Trend zur Vielfalt der Formate am Checkout | stores+shops

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Kontaktlose Kartenzahlung am Self-Checkout-Terminal von Netto
Foto: Netto Markendiscount

Trend zur Vielfalt der Formate am Checkout

Bediente Kassen, stationäre SB-Kassen, das mobile Self-Scanning mit Industrie-Scanner, dem Smartphone oder dem Scanner am smarten Einkaufswagen: Das Angebot an Checkout- Optionen im Einzelhandel wächst. KI-basierte Kamerasysteme werden die Prozesse am Self-Checkout künftig weiter optimieren. Pilotanwendungen großer Filialisten sind für dieses Jahr geplant.

Die Nutzung des eigenen Smartphones für das Self-Scanning ist noch gering.

Die Nutzung des eigenen Smartphones für das Self-Scanning ist noch gering.
Foto: Scansation

Die Gesamtzahl der Kassen im deutschen Einzelhandel ist rückläufig. Lag die Anzahl 2014 noch bei über einer Million (1.035.000), so zählte das EHI in seiner letzten Studie „Kassensysteme im Einzelhandel 2024“ noch 931.000 Kassen – ein Rückgang von rund 10 Prozent in 10 Jahren (Einzelhandel im weiteren Sinne inkl. Bäckereien, Tankstellen, Friseurgeschäfte etc.). Hauptursache ist der Abschmelzungsprozess der Verkaufsflächen: Die Anzahl der Betriebe sank im Zehnjahreszeitraum 2014/2024 um 12 Prozent, von 565.000 auf 498.000. Dass der prozentuale Rückgang bei den Kassen niedriger ausfällt als die Schrumpfrate bei den Geschäften, liegt unter anderem daran, dass die Kassenlandschaft vielfältiger geworden ist und neue Formate hinzugekommen sind.

Je nach Branche werden traditionelle Bedienkassen durch Self-Scanning-Terminals und mobile Kassen wie Tablets oder Smartphones ergänzt oder substituiert. Besonders deutlich zeigt sich die Formatvielfalt im Lebensmittelhandel. Die Checkout-Landschaft umfasst hier die Bandbreite von der bedienten Kasse über den stationären Self-Checkout, Self-Scanning mit Smartphone oder Handheld-Scanner bis hin zum Bezahlterminal für „Scan & Go“-Einkäufe im autonomen oder teilautonomen Store.

Die traditionelle Kasse bleibt für Thalia allein schon wegen des Kundenkontakts wichtig. Deswegen wird es sie auch immer geben.

Stephanie Spurzem

Head of Sales Support, Thalia

Self-Scanning wächst rasant

Immer mehr Einzelhändler bieten ihren Kund:innen heute die Möglichkeit, den Scan- und Bezahlvorgang selbst in die Hand zu nehmen. Sie nutzen die Self-Scanning-Angebote vor allem aus einem Grund: Die Einkäufe lassen sich am SCO schneller abwickeln, ohne in der Warteschlange anstehen zu müssen. Das größte Wachstumspotenzial haben zweifellos die stationären Self-Checkout-Kassen. Nach den Ergebnissen der letzten EHI-Vollerhebung waren 2023 etwas mehr als 16.000 SB-Kassen in 4.270 Märkten im Einsatz, davon allein 9.600 im Lebensmitteleinzelhandel. Für 2025 rechnet das EHI mit einer deutlichen Zunahme auf 23.000 bis 25.000 SB-Kassen im gesamten Einzelhandel und 13.000 bis 15.000 im LEH.

Auch der Fachkräftemangel im Handel mit einem anhaltenden Bedarf an qualifiziertem Kassenpersonal führt dazu, dass sich Händler mit dem Thema SB-Kassen beschäftigen. „Die Marktdurchdringung beschleunigt sich, je mehr Händler diese Technik einsetzen“, sagt Tom Riedemann, Prokurist bei Meyer’s Frische- Center in Hamburg. In den 10 Supermärkten von Edeka-Kaufmann Jörg Meyer sind heute mehr als 100 SBKassen im Einsatz. Je nach Standort werden bis zu 50 Prozent des Umsatzes über Self-Checkout-Kassen erzielt.

