Laden-Monitor 2023 : Planen auf Sicht im Einzelhandel | stores+shops
{{{name}}}

Vorgeschlagene Beiträge

Anzeige

Zu große Investitionsstaus wollen alle Befragten vermeiden: Rein krisenorientiertes Handeln führe nicht zu dauerhaften Lösungen, so der Tenor.
Foto: adobe.stock/peshkova

Laden-Monitor 2023 : Planen auf Sicht im Einzelhandel

Seit dem Beginn der Coronapandemie Anfang 2020 und verschärft durch den Ukraine-Krieg bestimmen Materialknappheit, Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen im Bereich Rohstoffe und Energie die Planung der Ladenbauprojekte im Handel.

Die Folge ist eine bislang nie da gewesene Planungsunsicherheit in den Ladenplanungsabteilungen im deutschsprachigen Handel, dessen Alltagsgeschäft insbesondere im vergangenen Jahr stark von der Aufrechterhaltung der Lieferketten geprägt war. Dies ist die Erfahrung der Leiter:innen von Bau- und Einrichtungsabteilungen von 50 der größten Handelsunternehmen in der D-A-CH-Region, mit denen das EHI für den EHI-Laden-Monitor 2023 gesprochen hat.

Neben der Bewältigung der Beschaffungsproblematik ging es dabei angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre um folgende Fragen: Wie müssen sich Store-Formate weiterentwickeln? Was bedeutet dies für Projektmanagement und Planungsprozesse? Wie werden sich Beschaffungsstrukturen und Auswahlkriterien für Lieferanten ändern, und nicht zuletzt: Wie wirkt sich all dies auf die Investitionen in den Ladenbau aus?

Kälte kostet

Im Lebensmittelhandel belaufen sich die Einrichtungsinvestitionen je qm Verkaufsfläche (VKF) im Jahr 2022 auf 852 Euro im Super- bzw. kleinen Verbrauchermarkt (bis 2.500 qm VKF), für große Verbrauchermärkte (ab 2.500 qm VKF) liegen sie bei 676 Euro/qm VKF. Im Vergleich zum EHI-Laden-Monitor 2020, als zuletzt Investitionskennzahlen dafür erhoben wurden, entspricht dies im Supermarktbereich einem Anstieg von 15,9 Prozent.

Ein Vergleichswert zu 2019 für die größeren Märkte liegt nicht vor. Bei der Mehrheit der befragten Food-Händler bestimmten konzeptbedingte Aufwendungen für ein hochwertiges Ladenbild in Verbindung mit Investitionen in neue Filialtechnik weiterhin die Kosten für die Neueinrichtung eines Lebensmittelmarktes. Größter Kostentreiber in diesem Kontext bleibt die Kältetechnik, bedingt durch mehr Verbrauchsträger wie auch eine forcierte Umrüstung auf energieeffiziente Technik als Folge der weiteren Verschärfung der F-Gas-Verordnung.

Kundenmagnete

Die Kosten für die Neueinrichtung eines Fachgeschäfts aus dem Textil-, Schuh- und Sporthandel sind im Vergleich zum EHI-Laden-Monitor 2020 um 21,6 Prozent gestiegen und belaufen sich jetzt auf 653 Euro/qm VKF. Dabei geht es auch hier unverändert um eine hochwertige Ladenoptik und ein zeitgemäßes Storedesign: die wenigen neuen Objekte im Fashion-Handel sollen aus Sicht der befragten Ladenbauexperten:innen etwas Besonderes sein, um für Aufmerksamkeit zu sorgen.

Zudem geht es nach Lockdown und Social Distancing wieder mehr um Inszenierung: Themen müssen stärker gespielt und Begehrlichkeiten geweckt werden, um die Kundschaft in die Läden zu ziehen. Für den Anstieg der Einrichtungskosten sind damit im Lebensmittelhandel wie auch bei der Mehrheit der befragten Nonfood-Unternehmen konzeptionelle Ursachen weiter ausschlaggebend. Allerdings ist dieser Kostenanstieg zusätzlich massiv verstärkt worden durch die Preissteigerungen an den Beschaffungsmärkten. 67 Prozent der befragten Unternehmen stellten im Schnitt einen Anstieg von bis zu 20 Prozent fest, der auf laufende Abschreibungen und Projektplanungen durchgeschlagen hat.

