Battersea: Transformation zur Einkaufs-Mall | stores+shops

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Das Innere des ehemaligen Kohlekraftwerks Battersea gliedert sich in zwei deutlich voneinander unterschiedene Bereiche, was sich in der Raumgestaltung widerspiegelt. Im Bild die vom Art déco geprägte Turbinenhalle A.
Foto: John Sturrock

Battersea: Transformation zur Einkaufs-Mall

Vielleicht wird Großbritannien nie wieder die Eröffnung einer so großen Einkaufs-Mall erleben. Dann aber zumindest wäre die Jahrzehnte währende und nun abgeschlossene Transformation der weithin sichtbaren Battersea Power Station in London ein krönender Abschluss gewesen.

Battersea Power Station

Circus Rd W, Nine Elms
London SW11 8AL
Vereinigtes Königreich

Neueröffnung: 15.10.2022

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Battersea Power Station

 Circus Rd W, Nine Elms London SW11 8AL Vereinigtes Königreich

Das ehemalige Kohlekraftwerk Battersea am Ufer der Themse im Südwesten von London, das einst nahezu ein Fünftel des Londoner Strombedarfs deckte, ist wirklich eine ikonische (hier ist dieses ansonsten überstrapazierte Wort tatsächlich angebracht) Landmarke und hat einen festen Platz im Herzen der Bevölkerung. Die jüngere Geschichte des Bauwerks war jedoch eine beklagenswerte Aneinanderreihung von katastrophal gescheiterten Plänen. Nach der Schließung des Kraftwerks Anfang der 1980er Jahre wurde das Gebäude komplett entkernt und über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben.

Uniqlo hat in Battersea sein zweites „Re.Uniqlo“-Studio eröffnet.

Uniqlo hat in Battersea sein zweites „Re.Uniqlo“-Studio eröffnet.
Foto: John Sturrock

Sein Wiederaufstieg zu neuer Größe begann 2012, als ein malaysischer Investor ein Mischnutzungskonzept mit Wohnungen, Büros und Einzelhandel vorlegte, in dessen Mittelpunkt das sanierte Gebäude des ehemaligen Kohlekraftwerks stehen sollte. Seitdem wurden in mehreren Abschnitten Apartments, Gewerbe und Ladengeschäfte zu ebener Erde gebaut.

Nach Angaben der Battersea Power Station Development Company (BPSDC) sind 90 Prozent der Einzelhandelsflächen entweder bereits vermietet oder fertiggestellt und auf dem Markt. Pünktlich zur Eröffnung der Mall waren mehr als 60 neue Geschäfte und Gastronomiebetriebe in die beiden ehemaligen Turbinenhallen eingezogen, die einmal 100 Läden und Restaurants beherbergen sollen.

Die meisten der noch nicht eröffneten Geschäfte gehen in der Vorweihnachtszeit an den Start, während die Londoner Fitnessstudio-Kette „Third Space“ und ein Food Court mit einer Fläche von 2.000 qm 2023 dazustoßen werden. Die Entscheidung, die Eröffnung des Food Courts zu verschieben, ist im Wesentlichen der Tatsache geschuldet, dass noch nicht genügend Mitarbeitende eingestellt werden konnten, um das starke Vorweihnachtsgeschäft abdecken zu können. Das führt dazu, dass es der Mall noch an dem für einen Food Court typischen geschäftigen Treiben fehlt.

Neues Stadtteil-Zentrum

Nach Aussage von BPSDC-Geschäftsführer Simon Murphy soll die Mall in erster Linie dafür sorgen, dass ein Teil der „vielen Millionen Pfund, die die Bevölkerung in Wandsworth [das Quartier, in dem sich die Mall befindet] jedes Jahr im Einzelhandel und für Freizeitangebote ausgibt, im Stadtviertel bleibt“. Zur Erreichung dieses Ziels hat der Entwickler dafür gesorgt, dass eine beeindruckende Vielzahl an Mode,- Beauty- und Freizeitmarken in dem ehemaligen Kohlekraftwerk vertreten ist, wobei der Industriecharme im Inneren der beiden Turbinenhallen bei den Besucher: innen für den Wow-Effekt sorgt.

Die in den 1950er-Jahren errichtete Turbinenhalle B wirkt dagegen geschlossener – hier finden sich Geschäfte aus dem mittleren Preissegment.

Die in den 1950er-Jahren errichtete Turbinenhalle B wirkt dagegen geschlossener – hier finden sich Geschäfte aus dem mittleren Preissegment.
Foto: John Sturrock

Denn das von außen so homogen wirkende Bauwerk wurde tatsächlich in zwei Phasen errichtet, von denen eine in die 1930er Jahre und die andere in die 1950er Jahre fiel. Der Gebäudeteil aus den 1950ern ist geschlossen, stimmungsvoll beleuchtet und zeigt ein Design, das man vielleicht am besten mit brutalistischem Tschernobyl-Chic beschreiben könnte.Der Teil aus den 1930er Jahren dagegen ist von einer beeindruckenden Art-déco-Ausstattung und großen Oberlichtern geprägt. Dabei beherbergt der Art-déco-Teil die exklusiveren Geschäfte aus dem Luxus- und Premium-Segment und der ab 1950 errichtete Gebäudeteil die etwas alltäglicheren Brands.

