Klein und effizient, langlebig und einfach zu steuern – die LED revolutioniert die Welt des Lichts und gilt als das Licht der Zukunft, zumal sie in den letzten Jahren deutliche Qualitätsfortschritte gemacht hat. Der Markt für LEDs wächst daher rasch, ist aber auch überschwemmt mit Produkten, die nicht immer den Anforderungen an Sicherheit und Qualität genügen.
Neben den bekannten Herstellern tummeln sich auch plötzlich am Markt auftretende Anbieter ohne große Erfahrungen in der Beleuchtung, die fertige Lösungen versprechen, die es so noch nicht gibt. Sie behindern damit eine breitere Akzeptanz und Durchsetzung der LED am Markt weit mehr, als dass sie diese fördern, so das Ergebnis einer Podiumsdiskussion zum Thema LED auf der letzten EHI-Energiemanagement-Konferenz im Oktober 2011. Namhafte Vertreter aus Handel (Galeria Kaufhof, Intersport, Tegut) und Industrie (Bäro, Philips, Zumtobel) forderten vor diesem Hintergrund eine Versachlichung der Diskussion und stellten Kosten und Nutzen der LED kritisch auf den Prüfstand.
Die LED macht heute überall dort Sinn, wo ich ihre Vorteile nutzen kann.
Siegfried BeckerDer Einsatz von LEDs empfiehlt sich heute überall dort, wo sich ihre Vorteile zielgerichtet nutzen lassen. Dank ihres ausgezeichneten Betriebsverhaltens bei niedrigen Temperaturen werden LED-Leuchten vor allem dort schon eingesetzt, wo es kalt ist, zum Beispiel zur Beleuchtung von Straßen, Parkplätzen, Fassaden und Außen-Werbeanlagen. Dies gilt ebenso für den Einsatz in den Kühlmöbeln des Lebensmittelhandels, zunächst nur in der Minus-, inzwischen zunehmend auch in der Pluskühlung.
Jede Änderung von Leuchtmitteln ist nicht nur eine Frage der Energieeffizienz, sondern bedeutet stets auch eine konzeptionelle Änderung.
Volker BehrendtAls sehr klein dimensionierte Lichtquelle lassen sich LEDs überall gut integrieren und können so konzipiert werden, dass das Licht optimal auf das Produkt abgestimmt ist. Der Einsatz von LEDs zur Beleuchtung von Regalen, Produktvitrinen und Leuchtkästen ist im Handel daher bereits Standard, nicht zuletzt auch aufgrund der geringeren Wärmeabstrahlung der LED.
Entgegen verbreiteter Annahmen entsteht aber auch bei der LED Abwärme, weil selbst sie Strom nicht zu 100 Prozent in Licht umwandelt. LED-Module müssen daher stets ausreichend gekühlt werden. Denn steigt die Temperatur, sinkt die Effizienz. Soll die Energieeffizienz von LEDs bewertet werden, muss daher stets auch das Thermomanagement berücksichtigt werden.
Die Lichtqualität steht immer an erster Stelle. Kompaktleuchtstofflampen und HIT-Systeme erweisen sich dabei immer noch als die effizientere Lösung.
Detlev MüllerLED nicht konkurrenzlos
Will man aber in erster Linie viel Licht für wenig Energie, ist die LED derzeit noch nicht die geeignetste Lampentechnologie. Zwar konnten gerade in jüngster Zeit bei Farbwiedergabe und Lichtausbeute erhebliche Fortschritte erzielt werden. Doch gerade wenn es um die Beleuchtung größerer Flächen und um die Grund- und Akzentbeleuchtung geht, ist der Einsatz konventioneller Leuchtstoff- und 35-Watt-Halogen-Metalldampflampen (HIT) weiterhin deutlich effizienter. Und mit der weiteren Umrüstung von 35- auf 20-Watt-Leuchtmittel stecken in der HIT-Technologie noch erhebliche Einsparpotenziale, insbesondere wenn sie ge gen ältere Beleuchtungsanlagen mit vergleichsweise hoher Anschlussleistung ausgetauscht werden.
Ob LEDs schon heute die ultimativen Energiesparer sind, ist stets eine Frage des Vergleichs.
Franz JansenAngaben zu Energieeinsparungen durch LED basieren daher oft auf unklaren Referenzgrößen und lassen die erforderliche Kühlleistung außer Acht. Um bei den aktuellen Lichtkonzepten die gleiche Beleuchtungsqualität zu erhalten, müssten – bei einem großflächigen Austausch konventioneller Leuchtmittel – häufig LED mit deutlich höherer Gesamt-Wattage eingesetzt werden, bei zugleich sehr viel höheren Investitionskosten der LED, die aktuell eine Amortisation zwischen 5 und 7 Jahren erwarten lassen.
Die LED ist kein Allheilmittel, sondern stets ganzheitlich zu betrachten. Dies beginnt immer mit einer effizienten Lichtplanung.
Peter John KeillDie LED ist folglich kein „Allheilmittel“, das sich einfach auf ein bereits vorhandenes Beleuchtungskonzept aufpfropfen lässt, um so maximale Einsparungen zu erzielen. Vielmehr ist die Entscheidung für eine bestimmte Beleuchtungstechnologie immer auch eine konzeptionelle Frage. Voraussetzung muss daher eine effiziente Lichtplanung sein, bei der nach sorgfältiger Analyse aller Parameter entschieden wird, welche Lösung letztlich die optimale Wirkung erzielt.
Allerdings gibt es weiterhin keine Standards, mit denen qualitative Unterschiede zwischen den Leuchtdioden unterschiedlicher Anbieter objektiv festgestellt werden können. Wie also kann der Handel die qualitativen und technischen Unterschiede erkennen und bewerten, die sich in einem breiten Preisspektrum niederschlagen?
Ich erwarte von der LED den gleichen ROI bei gleicher Lichtqualität: denn wo ist sonst der Nutzen?
Volker OttoAus Sicht des Handels sind einheitliche Standards der Industrie und verlässliche Werte für LEDs (Lichtfarbe, Effizienz, Lebensdauer) absolut erforderlich, verbunden mit einer Checkliste, die dem Handel hilft, die richtigen Fragen mit der Industrie zu erörtern, damit er einen auf sein Konzept und seine Anforderungen abgestimmten Einsatz von LED erhält. Viele Händler sind bereit, neue Entwicklungen gemeinsam mit der Industrie in Pilotprojekten zu testen. Mittelfristig lautet für den Handel das Ziel, mit dem Einsatz von LED eine im Vergleich zu konventioneller Technik identische Lichtqualität bei gleichem Return on Investment zu erhalten. Daran kann aber nur im Dialog zwischen Handel und Industrie gearbeitet werden, den das EHI mit einer Arbeitsgruppe inhaltlich begleiten wird.
Foto: Zumtobel