Hiebers Handschrift | stores+shops

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Drogerieabteilung mit attraktiver Deckengestaltung

Hiebers Handschrift

Nach dem Rückzug seines Vaters aus dem operativen Geschäft setzt Edeka-Kaufmann Dieter Hieber eigene Akzente. Sein neuer Markt in Bad Krozingen, südlich von Freiburg, arbeitet mit Schwarzweiß-Kontrasten – ein so außergewöhnliches wie beeindruckendes Styling in der Supermarkt-Szene.

Die Kundentoiletten sind mit schwarzweißen Fototapeten ausgestattet, darauf Motive aus der afrikanischen Tierwelt. In Kürze werden die Bilder durch passende Tierstimmen ergänzt – Edeka-Kaufmann Dieter Hieber sucht noch nach der geeigneten Beschallung. Über dunklen Böden und Sanitäranlagen aus Edelstahl sorgen Downlights für akzentuiertes Licht. Ausstattung und Atmosphäre in den Räumen würden auch einem gehobenen Appartement zur Ehre gereichen. Gleiches gilt für den Personalbereich: Schminktisch und Kronleuchter zieren die Umkleide der Mitarbeiterinnen, an der Wand ist eine überdimensionale schwarze Tafel befestigt, auf der lockere und witzige Sprüche geschrieben stehen („Früher wusste ich nicht, was ich will, heute bin ich mir nicht mehr sicher“). Der Aufenthalts- und Pausenraum mit seinem schwarzweißen Mobiliar, seinen Pflanzen und punktuellen farblichen Akzenten besitzt fast schon Club-Atmosphäre. Dieter Hieber: „Die Einrichtung sollte nicht nur die Wertschätzung gegenüber den Kunden, sondern auch gegenüber den Mitarbeitern signalisieren.“

Architektonische Statement

Ungewöhnliche Architektur

Ungewöhnliche Architektur

Schwarz ist die gewagte, in ihrer Umsetzung aber voll gelungene Leitfarbe im inzwischen elften Markt des Familienunternehmens Hieber. Mit ihrer Fähigkeit zur minimalistischen Abstraktion eignen sich Schwarzweiß-Kontraste besonders zur Intensivierung von Aussagen und Botschaften. „Und die Farbe Schwarz schafft in der bunten Warenwelt des Lebensmittel-
einzelhandels einen abgrenzenden, wohltuend ruhigen Hintergrund“, erklärt Hieber. Der Firmenchef hat über 13 Mio. Euro in die 2.400 qm Verkaufsfläche plus Nebenräume investiert. Das Gebäude im Gewerbegebiet von Bad Krozingen fällt nicht nur durch seinen mattschwarzen Außenanstrich auf, sondern setzt auch durch eine Außenwandneigung von 15 Grad einen besonderen architektonischen Akzent. Im Obergeschoss befindet sich neben den Personalräumen eine 150 qm große Veranstaltungsfläche nebst Dachterrasse. Dorthin werden die Kunden des „Hieber Club“ zum Beispiel zu Weinverkostungen eingeladen. Neben dem Eingangsbereich hat der Kaufmann zudem eine kleine Galerie eingerichtet, in der regionale Künstler ihre Werke präsentieren können.

Weinabteilung mit Fachmarkt-Charakter

Weinabteilung mit Fachmarkt-Charakter

Die Gesamtplanung des Marktes verantwortete, in enger Zusammenarbeit mit Dieter Hieber, das Architekturbüro Müller & Huber in Oberkirch. Für den Boden wurde ein geschliffener, in hellem braun-grau gestrichener Estrich gewählt – unterbrochen von Laminat-Flächen, etwa für die Wein-Präsentation. An den Rückwänden signalisieren minimalistische Strichzeichnungen sowie gezeichnete Schriftzüge in Schwarzweiß die jeweiligen Abteilungen. Die Warenträger sind maximal 1,60 m hoch und kombinieren schwarzes Metall und teilweise schwarze Seiten- und Rückwände mit hellen, grau-braunen Holzdekors. Auch die Regalkennzeichnungen, die Hinweistafeln auf besondere Angebote sowie die Preisschilder in der O & G-Abteilung sind konsequent Weiß auf Schwarz gehalten. Direkt an der Ware arbeitet Hieber, wie auch in seinen anderen Märkten, mit elektronischen Preisetiketten.

Hochwertige Präsentation des Trockensortiments

Hochwertige Präsentation des Trockensortiments

Das Marktlayout folgt auf den ersten Blick den konventionellen Vorgaben: Bäckerei und Gastronomie im Eingangsbereich, Obst und Gemüse sowie Convenience-Produkte als erste Abteilung im Markt, dann die Trockensortimente, danach die Frischetheken am hinteren Ende des Marktes, anschließend die Molkerei- und Tiefkühlprodukte, schließlich vor der Kasse der Presse-Bereich, der mit seinen komplett in Schwarz gehaltenen Warenträgern besonders eindrucksvoll wirkt. Der zweite Blick allerdings offenbart, dass die Sortimente konsequent nach Themenwelten angeordnet sind. Ob SB-Backwaren, Feinkost oder Kosmetik – jede Kategorie bündelt die zugehörigen Sortimente. „Ein Markt der ganz kurzen Wege“, kommentiert Hieber.