Neue Wege beschreiten

Den Lebensmittel- und Drogeriemärkten ebenso wie größeren Filialisten mit hohem Projektaufkommen ist es gelungen, über eine verstärkte Diversifizierung der Supply Chain mit neuen Lieferanten und Bezugsquellen ihre Lieferketten entsprechend anzupassen und sich mit einer frühzeitigen Bestellung bzw. Bevorratung von Regal- und sonstigen Einrichtungselementen zumindest vorübergehend von der Preisentwicklung etwas abzukoppeln.

Nonfood-Händler, denen dies aufgrund sehr viel kleinerer Projektvolumina oder vieler Individualprojekte nicht möglich ist, sind nach eigener Aussage auf preisgünstigere Materialien ausgewichen, haben ihre Einrichtungsprogramme über die Reduzierung von Modulen und Sondermöbeln bei zugleich mehr Standardisierung verschlankt und nicht zuletzt ihre Projektplanungen insgesamt gekürzt. Bei einer weiterhin – mit Ausnahme weniger Branchen – vorsichtigen Expansion steht die Bestandsoptimierung für 68 Prozent der befragten Händler im Fokus.

Dies ist ein klarer Rückgang im Vergleich zur Studie in 2020. Insbesondere im Textilbereich wurden Anzahl und Volumen von Ladenbauprojekten schon zu Beginn der Pandemie deutlich heruntergefahren, was sich bis heute auf die Investitionsbudgets und -planungen in diesen Branchen auswirkt. In den Ladenplanungsabteilungen wird jetzt noch intensiver geprüft, ob und wo sich Umbaumaßnahmen in welchem Umfang rechnen.

Das Alltagsgeschäft überlagert derzeit die Konzeptarbeit. Dennoch arbeiten viele Unternehmen an neuen Konzepten, sind doch die eigenen Läden starke Wahrnehmungstreiber für die Marke.

Claudia Horbert

Leiterin Forschungsbereich Ladenplanung + Einrichtung , EHI Retail Institute

Alltag geht vor

Da Preissteigerungen insbesondere für Energie und Personal derzeit nur schwer abzuschätzen sind, sind längerfristige Planungen von Ladenbauprojekten für viele Handelsunternehmen kaum mehr möglich. In der Studie wird deutlich: Man plant weiter auf Sicht, verbunden mit einem hohen Aufwand, die Gewerke und damit die Baustellen zu unterhalten.

Für viele Interviewpartner: innen überlagert das Alltagsgeschäft, mithin die Umsetzbarkeit von Projekten, gegenwärtig die Konzeptarbeit. Dennoch arbeiten viele Unternehmen an neuen Konzepten, sieht man doch die eigenen Läden unverändert als starke Wahrnehmungstreiber für die Marke. Zu große Investitionsstaus wollen alle Befragten vermeiden: Rein krisenorientiertes Handeln führe nicht zu dauerhaften Lösungen, so der Tenor.

EHI-Laden-Monitor 2023

EHI-Laden-Monitor 2023
Foto: EHI

EHI-STUDIE: Laden-Monitor 2023

Die Studie ist ab sofort zum Download erhältlich.
Für EHI-Mitglieder ist die Studie kostenlos.

Kontakt: Maren Franken, vertrieb@ehi.org, Tel. + 49 221 57993-43

Die Corona-Pandemie beeinflusst die Ladenbaubranche: Viele Händler haben geplante Umbauvorhaben erstmal auf Eis gelegt.
Einrichtung

Ladenbau: Dellen im Auftragseingang

Geschäftsschließungen und rückläufige Umsätze in Folge der Covid-19-Pandemie haben in der Ladenbaubranche Spuren hinterlassen. Viele Händler haben geplante Umbauvorhaben erstmal auf Eis gelegt und warten ab, wie sich die Situation in den nächsten Monaten entwickeln wird. stores+shops hat sich in der Ladenbaubranche umgehört, wie Unternehmenslenker die aktuelle Lage einschätzen.

Bei der Realisierung von Store-Konzepten in Citylagen werden künftig Nachhaltigkeit und Erlebnisorientierung im Fokus stehen.
Storedesign

Interview: Moderner Ladenbau für attraktive Innenstädte

Nicht erst seit der Coronapandemie und den damit verbundenen Lockdowns drohen viele, insbesondere kleine und mittelgroße Innenstädte durch Leerstände zu veröden. Um dieser Entwicklung effizient entgegenzuwirken, müssen die Innenstädte den veränderten Bedürfnissen der Menschen angepasst werden, auch anhand veränderter Ladenbaukonzepte. Was damit gemeint ist, erklärt Benjamin Blocher, Geschäftsführer des Architekturbüros Blocher Partners.

Produkt-News