Neben Edeka zählt vor allem die Rewe-Gruppe zu den Vorreitern bei der Anwendung von Self-Checkout-Systemen in Deutschland. Etwa die Hälfte aller Rewe-Märkte ist mittlerweile mit Self-Scanning-Technologien ausgestattet. Auch für Kaufland ist der Self-Checkout von großer strategischer Bedeutung. Man plant die Nutzung von SCO-Kassen in Zukunft weiter voranzutreiben, sagte Kaufland-Manager Bo Berghoff auf den EHI-Technologie Tagen 2024 in Bonn. Acht SCO-Kassen sollen künftig Standard sein in den Kaufland-Filialen. Zurzeit arbeite man an einem hybriden Checkout, der sowohl als SCO wie auch als bediente Kasse mit Laufband betrieben werden kann. Auf Bargeldmodule werde man auch künftig nicht verzichten, da sie nach Darstellung von Kaufland einen deutlich höheren Nutzungsgrad von SCO-Kassen bewirken.

Eine wachsende Dynamik ist auch im Bereich des mobilen Self-Scanning per Hand-Scanner zu beobachten.

Eine wachsende Dynamik ist auch im Bereich des mobilen Self-Scanning per Hand-Scanner zu beobachten.
Foto: Globus

Eine wachsende Dynamik ist auch im Bereich des mobilen Self-Scanning per Hand-Scanner zu beobachten. Diese spielen ihre Vorteile vor allem bei größeren Einkäufen aus, da die Artikel nach dem Scannen während des Einkaufs nicht noch einmal an der SB-Kasse in die Hand genommen und einzeln abgescannt werden müssen. Die neuste Generation von Industrie-Handhelds wird diese Form des Self-Scanning noch attraktiver machen. Beispielsweise lässt sich der Bezahlvorgang direkt über das Handheld abwickeln, ohne dass der Warenkorb an ein Kassen-Terminal übertragen werden muss. Die Nutzung des eigenen Smartphones für das Self-Scanning ist hingegen noch gering. Im Lebensmitteleinzelhandel hat der Industrie-Scanner klar die Nase vorn und es ist nicht zu erwarten, dass „Bring-your-own-device“ dem Handheld auf kurze bis mittlere Sicht den Rang ablaufen wird.

In der Globus-Markthalle in Koblenz, einem SB-Warenhaus mit 10.000 qm Verkaufsfläche, sind 10 bediente Kassen und 12 SCO-Terminals für „Scan & Go“ im Einsatz. 95 Prozent der „Scan & Go“-Kund:innen nutzen laut Geschäftsleiter Patrick Schlueter den mobilen Scanner und nur zwei Prozent scannen mit dem eigenen Smartphone. Bei Ikea Deutschland hingegen funktioniert das Self-Scanning ausschließlich über das Kunden-Smartphone: Die Anwendung ist in die Ikea-App integriert, die den Kunden oder die Kundin vom Bestellvorgang zuhause bis hin zum Bezahlvorgang am Checkout über die gesamte Customer Journey begleitet.

24/7 Stores: Neues Whitepaper der DHBW Heilbronn

 

„Smart Store 24/7 – 600 Stores in 6 Jahren“ lautet der Titel des Whitepapers Nr. 41 aus der Schriftenreihe der DHBW Heilbronn, das im Januar 2025 erschienen ist. Prof. Dr. Stephan Rüschen, DHBW-Studiengangsleiter Retail Management, liefert in dieser Studie eine Bestandsaufnahme  der Smart Stores-Landschaft in Deutschland. Auf Basis der Google Maps-Karte mit den Standorten der Stores werden u. a. die folgenden Fragen beantwortet:

Welche technologischen Lösungen werden für die 600 Stores verwendet?
Wer sind die relevanten Betreiber/Händler?
Wo befinden sich die Smart Stores 24/7 (Nahversorger, Direktvermarkter, Travel Retail, Tankstelle, Innenstadt, etc.)?

Das Whitepaper umfasst 32 Inhaltsseiten und 8 Abbildungen.

„Grab & Go“ noch im Teststadium

Beim Grab & Go-Konzept werden die Waren beim Verlassen des Stores automatisch erfasst.

