Praktisch alle großen Lebensmittelfilialisten bieten heute eigene Apps für ihre Kundschaft an. Eine mobile App versetzt den Händler in die Lage, jederzeit mit den Kunden zu kommunizieren. Mit Apps können sie aktuelle Angebote auf dem Smartphone durchforsten, Gutscheine nutzen, Einkaufslisten anlegen und nach Rezepten suchen. Einige Apps bieten auch Bezahlfunktionen und den digitalen Kassenbon an. Für den Händler besteht ein Hauptvorteil einer App darin, personenbezogene Daten über die Shopper zu sammeln. Welche Produkte werden angeschaut, welche auf die Einkaufsliste gesetzt? Welche digitalen Coupons werden gespeichert und eingelöst? Wie oft, wie lange und an welchen Wochentagen wird nach Angeboten gesucht? Diese Informationen können Unternehmen nutzen, um persönliche Angebote auszuspielen. Shopping-Apps sind somit Marktforschungs-Tool und Kundenbindungsprogramm in einem.
Late Starter
Ob ADEG, Hofer, Rewe oder Spar – auch im Nachbarland Österreich sind die großen Lebensmittelketten mit digitalen Kundenbindungsprogrammen unterwegs. Erst seit kurzem zählt auch Mpreis dazu. Das in Tirol beheimatete Familienunternehmen, das mit seiner ästhetisch ansprechenden Filialarchitektur auch außerhalb der Alpenrepublik einen hohen Bekanntheitsgrad genießt, betreibt zwar bereits seit 2014 einen Onlineshop, hatte aber bislang noch kein digitales Kundenbindungsprogramm. Der Startschuss für das Projekt „Retail-App“ fiel im Juli 2023. Vom ersten Kick-off-Meeting mit dem IT-Dienstleister Forte Digital bis zum Launch der Mpreis-App verging gerade einmal ein halbes Jahr.
Für Joachim Bader von Forte Digital sind die Personalisierung der App und die Customer Centricity die zentralen Erfolgsfaktoren einer Retail-App: „Wir haben uns anfangs genau angesehen, was die Kundinnen und Kunden von einer Mpreis-App erwarten.“ Zum ersten Mal in der Geschichte von Mpreis seien sämtliche Abteilungen in ein Kundenprojekt eingebunden gewesen. Im Vordergrundstand der „Zero-Friction-Ansatz“: Um die Customer Journey so reibungslos wie möglich zu gestalten und mögliche Frustrationspunkte zu vermeiden, sollte sich die App auf die wesentlichen Features konzentrieren.
Verfügbarkeit abfragen
Mit der App kann die Kundschaft online shoppen, Einkäufe mit dem digitalen Einkaufsassistenten planen und auch eine Rezeptfunktion nutzen. Die App zeigt auch die Verfügbarkeit von Aktionsprodukten im Store an. Exklusive Gutscheine und Handzettel mit Aktionen der Woche sind ebenfalls integriert. Dafür lässt sich auch eine Benachrichtigungsfunktion einstellen. Die Gutschriften werden automatisch an der Kasse abgezogen, sobald die App vorgezeigt wird. Ulrich Theilmann, Ressortleiter für Digitalisierung bei Mpreis: „Mit der App können wir höhere Warenkörbe generieren, die Frequenz der Besuche erhöhen und einen täglichen Touchpoint zu unseren Kunden schaffen. Die App wird damit zum Kernbestandteil für die Omnichannel Experience.“ Die Nutzung der App setzt keine Registrierung voraus. Wer sich registrieren möchte, wird mit einem 10-Prozent-Rabatt beim ersten Einkauf belohnt.
„Durch die Verknüpfung mit der Mpreis-IT wurde eine digitale Plattform als Ergänzung zur bestehenden IT-Landschaft geschaffen“, sagt Ulrich Theilmann. Auch viele Micro-Services konnten genutzt werden. Theilmann: „Forte Digital hat uns dabei geholfen, diese noch einmal neu zu connecten.“
Die Ergebnisse nach dem Launch: App-Kunden haben einen durchschnittlichen Warenkorb von 120 Prozent im Vergleich zum Normalkunden. Ziel ist es laut Theilmann, mehr Kunden in dieses Segment zu bekommen. Eine Bewertungsnote von 4,6 zeigt, dass die App bei den Verbrauchern ankommt. Das freut auch den Entwickler: „Bei Apple iOS hat es die Mpreis-App in der Kategorie Shopping auf Platz 1 der App-Charts in Österreich geschafft“, sagt Joachim Bader.
Nach dem Launch im Februar 2024 befindet sich die App in der stetigen Weiterentwicklung. Geplant ist es, die österreichische Post in die per App generierten Bestellungen einzubinden und App-Anwendungen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz weiter voranzubringen.
Jeder Markt ein Unikat
Mpreis mit Sitz in Völs bei Innsbruck ist ein Familienunternehmen mit knapp 300 Filialen, hauptsächlich in Westösterreich und Südtirol, mit etwas mehr als 1 Mrd Euro Jahresumsatz. Seit über 100 Jahren versorgt das familiengeführte Unternehmen in der mittlerweile vierten Generation mit mehr als 6.000 Mitarbeitenden die Alpenregion mit Lebensmitteln. Eine Besonderheit ist, dass jeder Markt mit einer individuellen Außenarchitektur geplant und umgesetzt wird.