln, da die Ware weniger bewegt wird
- Höherwertiges Erscheinungsbild
- Signal für umweltbewusstes Handeln des Unternehmens.
Als Nachteil wird die schwierigere Handhabung für das Personal beim Einräumen gesehen.
Beleuchtung
Die Beleuchtung ist einer der größten Verbraucher, im Nonfood-Handel entfällt über die Hälfte auf die Beleuchtung und im Food-Handel ein Drittel. Bei der Shop-Beleuchtung wird eine wahre Revolution durch Weiterentwicklungen von LED erwartet. Aber erst 34 Prozent der Unternehmen testen den flächendeckenden Einsatz der LED in einer oder mehreren Filialen. Die Händler setzen die LED bislang in den folgenden Bereichen ein:
- Kühlmöbel
- Bedientheken
- O+G
- Akzentbeleuchtung
- Regalhinterleuchtung
- Werbung/Außenbeleuchtung
- Sonderbereiche (Bäckerei, Metzgerei)
Als größte Hemmnisse für einen Einsatz der LED wird der Preis gesehen. 65 Prozent halten ihn für zu hoch, um LED großflächig einzusetzen. 35 Prozent sind noch nicht von der Qualität der LED überzeugt. Insgesamt wird erwartet, dass der flächendeckende Einsatz von LED in etwa zwei Jahren realisierbar wird. Die Zurückhaltung resultiert auch daraus, dass neben den bekannten Herstellern plötzlich Anbieter ohne große Erfahrung in der Beleuchtung auftreten, die fertige Lösungen versprechen, die es so noch nicht gibt. Sie behindern damit eine weitere Akzeptanz und Durchsetzung der LED am Markt weit mehr, als dass sie diese fördern.
Charts: EHI
Energiemonitor 2012
Die Studie gibt Einblick in die Energiekosten und –verbräuche von 38 Handelsunternehmen unterschiedlicher Branchen im deutschsprachigen Raum.
Format: 21 x 21 cm, Klebebindung
ISBN: 978-3-87257-393-3
Preis: 495,00 EUR inkl. MwSt. u. Versand
Mehr Infos unter: www.ehi.org/geschaeftsbereiche/medien/studien/energiemanagement.html
E-Mail: vertrieb@ehi.org
Fon: +49 221 5 79 93-64