Material- und Ressourcenschonung standen bei der Entwicklung des neuen Stores im Vordergrund. Baustoffe des Vorgängerbaus hat man soweit möglich erhalten oder wiederverwendet, neue Materialien aus einem Umkreis von rund 100 Kilometern bezogen. Aus Bauschutt wurden wieder Mauern, und aus der Verschalung des Gebäudes ist die charakteristische Fassade des Stores entstanden.
Eine der wichtigsten Vorgaben an die ausführenden Architekten von Kooo Architects war die Minimierung des CO2-Ausstoßes während der Bauphase. Der gesamte Bauablauf wurde auf dieses Ziel ausgerichtet. Der CO2-Fußabdruck des Umbaus wurde detailliert analysiert. Damit die sanierte Bausubstanz mindestens weitere 30 Jahre hält, wurde das Gebäude komplett entkernt.
Als die alten Mauern abgerissen wurden, gelang es, viele intakte Ziegel wiederzuverwenden, um die bestehenden Mauern ausbessern zu können. Der Bauschutt der abgebrochenen Decken und Wände wurde gesammelt, um daraus vor Ort sog. „rebirth bricks“ herzustellen, die für die neuen Böden verwendet werden konnten.
Weitere Anforderungen an das Projekt waren, die Transportwege so kurz wie möglich zu halten, möglichst wenig Oberflächen zu veredeln, das Gebäude energieeffizient zu gestalten und möglichst viele Materialien wieder zu verwenden.
Raum für die Nachbarschaft
Als Teil der Nachbarschaft versucht Freitag mit dem Store einen sozialen Raum zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist die begrünte Dachterrasse, die öffentlich zugänglich ist und gemeinsam mit der Nachbarschaft bepflanzt wird.
Das Dach wurde in Zusammenarbeit mit dem Urban Gardening Kollektiv Forest City Studio bepflanzt. Ziel ist es, die Biodiversität im Viertel zu fördern. Der saisonal bepflanzte und biologisch bewirtschaftete Garten steht der Nachbarschaft und der Community offen, um sich zu treffen oder gemeinsame Aktivitäten durchzuführen.
Die Kreislauf-Werkstatt
Im Erdgeschoss des Stores befindet sich die Reparaturwerkstatt. Hier werden Taschen aus ganz China von einer speziell geschulten Freitag-Mitarbeiterin aufbereitet. So können die Taschen im Sinne der Kreislaufwirtschaft noch länger genutzt werden.
Im angrenzenden Workshop wurde exklusiv für Shanghai ein analoges Erlebnis des digitalen Individualisierungstools entwickelt. Hier kann man mit einer Industriefernbedienung das Schnittmuster eines Taschenmodells in Originalgröße auf eine Plane projizieren. So kann man sich seine eigene Tasche aus gebrauchten LKW-Planen gestalten.
Die gesamte Produktpalette von Freitag ist im ersten und zweiten Stock zu finden. In diesem Bereich sind auch die Sitzobjekte zu sehen, die in Zusammenarbeit mit Leandro Destefani entwickelt wurden. Diese stellen Materialgeschichte erlebbar dar. Inspiriert wurden sie von den gestapelten Lastwagenplanen in den Industrieregalen der Freitag-Fabrik in Zürich.
Das Warenlager des Stores ist für alle Kund:innen einsehbar. Es erstreckt sich über drei Etagen entlang der freistehenden Wand. Über einen Warenaufzug und Regale, die auf Schienen an der rund acht Meter hohen Wand zu den Etagenböden kurbeln, sind die Lagerobjekte erreichbar.
144 Tonnen CO2 eingespart
Da der gesamte Bauprozess auf die Minimierung von CO2-Emissionen ausgerichtet ist, wurden für den Store Shanghai verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Emissionen um ca. 144 t CO2 zu reduzieren. Diese Zahl bezieht sich auf die Produktionsphase, die Bauphase sowie die Rückbau- und Entsorgungsphase. Sie entspricht der Menge an CO2, die 11.500 Buchen zusammen in einem Jahr binden können.