Infotafeln an der Rückwand geben Zubereitungs-Tipps

Infotafeln an der Rückwand geben Zubereitungs-Tipps

Die Themenbereiche grenzen sich optisch wie atmosphärisch voneinander ab. Augenfällig wird dies unter anderem in der Drogerie-Abteilung. Dort sind die Regale weiß, das LED-Licht hat eine vergleichsweise kalte Farbe, außerdem wird mit einer in Form von attraktiven Deckensegeln abgehängten Decke gearbeitet. Dagegen werden in den anderen Bereichen warme, die Themenwelten akzentuierende Lichtfarben eingesetzt. Prunkstück des Marktes sind die Frischetheken, an denen Hieber über 50 Prozent des Gesamtumsatzes schreibt. Insgesamt bietet der Edeka-Kaufmann 8 Thekenmeter Fisch, 7 Meter Käse sowie 16 Thekenmeter Fleisch und Wurst. Helle, teils geflieste, durch schwarze Tafelflächen unterbrochene Rückwände, schwarze Arbeitstische, gläserne Reiferäume und ein großzügiges Platzangebot für die Mitarbeiter kennzeichnen den Bereich. Die Thekenverglasung bietet freie Sicht auf die Ware. Auf Tafeln an der Rückwand werden dem Kunden Zubereitungstipps vermittelt, zum Beispiel die „6 Schritte zum perfekten Steak“.

Energieeffizienz

Stimmungsvolle O+G-Abteilung

Stimmungsvolle O+G-Abteilung

Der Markt steht unter dem Motto „Einkaufen und Lernen“. „Lerntafeln“ an den Regalen informieren über die jeweiligen Sortimente, etwa über laktosefreie Nahrungsmittel oder über die Herstellung von Essig. In der O&G-Abteilung wird den Kunden mit einer großen Saisonkalender-Tafel erklärt, wann welche Feldfrüchte frisch geerntet werden. Auch in den Kühlregalen setzt Hieber interessante Akzente. Um die „höchst langweilige Anreihung von Molkereiprodukten“ zu unterbrechen, ließ der Kaufmann „Schaufenster“ aus Holz in die Regale einbauen. Dort können besondere Sortimente hervorgehoben präsentiert werden. Am Checkout werden 6 bediente Kassen durch 4 SB-Terminals ergänzt. Mit dieser Kombination hat Hieber gute Erfahrungen gemacht. Üblicherweise werden in seinen Märkten 15-20 Prozent des Umsatzes über die SB-Kassen abgewickelt. Die bedienten Kassentische sind rund 10 cm höher als üblich. Die Mitarbeiter können dadurch abwechselnd sitzend oder stehend kassieren.

Geschlossene Kühlmöbel neuester Technologie

Geschlossene Kühlmöbel neuester Technologie

Modernste Technik auch im Hintergrund: Eine knapp 700 qm große Solaranlage auf dem Flachdach, ein überwiegender Einsatz Strom sparender LED-Lampen, außer für schnell drehende Molkereiprodukte geschlossene, CO2-neutrale Kühl- und Tiefkühlmöbel sowie eine Wärmerückgewinnungsanlage minimieren den externen Energieverbrauch. Hinzu kommt eine Regenwasser-Versickerungsanlage. Hieber hätte sein neues Frische-Center auch gerne mit Erdwärme beheizt – verschiedene Probebohrungen in der Region führten allerdings zu tektonischen Verschiebungen und in Folge zu Rissen in Gebäuden. Daher musste der Edeka-Kaufmann auf diese umweltfreundliche Form der Energiegewinnung verzichten.  

Fotos: Hieber (5), Manz (2)

Daten + Fakten

Store: Hieber’s Frische-Center

Ort: Bad Krozingen

Eröffnung: 20. Oktober 2011

Verkaufsfläche: 2.400 qm

Investition: 13,5 Mio. Euro

Parkplätze: 190

Mitarbeiter: 80

Gesamtplanung: Architekturbüro Müller & Huber, Oberkirch

Ladenbau: Linde (Generalunternehmer)

Frischetheken: Kramer

Kühlmöbel: Epta

Kassentische: ITAB

Kassentechnik: Wincor Nixdorf

Die Ware wirken lassen

Dieter Hieber, Edeka-Kaufmann mit elf Märkten am Oberrhein, über das ungewöhnliche Konzept seines neuen Frische-Centers in Bad Krozingen.

Wie ist der neue Markt konzeptionell ausgerichtet?

Wir wollen die Ware wirken lassen. Dazu gehört ein atmosphärisches Ambiente mit Themenwelten. Dazu gehören Warenträger und Dekos, die das Sortiment betonen und nicht dominieren. Dazu gehört auch, dass der Kunde weder durch Regalstopper, Zweitplazierungen, Instore-Radio oder Shop-TV abgelenkt wird. Wir setzen Bildschirme ausschließlich im Eingangsbereich ein, über der Gastronomie und am Info-Desk.

Leitfarbe ist Schwarz – ein gewagtes Experiment?

Die schwarzen Elemente sind kombiniert mit hellen Hölzern, weißen Fliesen, mit Glas und mit einem hellen Boden. Von daher wirkt der Markt aus meiner Sicht alles andere als trist. In der bunten Warenwelt des Food-Handels schafft dieses Ambiente einen abgrenzenden, wohltuend ruhigen Hintergrund. Die Schwarzweiß-Kontraste stehen für Minimalismus, Reduktion, die Konzentration auf das Wesentliche.

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