Bekannte internationale Marken finden sich neben unabhängigen Einzelhändlern und Geschäften, die sich erstmals im stationären Handel versuchen. Einige Einzelhändler nutzen den Standort für alternative Flaggschiffgeschäfte. So hat Uniqlo in Battersea den zweiten seiner „Re.Uniqlo Studio“-Concept-Stores eröffnet – nach der neuen Filiale in der Regent Street, in der ebenfalls Reparatur- und Recycling-Leistungen angeboten werden.

Ergänzt wird der Mix aus Geschäften und Gastronomie durch ein kleines Kino, verschiedenste Unterhaltungsangebote, den in einen der 109 m hohen Schornsteine eingebauten Glasaufzug namens „Lift 109“, von dem aus man eine fantastische Aussicht auf London hat, etliche Büros (von denen einige von Apple gemietet wurden) sowie Co-Working-Spaces.

Das Battersea-Konzept von Starbucks: In die Geschichte des Orts eingetaucht

„Wir haben uns bei der Gestaltung unserer Filiale von den Art-déco-Elementen und dem industriellen Erbe des historischen Gebäudes inspirieren lassen“, berichtet Alex Rayner, General Manager von Starbucks UK. Er konkretisiert: „Die industrielle Ästhetik spiegelt sich in der offenen Raumgestaltung der Filiale wider. Neben der Industrie-Optik steht bei uns natürlich der Kaffee im Mittelpunkt des Designs.

Wir repräsentieren unseren Markenkern – Kaffee, der als Getränk Menschen verbindet – durch Brauntöne von hell bis dunkel und einen beleuchteten geschwungenen Baldachin. Letzterer steht für die Schritte vom Mahlen der Kaffeebohnen bis zum Einfüllen des Getränks in den Becher und setzt unsere Kaffeebar in Szene. Die Ausstattung und die Grafiken, auf denen Maschinen und mechanische Elemente gefeiert werden, zeigen, wie tief wir bei der Gestaltung unserer Filiale in der Turbinenhalle A in die Geschichte dieses Ortes eingetaucht sind.“

Industrie-Charakter erhalten

Die beiden ehemaligen Schaltwarten, von denen aus die Stromversorgung für ein Gebiet gesteuert wurde, das sich von der Carnaby Street, dem Buckingham Palace (für den sich in der Schaltwarte die Code-Bezeichnung Carnaby Street 2 findet) und dem britischen Parlament bis ganz nach Wimbledon erstreckt, wurden komplett saniert. Eine ist nun Veranstaltungsraum, die andere Cocktail-Bar. Die Original-Schaltpulte und -tafeln blieben erhalten.

In der Wandgestaltung spiegelt sich die frühere Nutzung des Gebäudes wider.

In der Wandgestaltung spiegelt sich die frühere Nutzung des Gebäudes wider.
Foto: Andrew Hendry

Das Architekturbüro Wilkinson Eyre, das vor allem durch die Gestaltung des Millennium Wheel/London Eye bekannt wurde hat etliche Bauelemente in Einklang mit dem von Sir Giles Gilbert Scott geschaffenen Meisterwerk originalgetreu restauriert. Die Schornsteine (die einsturzgefährdet waren und deshalb neu errichtet werden mussten) und die Turbinenhallen wurden als prägende Gebäudeteile bewahrt. Die raumhohen Leerräume hinter dem nördlichen und dem südlichen Eingang, ein weiträumiges zentrales Atrium und die unverstellten Turbinenhallen, die zu Einzelhandelsgalerien umgebaut wurden, betonen die enorme Raumwirkung.

Starbucks hat den Industriecharme des Gebäudes mit seinen Art-déco-Elementen erfasst und in seiner Filiale mit einem ganz eigenen Design konsequent fortgeführt.

Starbucks hat den Industriecharme des Gebäudes mit seinen Art-déco-Elementen erfasst und in seiner Filiale mit einem ganz eigenen Design konsequent fortgeführt.
Foto: Andrew Hendry

„Als wir das Projekt starteten, war ein großer Teil des Gebäudes bereits stark in Mitleidenschaft gezogen“, so Projektleiter Sebastien Ricard. „Wir wollten den Charakter eines Industriegebäudes erhalten, innerhalb der Mauern aber moderne Elemente wie Brücken und Galerien nutzen, um die verschiedenen Bereiche miteinander zu verbinden.“ Durch die Öffnung der restaurierten Turbinenhallen konnten sogar die alten Oberflächen und Gestaltungselemente erhalten werden.

Gleichzeitig wurde für die Läden und Geschäfte eine einheitliche Fassadengestaltung vorgegeben, um eine gewisse Ruhe hineinzubringen. Die Ziegelmauern wurden sorgfältig restauriert, und auch in anderen Aspekten hat man großen Wert darauf gelegt, das industrielle Erbe des ehemaligen Kraftwerks zu bewahren.

Die einheitliche Fassadengestaltung der Geschäfte äußert sich darin, dass Formen und Farben aufeinander abgestimmt sind und zueinander passen. Um dies durchzusetzen, ist der Entwickler auf die Einzelhändler zugegangen und hat ihnen vermittelt, weshalb man auf dieses Designkonzept setzt, erklärt Sam Cotton, Leasing Director bei BPSDC. Viele Geschäfte haben den industriellen Charakter des ehemaligen Kraftwerkskomplexes in der Verkaufsraumgestaltung allerdings nicht fortgesetzt und damit möglicherweise Potenzial verschenkt – mit der lobenswerten Ausnahme von Starbucks (siehe Kasten oben).

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