Vollautonome „Grab & Go“ Stores, ausgestattet mit KI-Technologie, Computer Vision und Gewichtssensoren am Regal, bieten die technologisch fortschrittlichste Variante des Checkoutprozesses. Im Rewe „Pick & Go“ in Hamburg zum Beispiel verlassen die Kund:innen, die sich vor ihrem Einkauf in der Rewe-App registriert haben, den Markt ohne aktiven Bezahlvorgang. Der Einkaufsbetrag wird automatisch per App ausgelöst und vom Kundenkonto abgebucht. Zusätzlich gibt es im Hamburger „Pick & Go“ noch drei weitere Varianten für den Bezahlprozess: „Scan & Go“ mit Smartphone-App und Bezahlen am Terminal, den stationären SCO und die bemannte Kasse.

In Anbetracht der immensen Investitionskosten ist ein flächendeckender Roll-out der „Grab & Go“-Konzepte heute noch keine Option. Es ist kein Geheimnis, dass die aktuell 19 Testmärkte in Deutschland (weitere Betreiber sind u. a. Edeka mit Netto, Tegut und die Deutsche Bahn) weit davon entfernt sind, rentabel zu wirtschaften. Es geht den Betreibern in erster Linie darum, Erkenntnisse über die Praxistauglichkeit der Technologien und zur Kundenakzeptanz zu gewinnen. Prof. Stefan Rüschen von der DHBW Heilbronn, anerkannter Experte für 24/7 Smart Stores, rechnet dennoch damit, „dass wir bei kleineren Convenience Stores in den nächsten Jahren einen Durchbruch in Deutschland sehen werden.“

Das Angebot am Checkout muss vielfältig sein, um die Kunden bestmöglich bedienen zu können.

Patrick Schlueter

Geschäftsleiter, Globus Markthalle Koblenz

Prozessoptimierung mit KI

Die Gesamtzahl der Kassen im deutschen Einzelhandel ist rückläufig.

Die Gesamtzahl der Kassen im deutschen Einzelhandel ist rückläufig.
Foto: Diebold Nixdorf

Die Eingrenzung von Diebstählen und Betrugsversuchen ist aktuell eine große Herausforderung beim Betrieb von SCO-Kassen. „Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass an Self-Checkout-Kassen der Ladendiebstahl um 15 bis 30 Prozent höher liegt als an bedienten Kassen“, sagt Frank Horst, Projektleiter der EHI Self-Checkout Initiative. Ausgangsschleusen, Monitore und Kamerasysteme sind gängige Mittel, dem Diebstahl am SCO entgegenzuwirken. KI-basierte Kameras zur Produkt-und Verhaltenserkennung sowie KI-gestützte Datenauswertung werden in Zukunft in der Lage sein, Diebstähle und Betrugsversuche weitgehend automatisiert zu erkennen und Alarmmeldungen zu generieren.

Bereits im Praxiseinsatz sind KI-basierte Kameralösungen zur Altersprüfung an SB-Kassen, zum Beispiel beim Kauf von alkoholischen Getränken. Weiterentwicklungen gibt es auch bei der KI-Produkterkennung von losen Obst- und Gemüseartikeln am SCO. „Mit unserer KI-Lösung werden die Produkte mit einer Genauigkeit von über 95 Prozent erkannt“, sagt Steve Howells, General Manager DACH bei Toshiba Global Commerce Solutions. Neben der Zeitersparnis für den Kunden bei der Artikelerfassung erhöht sich als weiterer Vorteil die Produktivität der Mitarbeitenden, weil sie seltener intervenieren müssen. Auf der diesjährigen NRF Show in New York wurden KI-Lösungen vorgestellt, die in der Lage sind, mehrere unterschiedliche Artikel gleichzeitig zu erkennen – mit oder ohne Barcode.

Freie Wahl am Checkout

Der Trend bei Checkout-Systemen geht weiter zum parallelen Angebot mehrerer Optionen. Kund:innen werden künftig je nach Branche eine Vielfalt an Formaten vorfinden. Jede Variante hat ihre Berechtigung, ein „One size fits all“ gibt es nicht. Neue KI-basierte Technologien werden die Prozesse am SCO weiter optimieren. Fest steht aber auch: Die bediente Kasse, ob mit oder ohne Bargeldfunktion, wird es auch weiterhin geben.

Diebstahl-Prävention über Kameraerkennung und Abgleich mit Scan-Ereignissen halte ich für einen geeigneten Weg, Inventurdifferenzen am Self-Checkout zu reduzieren.

Sören Gatzweiler

Geschäftsführer, Smart Retail Solutions

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