Dank neuer Komponenten verbessert sich die Energieeffizienz von POS-Systemen mit jeder Modellgeneration: Stromsparende Prozessoren, SSD-Speicher, LED-Displays oder Netzteile in Kombination mit Energiemodi senken den Verbrauch während des Betriebs. Christian Weber, Director POS Solutions bei Diebold Nixdorf: „Weitere Fortschritte sind zum Beispiel über innovative und KI-getriebene Konzepte, die präventive Services beinhalten, zu erwarten.“ So lassen sich Anfahrten durch Servicepersonal reduzieren.

Die modulare „Beetle A“-Serie von Diebold Nixdorf bietet energiesparende und nachhaltige Komponenten
Foto: Diebold Nixdorf
Die Energiebilanz ist aber nur ein Teil vom Ganzen. Es zählt der vollständige Produktlebenszyklus, von der Entwicklung, Produktion und Logistik über den Betrieb und Service bis hin zu Rücknahme und Recycling des POS- Systems. „Sind die Systeme modular konzipiert und damit flexibel konfigurierbar und kombinierbar, müssen Händler weniger Hardware anschaffen und können dennoch mehr aus ihrem IT-Equipment herausholen und schneller skalieren“, so Weber. „Wenn die Systeme dann noch wartungsarm und langlebig sind, kann sich die Ökobilanz sehen lassen.“
Passend eingestellt
Dass bei den POS-Lösungen noch Potenzial für eine bessere Energiebilanz bei gleicher Leistung besteht, sieht auch Stephen Howells. Der General Manager D-A-CH bei Toshiba Global Commerce Solutions weist darauf hin, dass in den letzten Jahren oft Lösungen installiert worden seien, deren Leistungsfähigkeit im Betrieb gar nicht ausgeschöpft werde. „Bei Neuanschaffungen beraten wir die Einzelhändler, wie sie ihren Kunden ein optimales Einkaufserlebnis bieten und dabei möglichst wenig Energie verbrauchen.
Bei der Auswahl der POS-Lösung geht es nicht darum, welches System am wenigsten Energie benötigt, sondern um eine anwendungsgerechte Lösung.
Stephen Howells
Auch bei bestehenden Installationen könne deren Konfiguration geändert werden, um Energie zu sparen, etwa ein Wechsel in den Standby-Modus während der Pausenzeiten. Jörk Schüßler, Marketing Director EMEA von Citizen Systems Europe erklärt, dass in den bestehenden Systemen bereits viele Sparmöglichkeiten eingebaut seien, die jedoch häufig noch nicht genutzt würden. So können die Drucker von Citizen Systems komprimierte Bons mit enger geschriebenen Informationen bei verringerten Weißräumen produzieren, etwa beim Drucken mit 230 dpi.

Der CT-S4500 von Citizen verkleinert große A4-Dokumente zu 4-Zoll-Drucken
Foto: Citizen Systems
Auch wenn der Druck direkt oben auf der Quittung beginnt, lassen sich jedes Mal mehrere Zentimeter Thermopapier einsparen. „Meistens wird dieses Einsparpotenzial jedoch nicht genutzt, weil der Bon als Visitenkarte des Unternehmens gestalterischen Prinzipien folgt“, so Schüßler. „Die meisten Bons haben ein Einsparpotenzial von bis zu 30 Prozent.“
Auch die langjährige Haltbarkeit eines hochwertigen Markenprodukts wirke sich auf die Umweltbilanz aus, indem beispielsweise eine doppelte Produktlebenszeit die Hälfte der Produktion von No-Name-Geräten ersetze. Allerdings stehe diese Sichtweise im Handel erst am Anfang. Citizen Systems will in Sachen Nachhaltigkeit über die reine Reduktion der Betriebs-kosten hinausgehen und setzt halogenfreie Gehäuse und Metall ein, um die Produkte besser recycelbar zu machen.
Die Schweizer Scandit AG, Spezialist für Datenerfassungssoftware, sieht gerade im Software-Bereich noch viele Prozesse, die mit modernen Lösungen nachhaltiger gemacht werden können. Jessica Grisolia, Senior Industry Solution Manager bei Scandit, nennt als Beispiel den Einsatz von intelligenten Datenerfassungslösungen auf mobilen Geräten. Mit Smart Data Capture seien Einzelhändler stets über ihre Bestände im Bilde und könnten Trends in der Nachfrage schnell erkennen. Damit würden nicht nur Out of Stocks vermieden, sondern auch unnötige Lieferfahrten und Verschwendung aufgrund von Verderb oder mangelnder Nachfrage.
Als weiteren Vorteil nennt Grisolia, dass mit Smart-Data-Capture-Lösungen verschiedene Aufgaben auf einem einzigen Gerät erledigt werden können. Damit werden unterschiedliche Spezialgeräte überflüssig, was den ökologischen Fußabdruck der Einzelhändler reduziert.
Gerade im Software-Bereich gibt es noch viele Prozesse, die mit modernen Lösungen nachhaltiger gemacht werden können.
Jessica Grisolia
Nachhaltigkeit fördern
Die Adesso SE, ein unabhängiger IT-Dienstleister, untersucht, welche Umweltauswirkungen IT-Systeme haben und wie diese die Ökobilanzen von Unternehmen beeinflussen. „Die Handlungsfelder nachhaltiger Software sind vielfältig“, erklärt Yelle Lieder, Berater bei Adesso. Insbesondere die Nutzung erneuerbarer Energien werde oft unterschätzt. Dabei geht es nicht etwa um die Buchung eines Grünstromtarifs, sondern um die aktive Steuerung ressourcenintensiver Vorgänge.
Die Systeme führen anhand von Strommarkt- und Wetterdaten selbstständig Prozesse aus. So kann beispielsweise der Versand eines Newsletters oder das Backup eines ERP-Systems dann erfolgen, wenn gerade viel Windkraft produziert wird.
Konkrete Aspekte, auf die Händler achten sollten, sind laut Adesso unter anderem, ob Lösungen ressourcenschonend in der Cloud betrieben werden, abwärtskompatibel sind und möglichst datensparsam arbeiten. Gemeinsam mit der XU Group und Climate Partner hat die Firma die School of Sustainability entwickelt, in der Personal online Nachhaltigkeits-Kompetenzen aufbauen kann. Dies werde in vielen Unternehmen noch als Compliance-Thema verstanden, sagt Yelle Lieder. „Wir müssen es jedoch vor allem als Chance begreifen, Kund:innen zu begeistern, Umsätze mit neuen nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen zu generieren und durch effiziente digitalisierte Prozesse auch Kosten zu sparen.“